Der Kastanienbaum kann, muss aber nicht beschnitten werden. Wer diese Pflegemaßnahme durchführen möchte, muss allerdings einiges beachten, denn sonst könnte die Kastanie von einem Pilz befallen werden.

Kastanie schneiden -
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Kastanien (Castanea) sind für viele eine schöne Erinnerung an die eigene Kindheit. Und wer heute Kinder hat, gibt diese Erinnerung gern weiter. Dann werden im Herbst die heruntergefallenen roten Früchte der klassischen Rosskastanie, wie wir sie in Deutschland zu Hauf finden, gesammelt und anschließend wird zu Hause gebastelt. Und tatsächlich lassen sich eine Menge schöne und interessante Figuren mit diesen Kastanien kreieren. Auch Kastanienketten, Dekoartikel und manches mehr entsteht, wenn man flinke Kinderhände daran basteln lässt. Ein fröhliches Leuchten in den Kinderaugen inklusive. Aber Kastanien sind nicht nur gut zum Basteln. Besitzer eines großen Gartens lieben Kastanienbäume auch wegen des ausladenden Schattens, den diese in der heißen Jahreszeit spenden.

Allerdings sollte man dabei unbedingt beachten, dass Kastanien einen stattlichen Wuchs erreichen. Je nachdem, für welche Sorte Sie sich entscheiden, kann Ihre Kastanie am Ende eine Höhe von rund 35 Metern erreichen. Selbst die kleineren Sorten wachsen mindestens 10 Meter hoch. Dazu kommen entsprechend starke Wurzeln, die sich in alle Richtungen im Erdreich ausbreiten, und eben eine sehr breit angelegte Baumkrone. In kleineren Gärten oder gar in einem Vorgarten, sind Kastanienbäume deshalb schlichtweg fehl am Platz. Auch die direkte Nähe zu Gebäuden oder Garagen sollten Sie bei der Auswahl des Ortes für die Pflanzung eher meiden.

Das ist die Kastanie – ein kurzer Überblick

Die Kastanie ist ein Laubbaum, der in Asien, Europa und Nordamerika beheimatet ist. Es gibt zwei große Arten von Kastanien – die Rosskastanie und die Edelkastanie oder Esskastanie. Beide Arten haben mehrere 100 Unterarten, von denen man auch in Deutschland verschiedenen begegnet. Die Wuchshöhe kann bis zu 35 Meter betragen. Der größte Unterschied zwischen der Edel- und der Rosskastanie liegt, neben den Blättern der Bäume, in den Früchten. Während die Edelkastanie, auch Marone genannt, in manchen Teilen Europas eine Delikatesse ist und geröstet verzerrt werden kann, ist die Rosskastanie ungenießbar und kann zu Übelkeit, Schwindel und anderen Vergiftungserscheinungen führen, wenn man diese isst.

Kastanien beschneiden – Nötig oder nicht?

Es ist wie so oft, wenn man Experten zu einem bestimmten Thema befragt – auch häufig unterschiedliche Meinungen bekommt. Ebenso stellt es sich auch bei der Frage dar, ob man Kastanienbäume beschneiden sollte, oder nicht. Die einen sagen, dass ein regelmäßiger Schnitt notwendig ist, damit die Kastanie schnell und mit ausreichend Kraft wachsen kann. Andere weisen darauf hin, dass die Kastanie vor allen in den Bereichen, in denen sie beschnitten wird, immer besonders anfällig für Schädlinge und Krankheiten ist. Und tatsächlich haben beide Hinweise ihre Berechtigung. Schnittkanten, vor allem am Hauptstamm, können zu einem Befall mit verschiedenen Krankheiten führen – allerdings führt ein regelmäßiger gezielter und sinnvoll durchgeführter Schnitt zu einem gesunden Wachstum, weil dadurch die Kräfte des Baumes nicht auf schwache und schon fast abgestorbene Äste verschwendet werden.

Vorsicht vor Pilzbefall
Allerdings muss man auch beachten, dass vor allem die Rosskastanie nur sehr schwer mit den „Wunden“ eines Schnitts zurechtkommt. Es dauert eine Weile, bis sich an offenen Schnittstellen ein Schutzfilm gebildet hat, der den Baum vor Pilzbefall oder innerer Fäule schützt. Dieses Problem kann man allerdings umgehen, indem man beispielsweise in der richtigen Jahreszeit schneidet. Ein Schnitt an einer Kastanie sollte immer zwischen November und Februar, spätestens Anfang März erfolgen. Die Temperaturen sollten in der ersten Zeit nach dem Schnitt nicht bei über 4 Grad Celsius liegen. Allein diese Maßnahme schützt den Baum schon vor Pilzbefall an den geschnittenen Stellen, denn bei diesen Temperaturen können sich Pilze nicht entsprechend ausbreiten.

Fachleute empfehlen allerdings gerade bei jungen Bäumen, die nur sehr langsam wachsen, einen eher radikalen Rückschnitt, um das Wachstum des Baumes zu forcieren und die Kräfte des noch jungen Baumes zu bündeln. Wenn eine Kastanie die ersten Jahre überstanden hat, ist es letztlich eine Frage der Überzeugung, ob Sie Ihre Kastanie wachsen lassen möchten, wie sie auch in der Natur wachsen würde oder ob Sie diese regelmäßig Beschneiden.

Rückschnitt durchführen – Das gibt’s zu beachten

Wenn Sie sich entschieden haben, Ihren Kastanienbaum nicht einfach wachsen zu lassen, sondern der Tatsache Rechnung zu tragen, dass auch die Kastanie inzwischen eine Kulturpflanze ist und daher ein höheres Maß an Pflege braucht, als die meisten Wildpflanzen, gilt es noch immer einige Punkte zu beachten. Neben der richtigen Jahreszeit für einen Schnitt sollten Sie so früh wie möglich damit beginnen, die entsprechend notwendigen Schnitte regelmäßig durchzuführen. Denn wenn Sie bereits in jungen Jahren Schnitte durchführen, haben die Äste, die Sie abschneiden, deutlich geringere Durchmesser, als wenn Sie erst nach 10 oder mehr Jahren einen ersten Schnitt vornehmen. In diesem Fall können die Astdurchmesser bereits deutlich über 5 cm liegen – das führt dazu, dass die Angriffsflächen für einen möglichen Pilzbefall deutlich vergrößert sind und somit die Gefahr einer Erkrankung des Baumes wächst.

Dazu kommt, dass bei Kastanienbäumen, die von Anfang an regelmäßig beschnitten werden, später nur noch Lichtungsschnitte notwendig sind – also nur noch die Äste weggeschnitten werden müssen, die das weitere Wachstum stören. Je größer der Baum wird, desto niedriger ist dann der Schnittbedarf, da das Baumgerüst bereits in jungen Jahren gut ausgeprägt und gestaltet wurde.

So schneidet man einen Kastanienbaum richtig

Man unterscheidet beim Schnitt an einem Kastanienbaum zwei unterschiedliche Schnitte. Einmal den Säuberungsschnitt und zum anderen den Kronenschnitt. Hier ein paar weitere Informationen zu den beiden Schnittarten:

❍ Der Säuberungsschnitt

Der Säuberungsschnitt ist auch Bestandteil des Kronenschnitts, kann und sollte aber auch unabhängig vom Kronenschnitt alle zwei Jahre durchgeführt werden. Am wichtigsten ist dabei die Pflege und Säuberung der Stammbasis, um diese gesund und stark zu erhalten. Beim Säuberungsschnitt werden Wasserreiser und Stockausschläge entfernt. Durchgetriebene Ausschläge aus der Unterlage sollte man ebenfalls im Rahmen eines Säuberungsschnitts entfernen. Auch Äste, die von Schädlingen oder Krankheiten befallen sind, sind im Rahmen des Säuberungsschnittes zu entfernen und zwar bis zurück zum gesunden Holz.

❍ Der Kronenschnitt

Der Kronenschnitt dient der Stabilisierung junger Bäume und der Revitalisierung älterer Bäume. Im Verlauf der ersten 20 Jahre sind Kronenschnitte mit gewisser Regelmäßigkeit notwendig um einen starken und gesunden Gerüstwuchs des Baumes sicherzustellen. Der Kronenschnitt beinhaltet die folgenden Arbeitsschritte:

❶ Säuberungsschnitt
❷ Stabilisierung der Stammachsen – hierzu sind stark überhöhte Stammachsen durch teilweise auch sehr starkes Kürzen zu stabilisieren
❸ gleichermaßen ist mit weit ausladenden Seitenästen zu verfahren
❹ durchtreibende Wasserreiser die im Säuberungsschnitt zurückgeblieben sind, sind zu entfernen
❺ vertikale Austriebe müssen weggeschnitten werden
❻ wenig vitale Kronenteile und Seitenäste müssen eingekürzt werden, damit diese nicht unnötig Kraft und Nährstoffe rauben
❼ Totäste und beschädigte Äste werden bis auf das gesunde Holz zurückgeschnitten

Es bleibt nur ein starkes und gesundes Gerüst stehen – alle überflüssigen Austriebe, Äste und Kronenteile des Baumes werden entfernt. Ein solcher Schnitt hinterlässt natürlich eine Vielzahl von Wunden und Schnittflächen am Baum. Wie erwähnt sind Kastanienbäume eher empfindlich, was solche Wunden und Schnittkanten angeht. Aus diesem Grund ergibt es Sinn vor allem nach einem Kronenschnitt die Schnittflächen mit Veredelungssalbe oder einem Wundverschlussmittel für Kastanienbäume, wie z.B dieses hier zu bestreichen.

Das Wichtigste auf einen Blick

Hinweis Das gibt es zu beachten
früh anfangen Je regelmäßiger Sie die notwendigen Schnitte schon in jungen Jahren des Baumes vornehmen, desto kleiner sind die Wunden und desto geringer ist auch bei älteren Bäumen der Schnittbedarf.
Zuschnitt vor allem bei schwachem Wuchs Bei jungen Bäumen führt ein radikaler Zuschnitt bei schwachem Wuchs zu einer erheblichen Verbesserung des Wachstums
Kastanien reagieren sehr empfindlich auf Wunden Aus diesem Grund sollten Kastanien nur in der Zeit zwischen November und Februar geschnitten werden – die Außentemperatur sollte nicht über 4 Grad Celsius liegen und die Schnittflächen sollten anschließend mit einem entsprechenden Mittel behandelt werden.
Bei Krankheitsbefall ist ein Schnitt unerlässlich Vor allem, wenn Ihr Kastanienbaum von einer Krankheit befallen ist, sollten Sie unbedingt die kranken und abgestorbenen Hölzer aus dem Baum entfernen, um einem weiteren Befall vorzubeugen.
Kronenschnitt nur bis zu 20 Jahren nötig Einen Kronenschnitt macht man in der Regel nur im Verlauf der ersten 20 Lebensjahre eines Kastanienbaums – danach reicht ein regelmäßiger Säuberungsschnitt (alle zwei – drei Jahre)

Auch wenn Kastanienbäume durchaus empfindlicher sind als andere Baumarten, was das Schneiden angeht, sollte auf einen regelmäßigen Schnitt mit einer entsprechenden Nachbehandlung der Schnittstellen nicht verzichtet werden. Denn wenn Sie den Schnitt richtig ausführen und die Baumwunden anschließend entsprechend versorgen, besteht nur eine sehr geringe Gefahr, dass Ihr Kastanienbaum wegen des Schnitts erkranken oder von Schädlingen befallen werden könnte. Das Wachstum und Entwicklung Ihres Baumes wird durch sachgemäße und regelmäßige Schnitte allerdings deutlich verbessert.

Ringo von Gartentipps.com

Gründer und Chef-Redakteur von Gartentipps.com. Hat auf dem Dorf (bei Oma) zwischen Stachelbeeren, Kirschbaum und Hühnerhof seine Leidenschaft fürs Gärtnern entdeckt.

Ein Kommentar

  1. Es ist mittlerweile bekannt und auch das aktuelle Vorghen in der professionellen Baumpflege richtet sich danach, dass Wundverschlussmittel das Pilzwachstum eher fördern als verhindern. Ich verstehe nicht, wie diese Vorggehensweise immer noch empfohlen werden kann…