Die Veredelung von Rosen ist nicht nur den Profis vorbehalten. Was sich kompliziert anhört, ist mit etwas Mühe und dem richtigen Werkzeug für jedermann zu schaffen.

Prachtvoll blühende Rosen im Vorgarten sind nicht nur ein Blickfang für den Hobbygärtner selbst, auch die Nachbarn bleiben gern stehen und bewundern das Blütenmeer. Haben Sie sich jemals gefragt, wie es wäre, zu behaupten, dass diese spektakulären Rosen Ihre eigene Kreation sind? Die Vorstellung macht stolz, nicht wahr?

Professionelle Gärtner veredeln Rosen oft mit der Okulations-Methode, die sich auch für ambitionierte Hobbygärtner eignet. Dabei werden die Merkmale einer Edelrose mit einer widerstandsfähigen Wildrose kostengünstig kombiniert. Wer also einen grünen Daumen hat, sollte die Technik unbedingt selbst ausprobieren.

Schon gewusst? Es ist verboten, veredelte Pflanze ohne Lizenz zu verkaufen.

Rosen okulieren – Was ist Okulation?

Die Okulation ist eine spezielle Veredelungstechnik, die auch bei Rosen angewandt wird. Dabei wird das in der Blattachsel liegende Auge (Nodium) von einer Edelrose auf die Rinde einer robusteren Unterlage (Wildrose) übertragen. Das Ziel ist es, die attraktiven Eigenschaften des Edelreises, wie Blütenfarbe und Blütenform oder sogar Krankheitsresistenz, auf die robuste Unterlage zu übertragen und so die Vorteile beider Pflanzen zu kombinieren.

Rosen-Reis = Dünner Rosen-Zweig unterhalb der Blüte, mit Blättern und Dornen.

Das richtige Werkzeug für die Veredelung

Ein Koch kann ohne die richtigen Utensilien kein ordentliches Essen auf den Teller zaubern. Genauso verhält es sich auch bei der Veredelung. Nur mit dem richtigen Werkzeug werden Sie ihre Rosen erfolgreich veredeln.

Nahaufnahme vom Okuliermesser.

Hervorragend für die Okulation eignet sich ein spezielles Okuliermesser. Dieses Messer hat eine gerade Klinge mit einer ausgerundeten Spitze. Das Okuliermesser von Victorinox wird bestenfalls hier online bestellt.

Die Variante mit den zwei Klingen hat den Vorteil, dass es auch bei der Veredelung von Obstbäumen verwendet wird. Wenn Sie also bei der Rosenveredelung Erfolg haben, warum es nicht einfach mal an Obstbäumen versuchen?

Lesetipp: Eine genaue Anleitung finden Sie in unserem Artikel Obstbäume veredeln.

Wer jetzt gern mit der Rosenveredelung beginnen möchte, jedoch noch keine Rosen im Garten zum Veredeln besitzt, beginnt direkt mit der Planung und Pflanzung, um den Grundstein zulegen.

Die beste Zeit zum Rosenpflanzen

Beim Veredeln von Rosen durch Okulation ist es wesentlich, dass sowohl die Unterlage, als auch die Edelrose, bereits gut im Boden verwurzelt sind. Daher müssen beide Pflanzen vor dem eigentlichen Okulierzeitraum gepflanzt werden.

Der ideale Zeitraum für die Okulation erstreckt sich gewöhnlich von Mitte Juli bis Mitte August. In dieser Phase befinden sich die Rosen in voller Blüte.

Lesetipp: Rosen richtig pflanzen

🌱 Unterlage pflanzen

Der ideale Zeitpunkt, um die Rosen-Unterlage zu pflanzen, ist entweder im Herbst des Vorjahres oder im Frühling. Eine Herbstpflanzung nutzt die Winterruhe für die Entwicklung eines robusten Wurzelsystems, sodass die Rosen im Frühjahr kräftig wachsen. Wenn Sie Ihre Rosen im Frühjahr pflanzen, tun Sie dies am besten so früh wie möglich, um den Pflanzen genügend Zeit zu geben, sich vor dem Sommer fest zu etablieren.

🌱 Edelrosen setzen

Gleiches gilt für Edelrosen: Herbst oder Frühling sind die Zeiten der Wahl. Durch das Pflanzen im Herbst profitieren die Rosen von einer natürlichen Wachstumsphase im Frühjahr, was ideal ist, um gesunde und kräftige Reiser für die Okulation im Sommer zu gewinnen.

Rosen für Veredelung aussuchen

Bei der Rosenveredelung ist die Auswahl der Sorten erfolgsentscheidend. Um Ihnen den Einstieg zu erleichtern, stellen wir Ihnen hier drei Wildrosen vor, die hervorragende als Unterlagen dienen, sowie drei Edelrosen, die besonders gut für die Veredelung geeignet sind.

🌹 Richtige Unterlage wählen – Wildrose

Zuerst wird eine Wildrose benötigt, denn diese bildet die Unterlage für die Neuzüchtung. Wildrosen haben im Gegensatz zu Edelrosen den großen Vorteil, dass sie kräftig wachsende Wurzeln besitzen und somit nicht so anfällig gegenüber Krankheiten und Schädlingen sind.

  • Rosa canina (Hundsrose)
    Diese robuste Wildrose ist perfekt als Unterlage für Stammrosen geeignet, da sie ein kräftiges Wachstum aufweist und mit dem europäischen Klima zurechtkommt.
  • Rosa multiflora (Büschel-Rose)
    Besonders wegen ihrer Vitalität und Anpassungsfähigkeit wird sie häufig für die Veredelung von Kletterrosen verwendet.
  • Rosa rubiginosa (Weinrose)
    Ihre Resistenz gegen Krankheiten und die Fähigkeit, in verschiedensten Bodenarten zu wachsen, machen sie zu einer zuverlässigen Wahl als Unterlage.

🌹 Empfohlene Edelrosen für die Okulation

Zum anderen brauchen Sie natürlich eine Rose mit einer prallen Blütenpracht, die Ihnen gefällt.

  • ‚Gloria Dei‘ (auch bekannt als ‚Peace‘)
    Diese Sorte ist berühmt für ihre eindrucksvollen, großen Blüten, die in einem zarten Gelb mit rosa Schattierungen leuchten.
  • ‚Queen Elizabeth‘
    Mit ihren großen, pinken Blüten ist diese Rose nicht nur ein Hingucker, sondern auch eine exzellente Wahl für die Okulation.
  • ‚Barock‘
    Mit tiefroten, samtigen Blüten strahlt die Edelrose und ist besonders für ihre Anpassungsfähigkeit an klimatische Schwankungen bekannt.

Eine wunderschöne Auswahl prächtig blühender Rosen, inklusive der Vorgestellten, finden Sie bei garten-schlueter.de. Schon vor vielen Jahren hat sich dieses Unternehmen auf die Rosenkultur spezialisiert und kann sogar mit seltenen Rosen-Exemplaren dienen.

Rosen veredeln – In 6 Schritten zum Ergebnis

Person schneidet mit Gartenschere fast verblühten Edelreis einer Rose ab.
Ein fast verblühter Edelreis eignet sich optimal für die Veredelung. | © shurkin_son / stock.adobe.com

➡️ Schritt 1: Frischen Zweig abknipsen

Als Erstes nehmen Sie von der Edelrose einen frischen Edelreis ab. Am besten eignet sich ein Aufsetzer, also ein Seitentrieb, der bereits am Verblühen ist. In dieser Blühphase hat das Auge die richtige Reife und die Seitentriebe sind noch schön saftig. Achten Sie darauf, dass sich unterhalb der Blüte noch mindestens fünf Blütenblätter befinden.

Ist der Zweig zu jung, sind die Augen zu weich, ist der Ast bereits komplett verblüht, kann das Auge zu stark verholzt sein.

Tipp: Der Trieb ist perfekt geeignet für die Veredelung, wenn sich die Stacheln leicht entfernen lassen.

➡️ Schritt 2: Blüten, Blätter und Stacheln entfernen

Trennen Sie vom Edelreis die Blüte ab, und zwar am ersten Blatt unterhalb der Verzweigung. Das erste Auge unter der Blüte ist ein sogenanntes Blütenauge und wird für die Veredelung nicht verwendet.

Jetzt wird es knifflig, denn unter den Ansätzen der Blattstiele liegen die Augen verborgen. Damit diese weiterhin geschützt bleiben, werden die Stiele nur so weit mit der Gartenschere entfernt, dass die Blätter weg sind, der Ansatz des Blattstiels jedoch immer noch die empfindlichen Augen überdeckt.

Als Nächstes wird die Rose entstachelt, das ist zwar nicht zwingend nötig, schützt Sie jedoch vor lästigen Stichen. Bei dem Schritt ist ebenfalls auf die Augen zu achten. Drücken Sie die Stacheln einmal zu stark weg und treffen dabei das Auge, kann dieses Schaden nehmen.

Der Edel-Reis ist nun für die Veredelung vorbereitet und wird mit der vorherigen Triebspitze zum Körper gehalten.

➡️ Schritt 3: Augen entfernen

Wie bereits vorab erwähnt, sind die Augen empfindlich, jedoch enorm wichtig bei der Veredelung. Ohne intaktes Auge ist die Veredelung nicht möglich. Deswegen brauchen Sie für den nächsten Schritt etwas Fingerspitzengefühl.

Ziehen Sie mit den Fingern den dünnen grünen Rest des Blattstängels über dem Auge ab, um das Auge freizulegen.

Achtung: Das Werkzeug muss steril sein, denn nur ein Hauch von Krankheitserregern kann die ganze Arbeit zunichtemachen.

Jetzt kommt das Okuliermesser zum Einsatz. Setzen Sie das Okuliermesser etwa 5 mm unterhalb des Auges an der Rinde an. Führen Sie einen flachen Schnitt unter der Rinde bis wenige Millimeter oberhalb des Auges in Wuchsrichtung durch. Heben Sie das Messer leicht an und ziehen Sie die Rinde samt Auge vorsichtig ab. Dabei sollte ein kleiner Rindenlappen am oberen Ende des Auges stehen bleiben, mit dem Sie das Auge festhalten.

Dann klappen Sie das obere Stück des Auges um und entfernen das Holzstück, welches einer Gabel ähnelt. Das übrige grüne Stück ist das Auge, welches gleich in die Wildrose gesetzt wird.

➡️ Schritt 4: Wildrose säubern

Damit bei der Veredelung kein Schmutz in die Wunde gelangt, muss der Wurzelhals der Wildrose ausreichend gesäubert werden. Legen Sie den Wurzelhals zunächst einmal frei und säubern ihn mit einem Tuch.

➡️ Schritt 5: Auge einsetzen

Nachdem Sie den Wurzelhals ausreichend gesäubert haben, nehmen Sie sich wieder das Okulationsmesser zur Hand. Mittig des Wurzelhalses des Wildlings wird ein T-förmiger Schnitt gesetzt, dieser wird parallel zum Trieb der Rose verlaufen. Dafür legen sie zur Stabilisation einen Finger unter den Wurzelhals und machen einen Querschnitt sowie Längsschnitt, der etwa 2 cm lang und 1,5 cm breit ist. Danach wird die Rinde nach links und rechts geöffnet.

Jetzt wird das Auge in die Tasche hinein geschoben. Wichtig ist hierbei: Da das Auge nach oben wächst, muss es auch zur Triebspitze ausgerichtet eingesetzt werden. Der überstehende Rindenlappen, der zum Festhalten diente, wird einfach im Querschnitt abgeschnitten. Das Auge sollte nun fest aufsitzen, damit es gut anwächst.

Klappen Sie die Enden wieder zu, um das Auge zu schützen.

➡️ Schritt 6: Veredelungsstelle verbinden

Nahaufnahme eines Okulationsschnellverschlusses.
Original Okulette von Fleischhauer. | © Fleischhauer / amazon.de

Damit sich gerade in der Anfangszeit kein Schmutz in der Öffnung sammelt, sowie die Veredelungsstelle vor Regen, Sonne und Schädlingen geschützt ist, wird sie mit einem sauberen Gummiband, Gummiblättchen (Okulette) oder einem speziellen Rosengummiband verschlossen.

Tipp: Die Original Okulette aus dem Profi-Gartenbau wird nach einiger Zeit durch das Sonnenlicht zersetzt.

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Wenn die Veredelung vollzogen ist, dauert es bis zum nächsten Frühjahr, bis sich die ersten Triebe bilden. Dann wird auch der ganze Wildling oberhalb des Wurzelhalses entfernt, damit die Rose nur noch aus der Veredelungsstelle austreibt. Hier zeigt sich, warum es wichtig war, dass Sie das Auge mittig des Wurzelhalses setzen. Sitzt das Auge zu weit oben, läuft es nach dem Entfernen der Triebe der Wildrose Gefahr einzutrocknen.

Tipp: Entstehen an der Veredelungsstelle nicht mehrere Triebe, wird der bestehende Trieb bei etwa 10 cm Länge um die Hälfte gekürzt, damit sich die Rose während des Wachstums optimal verzweigt.

Sollten immer mal wieder Wildtriebe auftauchen, reißen Sie diese einfach knapp unterhalb der Oberfläche ab. Nicht schneiden, so fördern Sie nur das Wachstum.

Lesetipp: Rosen im Garten – 9 Tipps für die Pflege

Videoanleitung Rosen veredeln

Das folgende Video zeigt Ihnen noch einmal genau, an welchen Stellen Sie etwas abschneiden oder abtrennen müssen:

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Mehr Informationen

Pflege nach der Okulation

Wenn die Okulation direkt im Garten an einer bereits gepflanzten Unterlage erfolgt ist, sind folgende Pflegeschritte wichtig.

  • Bewässerung
    Halten Sie den Boden gleichmäßig feucht, aber vermeiden Sie Staunässe.
  • Düngung
    Beginnen Sie mit einer vorsichtigen Düngung erst einige Wochen nach der Okulation, um das Wachstum nicht zu stören.
  • Beobachtung
    Überwachen Sie die veredelte Rose auf Anzeichen von Krankheiten oder Schädlingsbefall.
  • Frostschutz
    Im Winter, wenn die Temperaturen sinken, wird die Veredelungsstelle vor Frost geschützt. Dafür häufen Sie den Wurzelhals einfach mit Erde an.

FAQs: 5 wichtige Fragen zum Thema Rosen durch Okulation veredeln

💡 Was ist Okulation und wie funktioniert sie bei Rosen?

Okulation ist eine Veredelungsmethode, bei der ein Knospenauge von einer Rose in die Rinde einer anderen eingefügt wird. Diese Technik dient dazu, Eigenschaften wie die Blütenfarbe einer Rose auf die Wuchskraft einer anderen zu übertragen.

💡 Wo liegt die Veredelungsstelle bei Rosen?

Die Veredelungsstelle bei Rosen befindet sich typischerweise am Wurzelhals der Pflanze. Das ist der Bereich, wo der Stamm der Unterlage auf die Wurzeln trifft und etwas oberhalb der Bodenoberfläche sichtbar wird.

💡 Welche Werkzeuge benötige ich für die Okulation von Rosen?

Für die Okulation benötigen Sie ein scharfes Okuliermesser, bei Bedarf eine Gartenschere und Okulierband zum Schutz der Veredelungsstelle.

💡 Wann ist der beste Zeitpunkt für die Okulation bei Rosen?

Der beste Zeitpunkt für die Okulation ist in der Regel Ende Sommer, wenn die Wildrose fest im Boden verwurzelt ist und sich die Rinde leicht lösen lässt sowie die Edelrosen blühen. Dies variiert je nach Wetterbedingung und Rosensorte von Mitte Juli bis Mitte August.

💡 Wie pflege ich eine okulierte Rose nach der Veredelung?

Sorgen Sie dafür, dass die veredelte Stelle geschützt ist und halten Sie den Boden gleichmäßig feucht. Schützen Sie die Rose vor extremem Wetter und kontrollieren Sie regelmäßig auf Krankheiten oder Schädlinge.

Ringo von Gartentipps.com

Gründer und Chef-Redakteur von Gartentipps.com. Hat auf dem Dorf (bei Oma) zwischen Stachelbeeren, Kirschbaum und Hühnerhof seine Leidenschaft fürs Gärtnern entdeckt.

Ein Kommentar

  1. Kulturverein Gutshaus Schmakentin Mecklenburg e. V. L. Vollmer on

    Bei Teil 1 der Okulation ist nicht richtig rübergekommen, dass von unten nach oben geschnitten wird, und dass das Auge „richtig herum“ gesetzt werden muss.
    Bei Teil 2 sollte gezeigt werden wieder T-Schnitt ohne Gummi verschlossen werden soll.