Der Rutenkaktus hat keine Dornen und besticht mit langen, hängenden Sprossen. Auch wenn er damit nicht zu den typischen Kakteen gehört, so ist er dennoch genauso pflegeleicht.

Rutenkaktus
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Dieser Kaktus macht sich schnell Freunde, denn er kommt ganz ohne Dornen aus. Auch sonst erweist sich der Vertreter der Pflanzengattung Rhipsalis als robust und pflegeleicht. Rhipsalis bildet den größten Vertreter epiphytisch, also auf Baumstämmen statt auf dem Erdboden wachsender Kakteenarten. Die im brasilianischen Regenwald beheimateten Pflanzen sind an Vielfalt kaum zu überbieten. Im Folgenden erfahren Sie, wie sich der Kaktus erfolgreich kultivieren lässt.

Pflanzenbeschreibung

Das Merkmal der Rutenkakteen sind ihre langen, hängenden Sprosse, welche häufig dichte Verzweigungen bilden. Die Triebe besitzen kurze und kantige, zylindrische oder blattartige Formen. Anstelle der Dornen treten Areolen in Form von wolligen Borsten oder groben Härchen auf. Meist besitzen Rutenkakteen herabhängende Triebe, was sie zu idealen Ampelpflanzen macht. Im zeitigen Frühjahr zeigen die Binsenkakteen ihre hübschen, kleinen Blüten, die meist einen kräftigen Duft verbreiten und helle, beerenartige Früchte folgen lassen.

Rhipsalis – die wandelbare Pflanzengattung

Strebt der Hobbygärtner Vielfalt auf der Fensterbank an, kann der Rutenkaktus dem mit einem außergewöhnlichen Artenreichtum entsprechen. Dabei gleicht keine Pflanze der anderen. Sie haben die Wahl aus 40 Arten mit ganz unterschiedlichen Erscheinungsbildern. Von der prächtigen Ampelpflanze mit meterlangen überhängenden Trieben bis zum kurz verzweigten Rutenkaktus im Blumentopf reicht die Palette. Eines haben die exotischen Gewächse gemeinsam – sie sind allesamt pflegleicht und recht robust, vorausgesetzt, es wird ihren Ansprüchen an Standort und Substrat entsprochen.

Wann blüht der Rutenkaktus?

Der Rutenkaktus steht im Frühling in voller Blüte. Die ersten Blütenköpfe können sich dabei bereits Anfang März öffnen. Die weißen bis gelblichen Blüten erscheinen an den Sprossspitzen. Leider ist das Vergnügen nur von kurzer Dauer. Die sternförmigen Blüten sind nach wenigen Tagen verblüht. An ihre Stelle treten weißliche, beerenartige Früchte, die sich mehrere Wochen lang bewundern lassen.

» Tipp: Nicht selten blühen Rutenkakteen im Laufe des Jahres erneut.

So pflanzen Sie den Rutenkaktus richtig

Der Rutenkaktus stellt keine besonderen Ansprüche an Standort oder Substrat. Wer bereits erfolgreich Blattkakteen kultiviert, wird mit den pflegeleichten Korallenkakteen keine Probleme bekommen.

❍ Standort

Bei der Standortwahl unterscheidet sich der Rutenkaktus nicht von anderen Blattkakteen. Es sollte ein heller, aber nicht vollsonniger Standort gewählt werden. Vor praller Mittagssonne sind die Pflanzen zu schützen. Ein halbschattiger Standplatz wird jedoch gut vertragen. Ist das Blumenfenster nach Westen oder Osten ausgerichtet, dürfte der Rutenkaktus ideale Standortbedingungen vorfinden. Am Südfenster benötigen Binsenkakteen einen Schutz vor direkter Sonneneinstrahlung.

❍ Sommerquartier

Während der Sommermonate dürfen die Pflanzen ins Freie umziehen. Wählen Sie einen geschützten Standort im Schatten oder Halbschatten aus. Vermeiden Sie pralle Mittagssonne. Morgen- oder Abendsonne werden gut vertragen und fördern ein gesundes Wachstum. Achten Sie darauf, den Kaktus geschützt vor Regen und Wind aufzustellen.

» Tipp: Rutenkakteen lieben eine hohe Luftfeuchtigkeit. Daher sollten Sie auch im Freien an trockenen Tagen häufig sprühen.

❍ Substrat

Rutenkakteen bevorzugen einen nährstoffreichen, humosen Boden. Der Handel bietet spezielle Kakteenerde an. Preiswerter und ebenso wirkungsvoll erweist sich die Mischung des Substrats. Verwenden Sie einen Mix aus 1/3 scharfkörnigen Sand und 1/3 Torf, so werden Rhipsalis-Kakteen mit allen wichtigen Nährstoffen, die für ein gesundes Wachstum benötigt werden, versorgt.

❍ Umtopfen

Beim Umtopfen des Rutenkaktus ist Vorsicht geboten. Die Pflanzen besitzen wenige, kleine Wurzeln, die nicht verletzt werden dürfen.

» Tipp: Rutenkakteen bilden keine weit verzweigten Wurzelsysteme, daher muss das Pflanzgefäß beim Umtopfen nicht zwingend gegen einen größeren Blumentopf ausgetauscht werden.

Der passende Zeitpunkt für das Umtopfen ist der Frühling. Die Pflanze wird dem Pflanzgefäß entnommen und vorsichtig von altem Substrat befreit. Hierbei ist es von Vorteil, die Pflanze zu schütteln. Ebenso werden abgestorbene Wurzelteile entfernt. Anschließend wird der Kaktus in frisches Substrat gesetzt und an seinen abgestammten Standort gebracht. Werden die Wurzeln nicht verletzt, wird das Umtopfen in der Regel gut vertragen und die Pflanze kann wie gewohnt weiterwachsen.

So wird der Rutenkaktus gepflegt

Rutenkaktus Blüte

❍ Gießen

Während der Wachstumsphase in den Sommermonaten benötigt der Rutenkaktus eine gleichmäßige Bewässerung. Der Wurzelballen ist stets gleichmäßig feucht zu halten und darf nicht komplett austrocknen. Sorgen Sie zeitgleich für eine hohe Luftfeuchtigkeit. Diese sollte bei 60 bis 70% liegen. Im Winter wird nur gegossen, wenn die Erde gut angetrocknet ist. Um die Luftfeuchte zu erhöhen, bietet es sich an, auf der Heizung gefüllte Wasserschalen aufzustellen.

» Tipp: Rutenkakteen vertragen kein kalkhaltiges Wasser und sollten daher mit Regenwasser oder mit enthärtetem Wasser gegossen werden.

❍ Düngen

Eine Düngung ist nur ratsam, während sich die Knospen ausbilden. Während dieser Zeit wird in 14tägigen Abständen mit handelsüblichem Kakteendünger nachgeholfen. Beginnen die ersten Knospen sich zu öffnen, sollte kein Dünger mehr verabreicht werden.

❍ Rückschnitt

Ein Rückschnitt ist nicht zwingend notwendig, schadet der Pflanze aber auch nicht. Der beste Zeitpunkt für Schnittmaßnahmen ist das zeitige Frühjahr. Haben sich zu lange Trieb gebildet, können Sie diese zurückschneiden. Allerdings sollten die Triebe nicht mehr als um 2/3 ihrer gesamten Länge gekürzt werden.

❍ Vermehren

Die Vermehrung des Rutenkaktus hat sich mit Stecklingen bewährt. Der beste Zeitpunkt für die Gewinnung von Stecklingen sind Frühling und Sommer. Wählen Sie einen sattgrünen und gesund erscheinenden Trieb aus und schneiden ihn etwa zehn bis zwölf Zentimeter lang ab. Bevor die Stecklinge ausgepflanzt werden, sollten sie für einige Tage an einem kühlen und trockenen Platz aufbewahrt werden.

» Tipp: Gewinnen Sie auf diese Weise mehrere Stecklinge, wächst schnell ein dichter und kräftiger Kaktus heran.

Die Stecklinge werden mit einer Pflanztiefe von etwa vier Zentimetern in Kakteenerde gesetzt. Der Standort sollte hell bis halbschattig gewählt werden. Pralles Sonnenlicht gilt es, auch bei den Stecklingen zu vermeiden. Temperaturen zwischen 20 und 25 Grad bieten ideale Bedingungen für eine erfolgreiche Vermehrung. Die Abdeckung mit einer Plastikhaube stellt die Anforderungen an eine hohe Luftfeuchtigkeit sicher. Damit sich kein Schimmel bilden kann, ist die Plastikhaube häufiger zu lüften. Zeigen sich erste Triebe, wird die Haube schrittweise entfernt.

Etwa einen Monat lang wird die Erde nur leicht feucht gehalten. Anschließend dürften die Stecklinge ausreichend angewachsen und bewurzelt sein und lassen sich wie ein ausgewachsener Kaktus behandeln.

» Tipp: Rutenkakteen können auch in einem ausgedienten Aquarium herangezogen werden.

Die Aufzucht aus Stecklingen in Stichworten:

  • Stecklinge im Frühling oder Sommer schneiden
  • einige Tage kühl lagern
  • in Pflanzerde setzen
  • mit Plastikhaube bedecken
  • an hellem bis halbschattigen Standort aufstellen
  • feucht halten
  • Staunässe vermeiden
  • zeigen sich erste Triebe, Pflanzhaube entfernen
  • nach etwa einem Monat haben sich eigenständige Pflanzen entwickelt

❍ Überwintern

Der Rutenkaktus benötigt keine explizite Winterruhe und muss seinen Standort am Blumenfenster nicht räumen. Die Pflanzen vertragen ganzjährlich Zimmertemperatur. Das Gießverhalten kann im Winter etwas eingeschränkt werden. Staunässe ist in jedem Fall zu vermeiden. In der kalten Jahreszeit ist es besonders wichtig, dem Anspruch an eine hohe Luftfeuchtigkeit zu entsprechen. Sprühen Sie daher häufig und helfen mit Wassergefäßen auf der Heizung nach.

❍ Schädlinge und Krankheiten

Werden Pflegefehler vermieden, zeigt sich der Rutenkaktus robust und nahezu resistent gegenüber Krankheiten und Schädlingsbefall. Wird zuviel gegossen, können die Wurzeln faulen, was meist den Tod der Pflanze bedeutet. Angreifbar für Krankheiten wird der Rutenkaktus auch, wenn Sie ihn zu wenig gießen.

» Achtung: Weder die Pflanzerde noch das Gießwasser sollten Kalk enthalten.

Die Schildlaus

Der Befall mit Schildläusen lässt sich häufig am Rutenkaktus beobachten. Kontrollieren Sie die Pflanze regelmäßig, wird Ihnen ein Befall zeitnah auffallen und Sie können entsprechend reagieren. Schildläuse kommen in verschiedenen Arten vor. Wollläuse hinterlassen ein wolliges Gespinst auf den Blättern. Allen Schildläusen ist gemein, dass sie sich an den Blättern und Trieben festsaugen und dem Kaktus seinen Pflanzensaft entziehen. An einer gelben Verfärbung der Blätter erkennen Sie, dass der Befall bereits fortgeschritten ist und die Schädlinge ihr Gift an die Pflanze abgegeben haben. Wird der Befall nicht rechtzeitig erkannt, kann der Rutenkaktus absterben.

Für die Bekämpfung des Befalls bieten sich verschiedene Möglichkeiten:

» Absammeln
Ganz ohne Chemie, allerdings nicht ohne Aufwand gestaltet sich das Absammeln der Schädlinge. Die Methode ist besonders effektiv, wenn Sie den Befall rechtzeitig bemerkt haben und die Anzahl der Schädlinge überschaubar erscheint. Sie können die Schildläuse mit Hilfe eines spitzen Messers von den Trieben und Blättern kratzen. Der hinterlassene Honigtau wird anschließend mit Seifenwasser entfernt. Dies ist wichtig, um die Pflanze nicht angreifbar für Pilzbefall zu machen.

Ebenfalls sollten Sie die befallenen Pflanzen vom übrigen Bestand trennen, damit die Schildläuse nicht weitere Kakteen befallen.

» Effektiv ohne Chemie
Für die Bekämpfung der Schädlinge ohne Chemie eignet sich eine Lösung aus Schmierseife, Wasser und Alkohol. Diese Lösung wird mehrmals täglich direkt auf die Schädlinge aufgetupft. Den gleichen Zweck erfüllt auch Olivenöl. Die Behandlung erfordert allerdings Geduld und sollte mindestens zwei Wochen lang täglich durchgeführt werden.

» Natürliche Fressfeinde
Wird die befallene Pflanze an einen separaten Standort im Freien platziert, können Sie auf die natürlichen Fressfeinde hoffen. Marienkäfer, Schwebfliegen, Schlupfwespen und verschiedene Raubkäfer finden in Schildläusen ein gefundenes Fressen.

Achtung! Selten werden durch natürliche Fressfeinde komplette Populationen vernichtet. Kontrollieren Sie die Pflanzen daher, bevor Sie zurück ans Blumenfenster dürfen.

Wie lässt sich einem Schädlingsbefall vorbeugen?

Nicht selten sind Pflegefehler die Ursache für einen Pilz- oder Schädlingsbefall. Werden die Bedürfnisse der Pflanze nicht erfüllt, wird diese nach und nach geschwächt und Schildläuse & Co. haben leichtes Spiel.

Folgende Maßnahmen tragen zur Gesunderhaltung des Rutenkaktus bei:

  • hohe Luftfeuchtigkeit
  • nährstoffreicher Boden
  • heller Standort
  • ausreichende Wasserversorgung

Einblick in die Pflanzenvielfalt der Rutenkakteen

Es existieren etwa 40 unterschiedliche Rhipsalis-Arten. Drei Vertreter werden hier nun näher vorgestellt.

1. Rhipsalis campus-portoana

Dieser Rutenkaktus bildet schlanke, hängende Triebe aus, die sich gabelförmig verzweigen. An den Triebspitzen der beliebten Ampelpflanze bilden sich die nur wenige Millimeter langen weißlichen Blüten, die nur leicht geöffnet erscheinen. Rhipsalis campus-portoana trägt runde, orange Früchte.

2. Rhipsalis crispata

Mehr als einen halben Meter lang können die Triebe dieser Sorten ausfallen. Die Triebe erscheinen blattartig verbreitert. Die Triebe wachsen weniger hängend, als bei vielen anderen Vertretern dieser Pflanzenfamilie. Die weißen Blüten bilden sich an beinahe unsichtbaren Areolen aus.

3. Rhipsalis cereuscula

Die hellgrünen, zylindrischen Triebe dieser Kakteenart erscheinen weit verzweigt und sind vereinzelt mit kurzen Borsten besetzt. An den Spitzen der kurzen seitlichen Triebe zeigen sich die grünlichweißen Blüten.

Weitere besondere Arten im Kurzporträt

Rutenkaktus-Art Besonderheiten
Rhipsalis teres starke Verzweigungen
gelbliche Triebe
sehr gut als Ampelpflanze geeignet
Rhipsalis russellii besonders farbenprächtig
rötliche Ränder an den Trieben
cremeweiße Blüten
orange Früchte
Rhipsalis hoelleri besonders selten
glänzend rote Blüten
runde, rote Früchte
bedrohte Art
Ringo von Gartentipps.com

Gründer und Chef-Redakteur von Gartentipps.com. Hat auf dem Dorf (bei Oma) zwischen Stachelbeeren, Kirschbaum und Hühnerhof seine Leidenschaft fürs Gärtnern entdeckt.

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