Kirschen lassen sich natürlich durch ihre Kerne vermehren. Welche geeignet sind und wie die Keimung sicher gelingt, erklären wir hier.

Kirschbäume bereichern jeden Garten. Neben den saftigen Sommerfrüchten ist auch die Blüte im Frühling ein wahrer Hingucker. Wer sich einen eigenen Kirschbaum aus einem Kern heranziehen möchte, muss einiges beachten. Mit der folgenden Anleitung kann es gelingen, aus einem Kirschkern einen gesunden und stattlichen Obstbaum heranzuziehen.

Ein kleiner Exkurs in die Obstbaumvermehrung

Einen Kirschkern in die Erde stecken und abwarten, welche Pflanze sich darauf entwickelt. Dies ist in der Tat ein kleines botanisches Abenteuer, welches nicht ohne Risiko bleibt. So kann nicht davon ausgegangen werden, dass der Baum später die gleichen Früchte tragen wird wie die Mutterpflanze des eingetopften Kirschkerns.

Gärtner gehen auf Nummer sicher und bedienen sich anstatt der Kirschkernmethode der Veredlung. Indem auf einen bewurzelten Baumteil, der sogenannten Unterlage der Edelreis (ein anderes Baumteil) gepfropft wird, lassen sich die gewünschten Eigenschaften erhalten.

Die passenden Kirschen finden

Nicht jeder Kirschkern wird automatisch austreiben, daher sollten mehrere Kerne eingepflanzt werden. Am besten eignen sich frische Kirschen, die direkt vom Baum gepflückt werden. Die Erfolgsaussichten bei teilweise überlagerten Kirschen aus dem Supermarkt sind entsprechend geringer.

Generell besteht die Wahl zwischen Süß- und Sauerkirschen:

  • Süßkirschen:
    → große Produktauswahl
    → süß und schmackhaft
    → Pflanzen weniger widerstandsfähig
  • Sauerkirschen:
    → einfacher Anbau
    → robust
    → frische Ware kaum zu bekommen
Sauerkirsche
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Kirschkerne zum Keimen bringen – so geht’s

Lecker Kirschen essen und anschließend mit dem Kern ab in die Erde – so einfach ist es leider nicht. Der Kirschkern muss zunächst zum Keimen angeregt werden. Hierfür benötigt dieser einen Kälteschock.

Dies geht am einfachsten, wenn die Kirschkerne im frühen Herbst ins Freiland gepflanzt werden. Für die Keimung sind neben konstanter Feuchte drei bis fünf Monate Kälte nötig.

Wer sich für Süßkirschen entscheidet, sollte wissen, dass diese Sorte vor der Kälte eine warme Witterung bevorzugt. Für einen reichen Ertrag kann es ratsam sein, die Kirschkerne für etwa zwei Wochen in warmes Torfmoos zu packen.

Dies funktioniert wie folgt:

1. Torfmoos in einen geeigneten Behälter oder Beutel geben
2. lauwarmes Wasser zugeben
3. etwa acht Stunden abwarten
4. überschüssiges Wasser ausdrücken
5. Deckel des Behältnisses mit Luftlöchern versehen
6. Beutel leicht geöffnet lassen
7. Kirschkerne zum Torfmoos geben
8. Kirschkerne zwei Wochen im warmen Moos belassen

Tipp: Die Kirschkerne sollten regelmäßig kontrolliert werden. Schimmlige Kerne sind zu entsorgen.

Kirschkerne stratifizieren

Nun folgt die beschriebene Kälteperiode. Hierfür kann das Torfmoos weiterhin verwendet werden. Ebenso eignet sich eine Mischung aus Sand und Fasertorf. Moos oder Sand werden gut angefeuchtet, aber nicht komplett durchnässt, denn es muss immer mit Schimmel gerechnet werden.

Die Kirschkerne werden im Torfmoos kühl aufbewahrt. Die Temperatur sollte bei drei bis fünf Grad liegen. Damit ist der obere Bereich des Kühlschrankes ein idealer Aufbewahrungsort.

Nun gilt es, die Kirschkerne im Kühlschrank nicht zu vergessen, denn die Kühlung sollte für mindestens drei Monate anhalten. Einige Sorten haben es am liebsten bis zu fünf Monate kühl. Mindestens einmal pro Woche sind die Kerne zu kontrollieren. Überschüssiges Wasser sollte abgegossen werden. Drohen Moos oder Sandmischung auszutrocknen, wird erneut bewässert.

Kirschkerne auspflanzen

Kirschkern pflanzen
© Kazakova Maryia

Der Frühling ist der ideale Zeitpunkt, um die vorbehandelten Kirschkerne auszupflanzen.

Standort und Substrat

Kirschen gedeihen am besten an einem sonnigen Standort. Bei der Pflanzung gilt es zu bedenken, dass die Bäumchen größer werden und ausreichend Spielraum zu benachbarten Gewächsen oder Objekten vorhanden sein sollte.

Damit sich der Kirschbaum gut entwickelt, ist ein fruchtbarer und möglichst sandiger Boden Voraussetzung. Der pH-Wert sollte neutral bis leicht sauer ausfallen. Tonböden sind für die Kultivierung von Kirschbäumen ungeeignet. Kirschen verfügen über eine Pfahlwurzel, welche sich nur in einem lockeren Untergrund gut ausbreiten kann.

Kirschkerne einpflanzen – Schritt für Schritt

1. Standort auswählen
2. Boden säubern, auflockern und für eine gute Drainage sorgen
3. mit Finger oder Pflanzstecher kleine Löcher graben (maximal 2,5 Zentimeter tief)
4. Pflanzabstand beachten (30 Zentimeter bei der Anzucht)
5. Kirschkerne in die Pflanzlöcher geben
6. Kirschkerne mit Substrat bedecken (bei Herbstpflanzung mit Sand, bei Pflanzung im Frühling mit Erde)
7. Pflanzstelle kennzeichnen
8. Pflanzstelle mit Maschendraht abdecken

Wie bereits anfangs erwähnt, wird sich vermutlich nicht aus jedem Kirschkern eine Jungpflanze entwickeln. Daher lohnt es, mehrere Kerne in die Erde zu bringen. Bei der Herbstpflanzung wird mit Sand aufgefüllt, damit der gefrorene Erdboden die Pflanzen nicht am Austrieb hindert. Das Maschengitter dient als Schutz vor Schädlingen.

Das Heranziehen von Kirschbäumen erfordert Geduld. Wurden die beschriebenen Maßnahmen der Stratifikation eingehalten, dürften sich einige Monate nach der Pflanzung die ersten Sprossen entwickeln. Bis letztlich die Keime durch den Boden brechen, kann ein Jahr vergehen.

Ringo von Gartentipps.com

Gründer und Chef-Redakteur von Gartentipps.com. Hat auf dem Dorf (bei Oma) zwischen Stachelbeeren, Kirschbaum und Hühnerhof seine Leidenschaft fürs Gärtnern entdeckt.

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