Die Zahl der heimischen Insekten ist in den letzten Jahren dramatisch gesunken. Deshalb ruft der NABU neben der Vogelzählung nun auch zur Insektenzählung auf.
Schau mal, was da flattert
Wissenschaftler gehen davon aus, dass allein in Deutschland zirka 33.000 Arten von Insekten anzutreffen sind. Dabei befinden sich die Krabbeltiere keinesfalls im Aufwärtstrend, in den letzten 30 Jahren ist der Insektenbestand sogar um drei Viertel rückläufig. Befassen wir uns nicht näher mit ihnen, könnten einige Arten schneller verschwunden sein, als wir sie überhaupt bemerken. Das Insektenzählen besitzt auch für unsere Nutzpflanzen Bedeutung, denn diese sind auf die Bestäubung durch Insekten angewiesen.
Volkszählung für Insekten – jeder kann mitmachen
Mit dem Insektensommer ist ein Projekt gestartet, welches auf eine gefährdete Spezies aufmerksam machen möchte. Mit dem Insektensommer ist die erste bundesweite Aktion dieser Art angelaufen. Im Zeitraum zwischen dem 1. und 10. Juni und 3. und 12. August 2018 war jeder aufgerufen, Insekten zu beobachten und dabei zu zählen. Dabei müssen Sie keinen eigenen Garten besitzen. Sie können sich auch in die Natur begeben und sich ein passendes Wald- oder Wiesenstück aussuchen. Auch an Teichen, am Bachufer oder auf dem Feld lassen sich Insekten beobachten. Wer einen Garten besitzt, kann dort seinen Beobachtungsposten beziehen und selbst auf dem heimischen Balkon kann die Volkszählung der Insekten stattfinden.
Auf diesen Arten liegt das besondere Augenmerk
Während der Zählung sollen die Teilnehmer auf acht heimische Insekten ihr besonderes Augenmerk legen:
- Admiral
- Tagpfauenauge
- Gemeine Florfliege
- Steinhummel
- Asiatischer Marienkäfer
- Hainschwebfliege
- Blutzikade
- Lederwanze
Admiral
Tagpfauenauge
Gemeine Florfliege
Deutschlandweit sind etwa 35 Arten von Florfliegen bekannt. Tagsüber werden Sie es schwer haben, die Florfliege aufzuspüren. Die Tiere sitzen dann meist mit zusammengeklappten Flügeln an der Unterseite der Blätter und werden erst aktiv, wenn die Dämmerung einsetzt. Ausgewachsene Florfliegen reagieren auf Ultraschall und lassen sich, beim Empfang entsprechender Signale auf den Boden fallen. So werden sie nicht zur Beute für Fledermäuse.
Steinhummel
Asiatischer Marienkäfer
Asiatische Marienkäfer wurden einst nach Deutschland importiert, um Schädlinge zu bekämpfen. Nach und nach ist die Art hier heimisch geworden. Einen Asiatischen Marienkäfer können Sie an seinem Halsschild erkennen. Dieses ist gelblich und weist eine charakteristische „M“-Zeichnung auf. Die Färbung der Flügel kann zwischen zartgelb bis dunkelrot ausfallen. Diese Marienkäfer-Art kann viele Punkte besitzen oder diese auch komplett vermissen lassen. Auf Grund ihrer Vielfalt an Farben wird diese Art auch als „Harlekin-Marienkäfer“ bezeichnet.
Hainschwebfliege
Auf den ersten Blick lassen sich Hainschwebfliegen mit Wespen verwechseln. Doch die gelb-schwarze Färbung ist lediglich Tarnung, um gegen Fressfeinde gewappnet zu sein, die Fliegen sind vollkommen harmlos. Die Hainschwebfliege kann ihre Flügel bis zu 300 Mal in der Sekunde bewegen und dadurch in der Luft stehen bleiben. Die Flugkünstler können die Flugrichtung beliebig ändern und sind auch in der Lage, rückwärts zu fliegen. Schwebefliegen ernähren sich von Pollen und Nektar und halten sich bevorzugt an Weidenkätzchen, Winterling oder Huflattich auf. Sie können bei der Beobachtung gut zwischen Männchen und Weibchen unterscheiden. Weibliche Schwebfliegen besitzen klar voneinander getrennte Augen, die Augen der Männchen dagegen weisen keine Trennung auf und stoßen quasi zusammen.
Blutzikade
Keine Angst, es handelt sich bei der Blutzikade um ein vollkommen harmloses Insekt, welches lediglich an Pflanzen saugt. Besonders häufig werden Sie die etwa einen Zentimeter großen Tiere im Süden Deutschlands antreffen. Auf Wiesen versteckt sich die Blutzikade meist in höherem Gras. Die Zeichnung der Blutzikade ist unverkennbar. Die Tiere besitzen auf den Flügeln eine auffallend rote Färbung. Die Tiere lassen sich vermehrt im Spätsommer beobachten. Blutzikaden können sehr gut springen und sich damit aus so mancher misslicher Lage befreien. In Gefahrensituationen kann das Insekt eine übelriechende, aber ungiftige Flüssigkeit aus den Fußspitzen ausscheiden, welche Fressfeinde abschreckt.
Lederwanze
Wie läuft die Zählaktion ab?
Für die bundesweit durchgeführte Zählaktion werden jeweils zehn Tage im Frühsommer und im Hochsommer anberaumt. Aktuelle Termine finden Sie unter Nabu.de. Sie können quasi überall Insekten beobachten. Suchen Sie sich eine geeignete Fläche aus, diese sollte etwa zehn Meter im Umkreis messen. Gezählt werden alle Insekten, ganz gleich, in welchem Stadium sich diese befinden.
Sie können auch an mehreren Orten Insekten zählen. Für jeden Ort ist dabei eine separate Meldung notwendig. Können Sie die Art nicht zweifelsfrei bestimmen, können auch allgemeine Angaben, wie Marienkäfer oder Blattlaus, gemacht werden.
Was brauche ich für die Insektenzählung?
Insekten lassen sich oft nur schwer ausmachen und um sie genau bestimmen zu können, müssen Sie sich den Tieren nähern. Statten Sie sich daher mit einer Lupe, einem Fernglas oder einem Fotoapparat mit Naheinstellung aus.
Wie gehe ich vor?
Scheint die Sonne und ist es dazu trocken, warm und relativ windstill? Dann nichts wie los zur Insektenzählung. Denn dann herrschen die idealen Bedingungen. Beziehen Sie auf der Wiese, im Wald, auf dem Feld, am Fluss, im Garten oder auf dem Balkon Station. Notiert werden alle Insekten, welche sich innerhalb einer Stunde am Beobachtungsposten einfinden. Erfassen Sie auch alle Insekten, die sich unter Steinen verkriechen, sich im hohen Gras verstecken oder in den Ästen der Bäume sitzen.
Gehen Sie dabei vorsichtig vor. Insekten sind schreckhaft und lassen sich schnell verscheuchen. Besonders Käfer, Bienen, Fliegen oder Heuschrecken lassen sich leicht vertreiben.
Wie übermittle ich meine Ergebnisse?
Gartenvögel werden bereits seit mehr als zehn Jahren regelmäßig erfasst. Die Meldungen wurden in Papierform übermittelt und waren entsprechend kompliziert zu erfassen und auszuwerten. Die Insektenzählung erfolgt ausschließlich über ein Online-Formular, welches NABU online gestellt hat.
Beim Bestimmen kann auch die App „Insektenwelt“ helfen. Die App besitzt eine automatische Erkennungsfunktion. Sie können die Tiere fotografieren und diese werden automatisch erkannt. Weiterhin bietet NABU eine kostenlose App mit Portraits der 122 bekanntesten Insekten in unseren Breiten an.