Eine Vanillepflanze (Vanilla planifolia) zu züchten ist gar nicht so einfach. Mit den richtigen Tipps lässt sich dieses Vorhaben trotzdem umsetzen.

✅ Vanille-Pflanze vermehren – das Wichtigste im Überblick

  • Methoden: Vermehrung über Samen (aufwendig) oder Stecklinge (einfacher und schneller).
  • Bedingungen: Heller Standort ohne direkte Sonne, hohe Luftfeuchtigkeit (60–80 %), Temperaturen zwischen 25–28 °C, nährstoffarmes Substrat mit Mykorrhiza-Pilzen.
  • Bestäubung: Vanilleblüten müssen per Hand bestäubt werden, da natürliche Bestäuber fehlen. Die Blüten öffnen sich nur für wenige Stunden.

Echte Vanille vermehren – Schritt-für-Schritt erklärt

Die Vermehrung von Vanillepflanzen fasziniert viele Hobbygärtner. Doch Vanille ist keine gewöhnliche Zimmerpflanze, sondern eine Orchidee aus den Tropen. Wer sich an die Vermehrung wagt, braucht Geduld, etwas Geschick und das richtige Grundwissen. Grundsätzlich lassen sich Vanillepflanzen auf zwei Arten vermehren: über Samen oder Stecklinge. Beide Methoden haben ihre Besonderheiten, wobei das Arbeiten mit Stecklingen deutlich einfacher und erfolgreicher ist.

🪴 Was brauche ich, um eine echte Vanille-Pflanze zu züchten?

Vanille pflanze selbst ziehen
Vanilleschoten erhält man nur von echten Vanillepflanzen, wie Vanilla planifolia. | © Temanu / stock.adobe.com

Am besten lassen sich Vanillepflanzen unter den folgenden Voraussetzungen anbauen:

  • Eine gesunde Vanillepflanze (Vanilla planifolia)
  • Hohe Luftfeuchtigkeit (mind. 60 %)
  • Temperaturen um 25–28 °C
  • Eine Rankhilfe
  • Beim Vermehren über Samen zusätzlich ein spezielles Substrat mit Mykorrhiza-Pilz

Tipp: Für Hobbygärtner, die Vanille zu Hause vermehren möchten, sind Stecklinge die bessere Wahl.

Anleitung: Vanille Pflanze selbst ziehen aus Samen

Vanille vermehren durch Aussaat der Samen.
Für die Samengewinnung muss die Vanilleschote voll ausgereift und gelblich verfärbt sein. | © Jan / stock.adobe.com

Für die Vermehrung von echten Vanillepflanzen mit Samen stehen zwei Möglichkeiten zur Verfügung. Entweder verwendet man gekaufte Samen oder gewinnt die Samen aus einer reifen Vanilleschote der Mutterpflanze selbst. Diese können zur Aussaat genutzt werden, wenn sie mit einem speziellen Substrat und unter sterilen Bedingungen ausgesät werden. Da Vanille eine tropische Kletterpflanze ist, stellt sie jedoch besondere Ansprüche an Standort, Substrat und Pflege.

  1. Anzuchttopf vorbereiten:
    Wähle eine flache Anzuchtschale oder einen kleinen Pflanztopf mit Abzugslöchern. So kann überschüssiges Wasser später gut ablaufen.
  2. Geeignetes Substrat einfüllen:
    Fülle den Topf mit einem lockeren, nährstoffarmen Orchideensubstrat oder einer Mischung aus Kokosfasern und Sand. Achte darauf, dass das Substrat Mykorrhiza-Pilze enthält, denn sie sind für die Keimung der Vanillesamen unerlässlich.
  3. Samen gleichmäßig verteilen:
    Streue die Vanillesamen dünn und gleichmäßig auf die Oberfläche des feuchten Substrats. Die Samen nicht in die Erde drücken oder einarbeiten.
  4. Nur leicht abdecken:
    Bedecke die Samen nur ganz leicht mit feinem Sand oder Vermiculit. Eine dicke Abdeckung verhindert die Keimung.
  5. Vorsichtig befeuchten:
    Besprühe das Substrat mit kalkfreiem, zimmerwarmem Wasser, am besten mit einer Sprühflasche. Die Samen dürfen nicht weggeschwemmt werden.
  6. Hohe Luftfeuchtigkeit sichern:
    Stülpe eine durchsichtige Abdeckung oder eine Anzuchthaube über den Topf. Alternativ eignet sich eine transparente Plastiktüte mit ein paar kleinen Luftlöchern.
  7. Den richtigen Standort wählen:
    Stelle die Aussaat an einen hellen, warmen Ort ohne direkte Sonneneinstrahlung. Die Temperatur sollte konstant zwischen 25 und 28 °C liegen, die Luftfeuchtigkeit bei mindestens 60 %.
  8. Vanillepflanze düngen während der Anzucht:
    Während der Keimung ist die Düngung tabu. Erst wenn die Keimlinge mehrere Zentimeter hoch sind und echte Blätter bilden, kann vorsichtig mit einem stark verdünnten Orchideendünger gearbeitet werden.

Schon gewusst? Vanillepflanzen sind auf eine ganz spezielle Umgebung angewiesen. Die Samen der Vanillepflanze benötigen ein Substrat, das Mykorrhiza-Pilze enthält. Diese gehen eine Symbiose mit dem Samen ein und ermöglichen erst das Keimen. Im Fachhandel sind spezielle Orchideen-Substrate erhältlich, die sich für die Aussaat eignen.

🪴 Vermehrung neben der Mutterpflanze – die natürlichere Methode

Neben der separaten und keimfreien Variante gibt es noch eine Alternative, die etwas erfolgversprechender ist. Diese besteht darin, den Samen direkt neben der Mutterpflanze auszusäen. Er sollte dabei sehr großzügig verstreut werden, da somit die Erfolgsquote der Züchtung höher ist. Darüber wird ebenso in einer hauchdünnen Schicht Sand oder Vermiculite gesiebt. Die Bedingungen in Bezug auf den Boden, Wasserbedarf, Standort sowie Nährstoffbedarf sind die gleichen, wie oben beschrieben.

Anleitung: Echte Vanille aus Stecklingen ziehen

Vanille anbauen durch Stecklinge.
Vanille blüht nur an gebogenen Ranken, nicht an aufrechten Trieben. | © jonnysek / stock.adobe.com

Die Vermehrung von Vanille über Stecklinge ist deutlich unkomplizierter als die Anzucht aus Samen, und für Hobbygärtner gut machbar. So gehen Sie Schritt für Schritt vor:

  1. Steckling schneiden:
    Schneiden Sie einen etwa 40 cm langen Trieb von der Mutterpflanze ab. Ideal ist ein sogenannter Kopfsteckling von der Vanille, also das obere Ende eines Triebs mit mindestens zwei Blattpaaren.
  2. Blätter entfernen:
    Entfernen Sie die unteren Blätter vorsichtig, damit keine Pflanzenteile im Substrat faulen können.
  3. Einpflanzen:
    Setzen Sie den Steckling in einen Topf mit lockerer Anzuchterde (z. B. auf Kokosbasis) und binden Sie ihn direkt an eine Rankhilfe, denn Vanille ist eine Kletterpflanze und braucht Halt.
  4. Feucht halten:
    Befeuchten Sie das Substrat vorsichtig mit kalkfreiem Wasser aus einer Sprühflasche.
  5. Luftfeuchtigkeit erhöhen:
    Stülpen Sie einen durchsichtigen Deckel, ein Glas oder eine Kunststoffhaube über den Topf. So entsteht ein feuchtes Kleinklima, das die Wurzelbildung fördert.
  6. Regelmäßig nachsprühen:
    Halten Sie die Erde leicht feucht und besprühen Sie auch die Blätter regelmäßig. Die Luftfeuchtigkeit sollte hoch bleiben. Das unterstützt die Bildung neuer Wurzeln.
  7. Warm und hell stellen:
    Der Topf mit der Vanillpflanze sollte an einem warmen, hellen Platz ohne direkte Sonne stehen. Ideal sind Temperaturen um die 25 °C.

Tipp: Woran erkennt man, dass die Vermehrung der Vanille gelungen ist?
Sobald sich am Steckling neue Triebe oder frische Blätter zeigen, hat er Wurzeln gebildet. Ein sicheres Zeichen, dass die Pflanze angewachsen ist. Jetzt kann die Vanille langsam an normale Luftfeuchtigkeit gewöhnt und nach einiger Zeit umgetopft werden.

🪴 Vanille Stecklinge oder Samen kaufen – was ist zu beachten?

Vanillepflanzen züchten aus Samen
Vanilleschote mit Samen – © acnaleksy / stock.adobe.com

Wer eine Vanillepflanze selbst vermehren möchte, kann sowohl Stecklinge als auch Samen im Fachhandel oder online erwerben. Besonders wichtig bei Vanille-Stecklingen ist eine frische, grüne Schnittstelle, ein gesunder Spross und ein leicht feuchter Wurzelbereich. Ein Hinweis auf die Art (Vanilla planifolia) hilft, echte Vanille von Zierformen zu unterscheiden.

💡 Geheimtipp: Echte Vanille Orchidee kaufen
Fragen Sie bei Gewächshäusern von botanischen Gärten oder Universitäten nach. Oft geben diese Ableger, Sprösslinge oder sogar Vanillesamen günstig oder kostenlos ab. Das ist nicht nur nachhaltig, sondern erhöht auch die Chancen auf besonders robuste Vanillepflanzen.

🪴 Vanille richtig düngen

Damit sich die Vanillepflanze gut entwickelt und später blühfreudig wird, ist etwas Pflege erforderlich und die richtige Düngung entscheidend. Von März bis August empfiehlt es sich, die Vanillepflanze alle 14 Tage mit einem speziellen Orchideendünger zu versorgen. In der Ruhephase von September bis Februar genügt es, nur einmal im Monat zu düngen, da die Vanille dann ihre Wachstumsaktivität reduziert.

Lesetipp: Vanillepflanzen – 7 Tipps für die Pflege

Wann wachsen die ersten Vanilleschoten an der neuen Pflanze?

Nach dem Pflanzen dauert es einige Jahre, bis die Vanillepflanze groß und kräftig genug ist, um ihre ersten Blüten zu bilden. Vorher steckt sie all ihre Energie in das Wachstum der Triebe und Wurzeln. Je nach Vermehrungsmethode und Pflege dauert es meist 3 bis 4 Jahre bei Stecklingen und sogar noch länger bei selbst gezüchteten Vanilleblumen aus Samen, bis sich erstmals Blüten zeigen.

🪴 Vanille bestäuben – so bildet die Vanilleblume auch Vanilleschoten

Damit sich aus einer echten Vanilleblüte später eine Vanilleschote entwickeln kann, ist eine Bestäubung per Hand notwendig. Das liegt daran, dass die natürlichen Bestäuber wie spezielle Bienen und Kolibris die natürliche Befruchtung hier nicht vornehmen können. Allerdings ist das Zeitfenster sehr knapp bemessen und beträgt lediglich wenige Stunden. Hierzu muss die Vanilleknospe geöffnet sein, was meist in den Morgenstunden geschieht. Bis zum Abend desselben Tages stirbt sie jedoch ab.

Vanille bestäuben, damit Vanilleschoten wachsen.
Die Pollen werden vorsichtig auf den Blütenstempel übertragen. | © Emmanuel / stock.adobe.com

Die beste Zeit zur Bestäubung liegt zwischen sechs Uhr morgens und zwölf Uhr mittags. Dazu benötigen Sie einen Zahnstocher und gehen folgendermaßen vor:

  • Die Blüte wird seitlich mit dem Zahnstocher aufgeschlitzt. In ihr befinden sich gelbliche Pollen, welche die männlichen Geschlechtsteile der Blüte darstellen.
  • Diese werden nun mit dem Zahnstocher aufgenommen und direkt in den Stempel darunter gesetzt. Auf diese Art wird die Blüte bestäubt.

🪴 Wann ist die Vanilleschote reif?

Wenn die Bestäubung gelingt, bildet sich innerhalb von etwa drei Monaten eine grüne Vanilleschote mit einer Länge von bis zu 30 cm. Zur Ernte ist sie jedoch erst nach insgesamt sechs bis neun Monaten bereit, da sie nach dem Fruchtansatz noch mehrere Monate an der Pflanze ausreifen muss. Erst dann lässt sich die Schote zur Gewürzgewinnung oder für die Saatgutgewinnung nutzen.

🏡 Vanillepflanze als Zimmerpflanze ziehen
Wer keine Vanilleschoten ernten möchte, kann die Vanille-Orchidee (Vanilla planifolia) unter bestimmten Bedingungen auch als exotische Zimmerpflanze kultivieren. Wichtig ist ein heller Standort ohne direkte Sonne, eine hohe Luftfeuchtigkeit und eine Rankhilfe. Besonders im Winter sollte auf konstante Temperaturen um 20–25 °C geachtet werden.

Häufige Fragen zum Anbau von Vanille

Kann ich Vanillepflanzen aus einer gekauften Vanilleschote ziehen?

Die in gekauften Vanilleschoten enthaltenen Samen haben in der Regel eine sehr geringe bis keine Keimfähigkeit. Dies resultiert aus dem langen Verarbeitungs- und Lagerungsprozess, den die Schoten durchlaufen, bevor sie in den Handel gelangen.

Kann ich Echte Vanille als Zimmerpflanze ziehen?

Ja, mit Rankhilfe, hoher Luftfeuchtigkeit und Wärme eignet sich Vanille auch als Zimmerpflanze.

Wie lange dauert es, bis Vanille blüht und Schoten trägt?

In der Regel vergehen 3 bis 5 Jahre, bis eine selbst gezogene Vanille-Orchidee erstmals blüht und bei erfolgreicher Bestäubung Vanilleschoten ausbildet.

Ist Vanille vermehren schwer?

Es ist nicht unmöglich, aber anspruchsvoll. Mit Stecklingen hat man als Hobbygärtner die besten Erfolgschancen.

Muss ich Vanille immer von Hand bestäuben?

Ja, in Europa fehlen die natürlichen Bestäuber, wie der Kolibri. Die Blüten müssen daher per Hand bestäubt werden, wenn Vanilleschoten geerntet werden sollen.

Ringo von Gartentipps.com

Ringo ist Gründer und Chef-Redakteur von Gartentipps.com. Hat auf dem Dorf (bei Oma) zwischen Stachelbeeren, Kirschbaum und Hühnerhof seine Leidenschaft fürs Gärtnern entdeckt.

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