Eine Vanillepflanze heranzuzüchten ist gar nicht so einfach. Mit den richtigen Tipps lässt sich dieses Vorhaben trotzdem umsetzen.

Kann man Vanillepflanzen überhaupt vermehren?

Generell ist die Möglichkeit durchaus gegeben, Vanillepflanzen zu züchten. Es ist jedoch nicht so einfach. Am besten lassen sich Vanillepflanzen unter den folgenden Voraussetzungen anbauen:

  • Man benötigt eine gesunde Mutterpflanze, aus der man die Samen gewinnt.
  • Alternativ ist es auch möglich, mit Stecklingen zu züchten
  • Es ist essentiell, das richtige Zeitfenster für die Bestäubung abzupassen.

Vanillepflanze aus Samen heranzüchten

Etwas komplizierter ist die Gewinnung des Samens aus der Mutterpflanze. Hierzu muss diese gesund sein und Früchte tragen, denn in diesen befindet sich der Samen. Eine korrekte Pflege dieser ist also im Vorfeld unabdingbar. Damit die Pflanze jedoch irgendwann Früchte aufweist, muss man das Zeitfenster für die Bestäubung abpassen.

Die korrekte Bestäubung

Um die Zucht mit Erfolg zu krönen ist es wichtig, den Zeitpunkt der Bestäubung zu kennen. Das Zeitfenster ist sehr knapp bemessen und beträgt lediglich wenige Stunden. Hierzu muss die Vanilleknospe geöffnet sein, was meist in den Morgenstunden geschieht. Bis zum Abend desselben Tages stirbt sie jedoch ab.

Die beste Zeit zur Bestäubung liegt zwischen sechs Uhr morgens und zwölf Uhr mittags. Dazu benötigen Sie einen Zahnstocher und gehen folgendermaßen vor:

  • Die Blüte wird seitlich mit dem Zahnstocher aufgeschlitzt. In ihr befinden sich gelbliche Pollen, welche die männlichen Geschlechtsteile der Blüte darstellen.
  •  Diese werden nun mit dem Zahnstocher aufgenommen und direkt in den Stempel darunter gesetzt. Auf diese Art wird die Blüte bestäubt.

Wenn die Bestäubung funktioniert hat, entwickelt sich nach etwa sechs bis neun Monaten aus der Blüte eine lange, grüne Vanilleschote, aus der die Samen für die weitere Vermehrung gewonnen werden können.

Samen anzüchten

Vanillepflanzen züchten aus Samen
Vanilleschote mit Samen – © acnaleksy / stock.adobe.com

Man möchte meinen, dass die zahllosen Samen innerhalb der Schote genug sind, um viele Vanillepflanzen heranzuzüchten. Doch weit gefehlt. Für die Zucht ist zum Keimen ein spezieller Partner notwendig: Der sogenannte Mykorizzapilz. Mit diesem geht der Samen eine Symbiose ein und entwickelt eine entsprechende Pflanze.

Entscheidend ist, dass sich dieser Pilz innerhalb der Erde befindet, mit welcher die Vanillesamen herangezogen werden sollen. Das hierfür erforderliche Substrat ist im Fachhandel erhältlich.

Es gibt jedoch noch ein weiteres Hindernis, damit die Anzucht gelingt: Die Umgebung, in welcher die Pflanze keimen und heranwachsen soll, muss vollkommen keimfrei sein.

Vanillepflanzen züchten
© Temanu / stock.adobe.com

Hilfe von der Mutterpflanze

Neben der separaten und keimfreien Variante gibt es noch eine Alternative, die etwas erfolgsversprechender ist. Diese besteht darin, den Samen direkt neben der Mutterpflanze auszusäen.

Hierzu unternimmt man die folgenden Schritte:

  • Der Samen wird zunächst auf das Substrat neben der Mutterpflanze gegeben.
  • Er sollte dabei sehr großzügig verstreut werden, da somit die Erfolgsquote der Züchtung höher ist.
  • Darüber wird in einer hauchdünnen Schicht Torf-Sand oder Vermiculite gesiebt.
  • Das Ganze wird mit kalkfreiem Wasser fein besprüht.
  • Der Topf wird nun an einem hellen Ort aufgestellt, an dem er nicht zu viel Sonne abbekommt. Optimal ist eine Temperatur von nicht mehr als 28 Grad Celsius.
  • Nach dem regelmäßigen Gießen sollten nach etwa sechs bis 30 Tagen erste Keimlinge aus dem Boden sprießen.
  • Wichtig ist, die Pflanze während dieser Zeit nicht zu düngen.

Vanillepflanzen aus Stecklingen anziehen

Eine weitere Variante der Vanillezucht besteht darin, mit Stecklingen zu züchten. Sie sind entweder im Fachhandel erhältlich oder können von einer bestehenden Pflanze genommen werden. Um sie zu vermehren, geht man am besten wie folgt vor:

SchrittErklärung
Schritt 1Zunächst wird ein Kopfsteckling von der Pflanze abgeschnitten, der eine Länge von etwa 40 Zentimetern besitzen muss.
Schritt 2Die Blätter auf der unteren Seite werden entfernt.
Schritt 3Der Steckling wird nun mit Anzuchterde in einen Topf gepflanzt und an eine Rankhilfe angebunden.
Schritt 4Die Erde anschließend mit einer Sprühflasche Wasser anfeuchten.
Schritt 5Zum Schutz stülpt man einen durchsichtigen Topf oder Plastikdeckel über die Pflanze. Somit entsteht in dem Hohlraum eine gewisse Luftfeuchtigkeit. Ein Glas ist ebenfalls geeignet.
Schritt 6Substrat regelmäßig auf Feuchtigkeit überprüfen und nachsprühen, wenn erforderlich. Am besten wird das Wasser auf die Blätter gesprüht.
Schritt 7An einem idealen Platz aufstellen, der möglichst keine direkte Sonneneinstrahlung bietet. Die Idealtemperatur liegt bei 25 Grad Celsius.

Die Vermehrung ist erfolgreich, wenn sich nach einer gewissen Zeit ein separater Austrieb am Steckling entwickelt. Denn in diesem Fall hat der Steckling Wurzeln gebildet und kann weitergezogen werden.

Wann wachsen die ersten Vanilleschoten an der neuen Pflanze?

Um die ersten Vanilleschoten an einer selbst hochgezogenen Vanillepflanze zu erblicken, dauert es mehrere Jahre. Selbstverständlich kommen sie auch nur zum Vorschein, wenn die richtige Pflege eingehalten und die Pflanze regelmäßig von Hand bestäubt wurde.

Ringo von Gartentipps.com

Gründer und Chef-Redakteur von Gartentipps.com. Hat auf dem Dorf (bei Oma) zwischen Stachelbeeren, Kirschbaum und Hühnerhof seine Leidenschaft fürs Gärtnern entdeckt.

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