Seit einiger Zeit treiben in deutschen Gärten Baumwanzen ihr Unwesen und richten dort Schäden an. Ich erkläre, woran Sie diese erkennen und was bei einem Befall hilft.
In Deutschland und Österreich ist ein Pflanzenbefall durch Baumwanzen relativ neu und daher noch nicht umfangreich erforscht. Doch einige Fakten gibt es bereits über die Schädlinge. Ich habe hier für Sie zusammengetragen, woran Sie Baumwanzen erkennen und wie Sie eine Plage erfolgreich bekämpfen oder sogar im Vorfeld abwenden können.
Inhalte
Neue Plage für Gärtner
Seit Herbst 2018 haben Hobby- und Profigärtner gleichermaßen mit zwei bislang unbekannten Plagen zu kämpfen. Denn die ursprünglich aus Asien stammenden Reis- und Baumwanzen befallen bevorzugt Obst- und Gemüsepflanzen und können das Absterben einzelner Früchte wie schlimmstenfalls des gesamten Gewächses herbeiführen.
Grund für den Einfall der gefräßigen Insekten in Südeuropa und mittlerweile auch vermehrt in Deutschland und Österreich sind wohl die ansteigenden Temperaturen und die starke Urbanisierung auf dem Kontinent. Denn vor allem Gärten und Häuser in Großstädten mit warmer Umgebungsluft haben es der marmorierten Baumwanze angetan.
Baumwanzen: eine artenreiche Familie
Die weltweite Gesamtanzahl unterschiedlicher Wanzenarten wird mit rund 40.000 beziffert, geschätzte 3.000 davon leben in Europa. Dabei gilt die Insektengruppe der Baumwanzen – in der Fachsprache auch unter „Pentatomidae“ bekannt – als eine der artenreichsten Unterfamilien. Vor einigen Jahren hat sich mit der Halyomorpha halys auch die marmorierte Baumwanze auf den Weg von Südostasien nach Deutschland gemacht. Sie hat sich vor allem für Gartenbesitzer und Obstbauern seitdem zu einer wahren Plage entwickelt.
Doch auch andere Baumwanzen-Spezies wie die Streifenwanzen „Graphosoma lineatum“ mit ihrem rot-schwarz-gestreiften Kopf und Rücken können Schäden an Pflanzen, aber auch im Haus verursachen. Das Problem: Nicht alle von ihnen sind einfach zu entdecken. Denn einige Arten können z.B. jahreszeitenabhängig ihre Färbung ändern.
Aussehen der Baumwanze
Grundsätzlich haben alle Baumwanzen einen eher plumpen Körper, der von oben betrachtet bis zum Hinterleib mit einem Schild bedeckt ist. Am Kopf erkennen Sie stechende Mundwerkzeuge. Die einzelnen Arten werden zwischen fünf und 35 Millimeter groß. Genau in der Mitte liegt mit rund 15 Millimetern Körperlänge und einer dreieckigen Schildform die marmorierte Baumwanze. Als Basis von bräunlich-grauer Farbe, sind ihre Seiten und Fühler schwarz-weiß gestreift. Bei Gefahr versprühen sie ein Abwehrsekret von unangenehmem Geruch, weshalb sie umgangssprachlich auch Stinkkäfer genannt werden.
Aufgrund ihres Aussehens, Verhaltens und ihrer relativen Unbekanntheit in unseren Breitengraden wird die marmorierte Baumwanze oft mit der heimischen grauen Gartenwanze verwechselt. Doch es gibt Unterscheidungsmerkmale hinsichtlich der Punkte und Striche hinter dem Halsschild und auf der Flügeldecke. Deutlich erkennen Sie anhand der Körperunterseite, um welche Art es sich handelt. Während diese bei marmorierten Baumwanzen einfarbig ist, zeigt die graue Gartenwanze dort schwarze Punkte.
Warum sind Baumwanzen gefährlich?
Baumwanzen ernähren sich von Pflanzensäften. Um sie zu erreichen, stechen sie mit ihrem Rüssel in die Blätter oder Früchte ihrer Wirtspflanzen, saugen die lebensnotwendige Flüssigkeit auf und verursachen in der Folge für eine unschöne Verfärbung und Verformung der angestochenen Pflanzenteile. Gleichzeitig gelangt mit ihrem Speichel ein schädigendes Enzym in das Pflanzengewebe, mit dem Krankheitserreger übertragen und die Gewächse zusätzlich geschädigt werden können. Das gesunde Wachstum wird daraufhin eingeschränkt, Zellen sterben ab und führen zum frühzeitigen Welken und Abfallen von Blüten, Blättern, Stängeln und Früchten. Im schlimmsten Fall sind ganze Ernteausfälle zu befürchten.
Nach einigen Wochen hat sich die marmorierte Baumwanze mit genug Pflanzensäften vollgesogen, um sich ihrer Vermehrung zu widmen. Unter optimalen Witterungsbedingungen können die Weibchen in ihrem Leben bis zu 200 Eier legen. Die Ablage von zumeist 20 bis 30 hellgrünen Eiern erfolgt zwischen Juni und September an den Blattunterseiten des betroffenen Gewächses. Nach einigen Tagen bereits schlüpfen die Larven und durchlaufen gruppenweise fünf Stadien auf ihren Wirtspflanzen, bis sie sich mit nahendem Herbst zu erwachsenen Baumwanzen häuten.
Damit tritt der dritte Teil des Jahreszyklus im Leben einer Baumwanze ein. Jetzt suchen die Schädlinge ein warmes Quartier zum Überwintern. Besonders gerne sammeln sie sich dazu an Plätzen in der Sonne wie Hausfassaden, Balkonen oder Dachterrassen. Doch auch in Gartenhütten, Jalousie- und Blumenkästen sind sie zu finden. In Wohnräumen können Sie sie ebenso entdecken – bevorzugt in Häusern mit Zimmerpflanzen. Wird es mit Frühjahrsbeginn Anfang März wieder warm, werden die Tiere erneut aktiv und machen sich auf, um nach den Wintermonaten Kraft zu tanken. Dafür suchen sie sich erneut Wirtspflanzen als Nahrungsquellen.
Welche Pflanzen sind besonders gefährdet?
Obgleich Baumwanzen besonders häufig auf Früchten und Gemüse wie Paprika, Gurken oder Tomaten zu finden sind, stellt die marmorierte Baumwanze selbst keine hohen Ansprüche. Mehr als 150 verschiedene Pflanzenarten aus allen Kulturbereichen soll sie bereits befallen haben – neben Obstkulturen auch Rosengewächse, Ziergehölze, Eschen oder Sommerflieder.
Für Menschen stellen die Tiere nach aktuellem Kenntnisstand allerdings keine gesundheitliche Gefahr dar.
Welche Mittel eignen sich zur Bekämpfung?
Ihre Pflanzen oder Gebäudeteile vor Baumwanzen zu schützen, ist aufgrund der geringen Erfahrungen mit den Schädlingen nicht einfach. In den USA wurden bereits chemische Substanzen getestet. Ein EU-Projekt erforscht zudem derzeit biologische Bekämpfungsmaßnahmen. Lokale natürliche Fressfeinde der Baumwanze sind nämlich nicht bekannt. Nach aktuellem Wissensstand können die folgenden Maßnahmen derzeit dabei helfen, Baumwanzen zu bekämpfen:
➭ Ritzen und Spalten verschließen:
Verschließen Sie zur Vorbeugung gegen ein Eindringen der Tiere in Ihre Räumlichkeiten Ritzen und Spalten rund um Türen und Fenster und installieren Sie an geeigneten Stellen Insektenschutzgitter. Auch Ihr Gewächshaus können Sie durch das Anbringen eines feinen Netzes über den Lüftungsklappen abdichten.
➭ Klebestreifen zum Insektenfang nutzen:
Haben sich die Baumwanzen bereits bei Ihnen eingerichtet, hängen Sie Klebestreifen wie zum Insektenfang auf oder versuchen Sie sie mit einem Staubsauger von den betroffenen Plätzen zu entfernen.
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➭ Flüssigkeiten mit starken Gerüchen versprühen:
Von bereits befallenen Pflanzen können Sie die marmorierten Baumwanzen zunächst per Hand aufsammeln. Vorbeugend helfen nach heutigem Kenntnisstand verschiedentliche Flüssigkeiten mit möglichst starken Gerüchen. Empfohlen werden Mischungen aus Wasser mit Essig, biologisch abbaubarem Spülmittel oder Nelkenöl. Auch Rhabarbersaft, Salmiak oder Ammoniak sollen helfen. Versprühen Sie die Essenzen mehrmals gleichmäßig auf Ihre Pflanzen, sollten Sie damit die Baumwanzen abhalten können.
Wegen der relativ neuen Invasion der marmorierten Baumwanzen bittet Ihre zuständige lokale Behörde um eine Mitteilung, sobald Sie die Insekten bei sich in Haus und Garten antreffen. So lässt sich die Ausbreitung der Schädlinge nachvollziehen und gegebenenfalls entsprechende Gegenmaßnahmen einleiten. An wen Sie sich wenden müssen, erfahren Sie auf den Webseiten Ihres Ordnungsamtes oder der für Ihr Bundesland zuständigen Landesanstalt für Landwirtschaft.