Mirabellen lassen sich zwar vermehren, dennoch ist es gar nichts so einfach. Dabei ist viel fachliches Wissen und Fingerspitzengefühl gefordert.

Mirabelle vermehren
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Die Mirabelle ist eine Unterart der Pflaume und besonders beliebt durch seine kleinen süßen Früchte. Wie viele andere Obstgewächse auch, lässt sich natürlich auch die Mirabelle vermehren. Sie könnten beispielsweise einen Kern zum Keimen bringen. Dies dauert allerdings sehr lange und ist häufig nicht einmal erfolgreich.

Zuverlässiger funktioniert die Vermehrung über Wurzelausleger. Hier müssen Sie aber beachten, ob Sie einen wurzelechten oder veredelten Mirabellenstrauch oder -baum im Garten haben. Die Mirabellenvermehrung über Wurzeltriebe ist nämlich nur sinnvoll, wenn Sie eine wurzelechte Ursprungspflanze haben.

Wurzelechte oder veredelte Mirabelle?

Mirabellen gibt es in zwei Formen. Neben dem ursprünglichen, naturbelassenen Baum existiert die veredelte Sorte, bei der die Mirabelle auf einen Träger, zum Beispiel Zwetschge, aufgepfropft wird. Sie erkennen den Unterschied an den Wurzelauslegern, den Blättern und am Stamm. Rund um den Stamm erscheinen regelmäßig mehrere Triebe. Man bezeichnet die Triebe als Wurzelausschlag, Wurzelschossen oder Wurzelschösslinge. Wenn die Wildtriebe Blätter bekommen, haben die Ableger von wurzelechten Mirabellen die gleichen Blätter. Bei veredelten Pflanzen sehen die Blätter aus wie diejenigen der Unterlage.

Der Stamm ist bei einem veredelten Baum in Bodennähe unterschiedlich dick. Die unteren zehn bis zwanzig Zentimeter sind dünner als der obere Stamm, außerdem wachsen aufgepfropfte Bäume oft nicht gerade. Das liegt an der Veredelungsstelle, denn das betreffende Auge für die Veredelung befindet sich sehr weit unten. Der Baum treibt von dort seitlich aus. Diese Biegung und die Verdickung darüber weisen auf einen veredelten Baum hin.

Das heißt also am Beispiel Mirabelle/Zwetschge:

  • Wurzelechte Mirabelle: Blätter der Wildtriebe wie Mirabelle, gerader Stamm mit gleichmäßigem Umfang, Vermehrung ergibt wieder eine wurzelechte Mirabelle.
  • Aufgepropfte Mirabelle: Blätter der Wildtriebe wie Zwetschge, Biegung im Stamm, in Bodennähe geringerer Stammumfang, Vermehrung ergibt eine Zwetschge.

Vermehrung über Wurzelausleger

Die Wurzelvermehrung ist demnach nur sinnvoll, wenn Sie einen wurzelechten Baum haben. Graben Sie im Frühsommer die Ausläufer vorsichtig aus. Am oberirdischen Teil sollten sich einige Blätter befinden, der untere Teil muss aus Wurzeln bestehen. Dann bestreuen Sie die Ableger am unteren Ende mit Bewurzelungspulver (wie z.B. dieses hier) und setzen sie in Anzuchterde. Alternativ können Sie die Wurzelschösslinge auch direkt in den Garten pflanzen. Die Erde sollte immer leicht feucht sein. Ein mildes bis warmes Klima fördert den Prozess.

Mirabellenkerne keimen lassen

Wer es dennoch einmal mit den Kernen ausprobieren möchte, geht dabei folgendermaßen vor:

Für diese Methode brauchen Sie Kerne von vollreifen Früchten. Feilen Sie die Kerne außen leicht an, weichen Sie sie über Nacht in warmem Wasser ein und setzen sie dann in Gefäße mit normaler Gartenerde. Nicht jeder Kern keimt – nehmen Sie ruhig mehrere. Feucht und warm halten, dann zeigen sich mit etwas Glück nach einigen Wochen erste Triebe. Behalten Sie nur die kräftigsten! Die Jungpflanzen dürfen erst im nächsten Jahr ins Freiland. Bis die neue Mirabelle Früchte trägt, dauert es mehrere Jahre – Sie brauchen also einen langen Atem.

Mit Gärtnerhilfe: Alte Sorten sicher vermehren

Der Hauptgrund für die Vermehrung liegt meistens darin, dass Sie eine alte Sorte im Garten haben, deren Früchte Ihnen besonders gut schmecken. Hier lohnt es sich, von einem Gärtner eine professionelle Veredelung machen zu lassen. Sie erhalten dann zuverlässig einen Mirabellenbaum, der die gleichen Eigenschaften hat – und Früchte bekommen Sie wesentlich schneller, das ist nämlich einer der Hauptvorteile der Veredelung.

Ringo von Gartentipps.com

Gründer und Chef-Redakteur von Gartentipps.com. Hat auf dem Dorf (bei Oma) zwischen Stachelbeeren, Kirschbaum und Hühnerhof seine Leidenschaft fürs Gärtnern entdeckt.

2 Kommentare

  1. Eine weitere erfolgversprechende Methode ist Abmoosen.
    Habe ich bei meiner Mirabelle gemacht und zwei neue Mirabellenbäume erhalten, die bereits nach zwei Jahren getragen haben.

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