Die Zahl der heimischen Insekten ist in den vergangenen Jahren dramatisch gesunken. Deshalb ruft der NABU neben der Vogelzählung nun auch zur Insektenzählung auf.

Insekten zählen - so kann jeder mitmachen
Gehen Sie mit Ihrem Nachwuchs auf Insektenzählung. © FreeProd – Fotolia.com


Sicher haben Sie schon davon gehört, dass Haus- und Gartenbesitzer jährlich aufgerufen sind, die Vögel auf ihrem Grundstück zu zählen. Nun nimmt sich die Naturschutzorganisation NABU auch der Insekten an und ruft den „Insektensommer“ ins Leben. Damit soll die Bevölkerung dahingehend sensibilisiert werden, was um sie herum krabbelt und flattert. Wie das Insektenzählen funktioniert, auf welche Krabbeltiere Sie ganz besonders achten sollten und wie Sie sich aktiv an der Aktion beteiligen können, verraten wir Ihnen nun.

Schau mal, was da flattert

Wissenschaftler gehen davon aus, dass allein in Deutschland zirka 33.000 Arten von Insekten anzutreffen sind. Dabei befinden sich die Krabbeltiere keinesfalls im Aufwärtstrend, in den letzten 30 Jahren ist der Insektenbestand sogar um drei Viertel rückläufig. Befassen wir uns nicht näher mit ihnen, könnten einige Arten schneller verschwunden sein, als wir sie überhaupt bemerken. Das Insektenzählen besitzt auch für unsere Nutzpflanzen Bedeutung, denn diese sind auf die Bestäubung durch Insekten angewiesen.

Volkszählung für Insekten – jeder kann mitmachen

Mit dem Insektensommer ist ein Projekt gestartet, welches auf eine gefährdete Spezies aufmerksam machen möchte. Mit dem Insektensommer ist die erste bundesweite Aktion dieser Art angelaufen. Im Zeitraum zwischen dem 1. und 10. Juni und 3. und 12. August 2018 war jeder aufgerufen, Insekten zu beobachten und dabei zu zählen. Dabei müssen Sie keinen eigenen Garten besitzen. Sie können sich auch in die Natur begeben und sich ein passendes Wald- oder Wiesenstück aussuchen. Auch an Teichen, am Bachufer oder auf dem Feld lassen sich Insekten beobachten. Wer einen Garten besitzt, kann dort seinen Beobachtungsposten beziehen und selbst auf dem heimischen Balkon kann die Volkszählung der Insekten stattfinden.

Auf diesen Arten liegt das besondere Augenmerk

Während der Zählung sollen die Teilnehmer auf acht heimische Insekten ihr besonderes Augenmerk legen:

  • Admiral
  • Tagpfauenauge
  • Gemeine Florfliege
  • Steinhummel
  • Asiatischer Marienkäfer
  • Hainschwebfliege
  • Blutzikade
  • Lederwanze

Admiral

Admiral
Ein prachtvoller Admiral. © Christine – Fotolia.com


Der Admiral ist ein Tagfalter, den sie gut ausmachen können. Die Falter besitzen schwarze Flügel mit einem orangenen Rand. Die Flügelspitzen sind blau-weiß gefleckt. Admirale sind Wanderfalter. Ähnlich der Zugvögel könnten sie den Winter in unseren Breiten nicht überleben und müssen daher jährlich neu aus dem Süden zu uns einwandern. Nach der Eiablage an Brennnesseln sterben die eingewanderten Tiere. Im Herbst schlüpfen die Nachkommen, welche sich ab September auf den Weg in den Süden machen. Der Admiral lässt sich häufiger im Spätsommer beobachten und sucht bevorzugt Herbstastern, Sommerflieder oder Disteln auf.

Tagpfauenauge

Tagpfauenauge
Tagpfauenauge am Sommerflieder. © Rebel – Fotolia.com


Tagpfauenaugen können eine Flügelspanne von bis zu 55 Millimetern erreichen. Den Falter kennzeichnet eine rostrote Färbung. Als unverwechselbares Kennzeichen gelten die Augenflecken, welche sich an den Spitzen der Vorder- und Hinterflügel befinden. Das Tagpfauenauge kann besonders häufig beobachtet werden. Kommen Sie den Faltern zu nahe, werden diese ihre Flügel einklappen und diese aneinander reiben, dadurch wird ein schabendes Geräusch vernehmbar.

Gemeine Florfliege

Florfliege
Florfliege sind wichtige Nützlinge im Garten. © Michael Tieck – Fotolia.com


Auch Gemeine Florfliegen lassen sich leicht ausmachen. Diese sind an ihren kleinen, glänzenden Knopfaugen erkennbar und besitzen große durchsichtige Flügel, welche von grünen Adern durchzogen sind.

Deutschlandweit sind etwa 35 Arten von Florfliegen bekannt. Tagsüber werden Sie es schwer haben, die Florfliege aufzuspüren. Die Tiere sitzen dann meist mit zusammengeklappten Flügeln an der Unterseite der Blätter und werden erst aktiv, wenn die Dämmerung einsetzt. Ausgewachsene Florfliegen reagieren auf Ultraschall und lassen sich, beim Empfang entsprechender Signale auf den Boden fallen. So werden sie nicht zur Beute für Fledermäuse.

Steinhummel

Steinhummel
Steinhummel © ulikloes – Fotolia.com


Die Steinhummel erkennen Sie an ihrem samtig erscheinenden schwarzen Körper und einer am Hinterleib auftretenden rotbraunen Spitze. Die Hummeln nisten bevorzugt unter Mauern oder Steinhaufen und erhielten daher auch ihren Namen. Die Steinhummel zählt zu den Hautflüglern und ist damit mit den Bienen und Ameisen direkt verwandt. Steinhummeln bilden Staatengemeinschaften von bis zu 300 Tieren. Honig wird nur für den Eigenbedarf produziert. Als Bestäuber von Wild- und Nutzpflanzen besitzen die Tiere jedoch eine nicht zu unterschätzende Bedeutung.

Asiatischer Marienkäfer

Asiatischer Marienkäfer
Der asiatische Marienkäfer. © cornhaulio – Fotolia.com

Asiatische Marienkäfer wurden einst nach Deutschland importiert, um Schädlinge zu bekämpfen. Nach und nach ist die Art hier heimisch geworden. Einen Asiatischen Marienkäfer können Sie an seinem Halsschild erkennen. Dieses ist gelblich und weist eine charakteristische „M“-Zeichnung auf. Die Färbung der Flügel kann zwischen zartgelb bis dunkelrot ausfallen. Diese Marienkäfer-Art kann viele Punkte besitzen oder diese auch komplett vermissen lassen. Aufgrund ihrer Vielfalt an Farben wird diese Art auch als „Harlekin-Marienkäfer“ bezeichnet.

Hainschwebfliege

Hainschwebfliege
Schwebefliegen finden sich oft in Gärten. © blende11.photo – Fotolia.com

Auf den ersten Blick lassen sich Hainschwebfliegen mit Wespen verwechseln. Doch die gelb-schwarze Färbung ist lediglich Tarnung, um gegen Fressfeinde gewappnet zu sein, die Fliegen sind vollkommen harmlos. Die Hainschwebfliege kann ihre Flügel bis zu 300 Mal in der Sekunde bewegen und dadurch in der Luft stehen bleiben. Die Flugkünstler können die Flugrichtung beliebig ändern und sind auch in der Lage, rückwärts zu fliegen. Schwebefliegen ernähren sich von Pollen und Nektar und halten sich bevorzugt an Weidenkätzchen, Winterling oder Huflattich auf. Sie können bei der Beobachtung gut zwischen Männchen und Weibchen unterscheiden. Weibliche Schwebfliegen besitzen klar voneinander getrennte Augen, die Augen der Männchen dagegen weisen keine Trennung auf und stoßen quasi zusammen.

Blutzikade

Blutzikade
Die Blutzikade lässt sich oft beobachten. © Astrid Gast – Fotolia.com

Keine Angst, es handelt sich bei der Blutzikade um ein vollkommen harmloses Insekt, welches lediglich an Pflanzen saugt. Besonders häufig werden Sie die etwa einen Zentimeter großen Tiere im Süden Deutschlands antreffen. Auf Wiesen versteckt sich die Blutzikade meist in höherem Gras. Die Zeichnung der Blutzikade ist unverkennbar. Die Tiere besitzen auf den Flügeln eine auffallend rote Färbung. Sie lassen sich vermehrt im Spätsommer beobachten. Blutzikaden können sehr gut springen und sich damit aus so manch misslicher Lage befreien. In Gefahrensituationen kann das Insekt eine übelriechende, aber ungiftige Flüssigkeit aus den Fußspitzen ausscheiden, welche Fressfeinde abschreckt.

Lederwanze

Lederwanze
Die Lederwanze lässt sich gut erkennen. © evbrbe – Fotolia.com


Haben Sie schon einmal Brombeeren gepflückt? Dann wird Ihnen wahrscheinlich auch die Lederwanze begegnet sein. Lederwanzen sind braun gefärbt und erscheinen recht unscheinbar. Betrachten Sie die Oberfläche näher, wird das lederartige Erscheinungsbild deutlich. Der Körper verläuft eher länglich und läuft am Körperende verbreitert aus. Beziehen Sie in feuchten Wiesen oder am Rand von Gewässern Ihren Beobachtungsposten, wird Ihnen die Lederwanze vermehrt begegnen. War eine Lederwanze am Werk und hat sich an den Blättern von Stauden oder Hecken zu schaffen gemacht, bleiben meist rötliche Flecken zurück.

Wie läuft die Zählaktion ab?

Für die bundesweit durchgeführte Zählaktion werden jeweils zehn Tage im Frühsommer und im Hochsommer anberaumt. Aktuelle Termine finden Sie unter Nabu.de. Sie können quasi überall Insekten beobachten. Suchen Sie sich eine geeignete Fläche aus, diese sollte etwa zehn Meter im Umkreis messen. Gezählt werden alle Insekten, ganz gleich, in welchem Stadium sich diese befinden.

Sie können auch an mehreren Orten Insekten zählen. Für jeden Ort ist dabei eine separate Meldung notwendig. Können Sie die Art nicht zweifelsfrei bestimmen, können auch allgemeine Angaben, wie Marienkäfer oder Blattlaus, gemacht werden.

Was brauche ich für die Insektenzählung?

Insekten lassen sich oft nur schwer ausmachen und um sie genau bestimmen zu können, müssen Sie sich den Tieren nähern. Statten Sie sich daher mit einer Lupe, einem Fernglas oder einem Fotoapparat mit Naheinstellung aus.

Wie gehe ich vor?

Scheint die Sonne und ist es dazu trocken, warm und relativ windstill? Dann nichts wie los zur Insektenzählung. Denn dann herrschen die idealen Bedingungen. Beziehen Sie auf der Wiese, im Wald, auf dem Feld, am Fluss, im Garten oder auf dem Balkon Station. Notiert werden alle Insekten, welche sich innerhalb einer Stunde am Beobachtungsposten einfinden. Erfassen Sie auch alle Insekten, die sich unter Steinen verkriechen, sich im hohen Gras verstecken oder in den Ästen der Bäume sitzen.

Gehen Sie dabei vorsichtig vor. Insekten sind schreckhaft und lassen sich schnell verscheuchen. Besonders Käfer, Bienen, Fliegen oder Heuschrecken lassen sich leicht vertreiben.

Wie übermittle ich meine Ergebnisse?

Gartenvögel werden bereits seit mehr als zehn Jahren regelmäßig erfasst. Die Meldungen wurden in Papierform übermittelt und waren entsprechend kompliziert zu erfassen und auszuwerten. Die Insektenzählung erfolgt ausschließlich über ein Online-Formular, welches NABU online gestellt hat.

Beim Bestimmen kann auch die App „Insektenwelt“ helfen. Die App besitzt eine automatische Erkennungsfunktion. Sie können die Tiere fotografieren und diese werden automatisch erkannt. Weiterhin bietet NABU eine kostenlose App mit Portraits der 122 bekanntesten Insekten in unseren Breiten an.

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Ringo von Gartentipps.com

Gründer und Chef-Redakteur von Gartentipps.com. Hat auf dem Dorf (bei Oma) zwischen Stachelbeeren, Kirschbaum und Hühnerhof seine Leidenschaft fürs Gärtnern entdeckt.

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