Anzuchterde unterscheidet sich in ihrer Beschaffenheit deutlich von Blumenerde. Sie bietet die idealen Bedingungen zur Anzucht von Samen und Jungpflanzen.

Anzuchterde
© Marina Lohrbach – Fotolia.com

Am besten wachsen Pflanzen, wenn auf ihre Bedürfnisse eingegangen wird. Dies beginnt bereits bei der Pflanzung. Samen und Jungpflanzen besitzen andere Bedürfnisse als dies für ausgewachsene Pflanzen gilt.

Der Hobbygärtner sollte bei der Anzucht auf spezielles Substrat vertrauen, um ideale Wachstumsbedingungen zu schaffen. Folgender Artikel erläutert die Bedeutung von Anzuchterde und beschreibt deren Beschaffenheit und Eigenschaften.

Warum sollte Anzuchterde verwendet werden?

Den Pflanzen geht es wie den Menschen. Auch diese Gewächse stellen in ihren verschiedenen Lebensphasen unterschiedliche Nährstoffansprüche. Die Anzucht in herkömmlicher Blumenerde muss nicht zwangsläufig komplett fehlschlagen, mit Einbußen ist jedoch zu rechnen.

Anzuchterde fördert Wurzelwachstum

Nach der Keimung ist die Wurzelbildung der wichtigste Aspekt bei der Anzucht von Pflanzen. Das Wurzelwachstum beginnt und die Wurzeln strecken quasi ihre Fühler nach Nährstoffen aus.

Nährstoffreiche Blumenerde macht es den jungen Pflanzen leicht. Sind ausreichend Nährstoffe vorhanden, kann das Wachstum der Wurzeln wieder zurückgefahren oder sogar komplett eingestellt werden. Damit tut der Hobbygärtner seinen Pflanzen keinen Gefallen. Sie bleiben im Wachstum zurück, blühen schlecht oder überleben den Winter nicht, weil sie kein stabiles Wurzelsystem ausbilden konnten.

Keimlinge und Stecklinge benötigen weit weniger Nährstoffe als kräftige und ausgewachsene Pflanzen. Hier kommt die Anzuchterde ins Spiel. Dieses spezielle Substrat ist auf die Bedürfnisse der Jungpflanzen ausgerichtet und enthält weniger Nährstoffe als Blumenerde. Damit sich die feinen Wurzeln ausbilden können, ist der Boden besonders feinporig.

Anzuchterde schützt vor Schädlingen und Krankheiten

Keimlinge sind anfällig für Schädlinge und Krankheiten. Daher ist Anzuchterde in der Regel steril und damit keimfrei. Ebenso sind keine Samen oder Wurzeln anderer Pflanzen enthalten. Damit können keine weiteren Samen keimen, welche die Jungpflanzen später in ihrem Wachstum behindern.

Die geringe Nährstoffkonzentration verhilft den Jungpflanzen zur Ausbildung eines stabilen und weitverzweigten Wurzelsystems. Damit wachsen die Pflanzen in Anzuchterde schneller heran und erscheinen kräftiger und gesünder, als dies bei der Anzucht in Blumenerde der Fall wäre.

Wie sollte Anzuchterde beschaffen sein?

Beim Kauf von Anzuchterde sollte darauf geachtet werden, dass dieses Substrat die richtige Bezeichnung trägt. Herkömmliche Blumenerde wird auch als Pflanzerde oder Pflanzenerde vertrieben.

Für die benötigte Anzuchterde sind auch folgende Bezeichnungen geläufig:

  • Aussaaterde
  • Pikiererde
  • Vermehrungserde

Bei diesen Erden gibt es keine gravierenden Unterschiede. Von einer hochwertigen Anzuchterde kann ausgegangen werden, wenn diese:

  • nur wenig Nährstoffe enthält
  • frei von Mineralsalzen ist
  • eine lockere und feinporige Konsistenz besitzt
  • nicht zu trocken und klumpig erscheint
  • nicht zu viel Feuchtigkeit enthält
  • keimfrei beschaffen ist

In einem durch zu viel Feuchtigkeit verdichteten Substrat können sich die feinen Wurzeln nicht ausstrecken. Ebenso ist dieser Boden eine Brutstätte für Keime und Schimmelpilze.

Welche Unterschiede besitzen Anzuchterde und Blumenerde?

Blumenerde und Anzuchterde sind unterschiedlich zusammengesetzt. Damit wird den verschiedenen Nährstoffansprüchen zwischen Keimlingen und ausgewachsenen Pflanzen entsprochen.

Blumenerde

Blumenerde besitzt eine hohe Nährstoffdichte. Ein hoher Stickstoffanteil kommt ausgewachsenen Pflanzen ebenso entgegen, wie für das Wachstum Mineralsalze nötig sind.

Anzuchterde

Anzuchterde besitzt eine besonders niedrige Nährstoffkonzentration. Stickstoff und Salze würden den jungen Pflanzen schaden und deren Wachstum hemmen. Während Blumenerde eine dichtere Struktur aufweist, sollte Anzuchterde besonders locker, frisch und krümelig erscheinen. Dadurch entsteht keine Staunässe und die Jungpflanzen können ihre Wurzeln ausbilden, ohne auf Hindernisse zu stoßen.

Blumenerde ist nicht keimfrei und enthält häufig auch Samen und andere Pflanzenteile. Für Anzuchterde ist es wichtig, keine Keime aufzuweisen. Bei der Anzucht werden Stecklinge häufig mit einer Haube bedeckt. Dadurch können sich schnell Schimmelpilze bilden.

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Schimmel in der Anzuchterde – was nun?

Anzuchtkasten
Fehlende Lüftung im Anzuchtkasten lässt die Anzuchterde schimmeln – © Petra Schueller – Fotolia.com

Eigentlich sollte Anzuchterde keine Keime enthalten. Dennoch beklagen viele Hobbygärtner schimmelnde Aussaaterde. Die Ursachen hierfür sind vielfältig. Häufig wird das Substrat in den Gartenmärkten im Freien gelagert. Die Säcke sind nicht komplett dicht und schnell sind Keime und Sporen eingedrungen.

Auch wenn die Anzuchterde nicht sofort komplett verbraucht wird und offen lagert, ist die Sterilität nicht mehr gewährleistet. Haben Sie sich für ein preiswertes Produkt entschieden, ist leider nicht immer davon auszugehen, dass es sich um eine keimfreie Pflanzerde handelt.

Folgende Maßnahmen helfen dabei, Schimmelbildung zu verhindern:

  • keine Anzuchterde kaufen, welche im Außenbereich des Marktes gelagert war
  • Substrat eher in kleineren Mengen kaufen und sofort verbrauchen
  • lediglich qualitativ hochwertige Anzuchterde verwenden
  • abgedeckte Keimlinge täglich lüften

Die häufigste Ursache für Schimmelbildung ist das versäumte Lüften der Abdeckung. Durch den fehlenden Luftaustausch und die enthaltende Feuchtigkeit haben Pilze leichtes Spiel und können sich auch auf einer vorab keimfreien Erde ansiedeln.

Kam es zu Schimmelbefall, wird etwas weniger gegossen und möglichst täglich gelüftet. Dann verschwindet der Schimmel meist von selbst. Sie können auch etwas nachhelfen und die Schimmelsporen einfach vom Substrat abkratzen.

Tipp: Wird das Substrat mit Sand abgedeckt, kann dies Schimmelbefall verhindern.

So werden die Samen entsprechend vorbereitet:

Samen beizen:
Werden die Samen vor der Verwendung einige Stunden in Beize eingelegt, kann dies Pilzerkrankungen verhindern.

Tipp: Eine Beize kann einfach aus Knoblauchzehen hergestellt werden. Die Zehen einer Knolle werden dazu mit einem Messer zerdrückt und mit heißem Wasser übergossen. Dieser Sud sollte über Nacht ziehen. Am nächsten Tag werden die Samen damit übergossen und nach drei bis vier Stunden wieder entfernt. Nachdem die Samen abgetrocknet sind, können sie wie gewohnt verwendet werden.

Samen vorquellen lassen:
Die meisten Beet- und Balkonpflanzensamen lassen sich in Wasser vorquellen. Bei Tomaten-, Kürbis- oder Zucchinipflanzen hat sich auch das Einlegen in Milch bewährt.

Tipp: Anzuchterde lässt sich auch im Backofen keimfrei machen. Die Erde wird 30 Minuten bei 140 Grad Umluft erhitzt. In der Mikrowelle stellen Sie auf die höchste Wattzahl und erhitzen das Substrat zehn Minuten.

Anzuchterde selber machen – geht das?

Werden größere Menge gebraucht, ist es von Vorteil, sich die Anzuchterde selbst herzustellen.

Dazu benötigen Sie:

  • 1/3 Gartenerde
  • 1/3 Sand
  • 1/3 Kompost

Alle Komponenten werden sorgfältig miteinander vermengt. Damit die Erde feinkörnig und locker wird, sollte die Mischung vor Gebrauch gut durchgesiebt werden.

Achtung: Häufig wird Torf für die Herstellung von Anzuchterde empfohlen. Dies ist jedoch nach ökologischen Gesichtspunkten nicht ratsam. Durch die Gewinnung von Torf werden Moore und damit wichtige Lebensräume für Kleinstlebewesen zerstört.

Ökologische Anzuchterde nach bestimmten Nährstoffansprüchen herstellen

Wer sich seine Anzuchterde selbst herstellen möchte, kann ganz individuell auf die Bedürfnisse der Pflanzen, die er heranziehen möchte eingehen. So sind die Ansprüche von Starkzehrern, Mittelzehrern und Schwachzehreren unterschiedlich.

Folgende Übersicht listet entsprechende Pflanzen auf und ordnet ihnen die empfohlene Zusammensetzung der Anzuchterde zu:

Pflanzengruppe Vertreter benötigte Anzuchterde
Starkzehrer Geranien
Sonnenblumen
Chrysanthemen
• Kartoffeln
Erdbeeren
Möhren
• 30% Sphagnum Moos
• 30% Kompost
• 20% Gartenerde
• 10% Sand
• 10% Rindenhumus
Mittelzehrer • Rhododendren
Rosen
Dahlien
Beeren
Salate
Tomaten
• 50% Kokohum oder Holzfasern
• 20% Kompost
• 15% Sand
• 15% Rindenhumus
Schwachzehrer Begonien

Azaleen
Petunien
• Radieschen
Petersilie
• Gartenkresse

• 50% Kokohum
• 20% Gartenerde
• 15% Sand
• 15% Rindenhumus

Begriffserklärung der verwendeten Substanzen

Sphagnum-Moos

Sphagnum-Moos dient in Blumenerde als Alternative zu Moos. Diese speziell kultivierten Moose verbessern die Wasserspeicherkapazität des Substrats. Torfmoos etabliert sich mehr und mehr als nachwachsender Ersatz für Torf.

Kokohum

Dieses Kultursubstrat besteht aus den getrockneten Fasern der Kokosnuss. Das Wasser kann durch dieses Material sehr gut im Boden gehalten werden. Der hohe Luftanteil begünstigt das Wurzelwachstum und das Material beugt zudem Schimmelbefall vor.

Im Handel bekommen Sie diesen Rohstoff in Form von kleinen Ziegeln, welche unter Zugabe von warmem Wasser aufquellen und ihr Volumen bis zu einem Sechsfachen vergrößern.

Holzfasern

Holzfasern besitzen ähnliche Eigenschaften wie die Fasern der Kokosnuss. Das Material sollte aber in jedem Fall von unbehandelten Hölzern stammen.

Kompost

Kompost aus dem eigenen Garten liefert der Anzuchterde die notwendigen Nährstoffe. Damit erhalten Jungpflanzen die entsprechende Dosis an Magnesium, Kalium, Phosphor oder Stickstoff.

Rindenhumus

Werden die Rinden von Nadelhölzern kompostiert, entsteht Rindenhumus. Dieser Humus eignet sich sehr gut, um den Boden aufzulockern und das Substrat zugleich zu stabilisieren.

Sand

Durch die Beimischung von Sand wird die Struktur des Bodens verbessert. Sand hält das Substrat locker und kann Staunässe vorbeugen.

Ringo von Gartentipps.com

Gründer und Chef-Redakteur von Gartentipps.com. Hat auf dem Dorf (bei Oma) zwischen Stachelbeeren, Kirschbaum und Hühnerhof seine Leidenschaft fürs Gärtnern entdeckt.

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