Das Gemeine Fettkraut kann sowohl im Garten als auch im Haus gedeihen. Die fleischfressende Pflanze benötigt ausreichend Wasser, ist aber ansonsten recht pflegeleicht.

Gemeines Fettkraut
© Ida Haugaard Olsen / stock.adobe.com

Das Gemeine Fettkraut (Pinguicula vulgaris) ist eine optisch ansprechende Pflanze, robust und leicht zu kultivieren. Das Herz vieler Hobbygärtner schlägt höher, wenn von fleischfressenden Pflanzen die Rede ist. Mit dem Gemeinen Fettkraut können auch Anfänger mit dieser speziellen Pflanzengattung positive Erfahrungen sammeln. Was bei der Kultivierung des Fettkrautes beachtet werden sollte, kann im Folgenden nachgelesen werden.

Besonderheiten

Das Fettkraut stammt ursprünglich aus Mittelamerika. In Deutschland kommt die Pflanzenfamilie vereinzelt auch verwildert vor. Die Pflanzen werden jedoch immer seltener und stehen unter Naturschutz. Wild wachsende Fettkräuter dürfen also nicht ausgegraben und im heimischen Garten angepflanzt werden.





Das Gemeine Fettkraut kann als Insektenfänger fungieren. Damit ist die Pflanze sehr beliebt am Blumenfenster und kann beispielsweise zur Bekämpfung von Trauermücken eingesetzt werden. Die Blätter des Fettkrautes sondern ein klebriges Sekret ab, an dem die Insekten hängen bleiben. Da auch Verdauungsenzyme von der Pflanze ausgeschieden werden, werden die Insekten bis auf den chitinhaltigen Panzer zersetzt.

Tipp: Das Gemeine Fettkraut zeigt bei den Larven der Trauermücken keine Wirkung, denn diese befinden sich im Boden der Pflanzgefäße.

Heilwirkung des Gemeinen Fettkrautes

Eine Heilwirkung des Fettkrautes ist seit Jahrhunderten bekannt. Die Pflanzen spielen jedoch in der modernen Naturheilkunde keine große Rolle.

In früheren Zeiten wurde die Pflanze für die Behandlung folgender Beschwerden eingesetzt:
• Husten
• Fieber
• Verdauungsbeschwerden
• Wunden
Einige Heilkundler nutzen die Blätter in frischem oder getrocknetem Zustand bis heute, um die Behandlung von Husten oder Fieber zu unterstützen.

Passender Standort

Am wohlsten fühlt sich das Gemeine Fettkraut in einem Moorbeet. Dies entspricht der Natur der Pflanze, welche auch in ihrer ursprünglichen Heimat im Freiland kultiviert wird. In unseren Breiten hat sich jedoch die Haltung als Zimmerpflanze durchgesetzt.

Am Blumenfenster benötigt das Fettkraut einen hellen Standort. Das Südfenster ist ungeeignet, da direkte Sonneneinstrahlung den Pflanzen schadet. Ein Standplatz an nach Westen oder Osten ausgerichteten Fenstern ist optimal.

Die Umgebungstemperatur sollte nicht unter 18 Grad abfallen. Es werden problemlos Temperaturen bis 30 Grad vertragen. Die Luftfeuchtigkeit kann 70 Prozent und mehr betragen. Um dies zu erreichen, empfiehlt sich die Aufstellung von Luftbefeuchtern und mit Wasser gefüllten Schalen.

Ideales Substrat

Die Moorpflanze liebt einen nassen und sauren Boden. Kalkhaltiges Substrat wird ebenfalls vertragen. Zimmerpflanzen gedeihen in spezieller für fleischfressende Pflanzen angebotenen Erde, wie dieser hier:

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Tipp: Sie können das Substrat aber auch selbst herstellen, indem Sie Torf und Quarzsand zu gleichen Teilen vermischen. Um die Erde zu verdichten, kann auch etwas Lehm zugegeben werden.

Gemeines Fettkraut pflanzen – Schritt für Schritt

1. Standort auswählen
2. Boden vorbereiten
3. Pflanzloch ausheben
4. Fettkraut einsetzen
5. Substrat auffüllen
6. Erde gut andrücken
7. Fettkraut reichlich bewässern

Die Pflanzbeschreibung bezieht sich auf die Kultivierung im Freiland. Zimmerpflanzen werden im Pflanzgefäß belassen und entsprechend der Standortansprüche aufgestellt. Einmal jährlich benötigen die Pflanzen neues Substrat und einen größeren Pflanztopf.

Gemeines Fettkraut umpflanzen – Schritt für Schritt

Gemeines Fettkraut umpflanzen
Ist das Pflanzgefäß zu klein geworden, sollte man das Gemeine Fettkraut umpflanzen – © Edda / stock.adobe.com

1. Pflanze vorsichtig aus dem alten Pflanzgefäß heben
2. Wurzeln schonen
3. neues Pflanzgefäß mit Substrat befüllen
4. Pflanze in das neue Pflanzgefäß einsetzen
5. Substrat auffüllen
6. Pflanze gut angießen

Nach dem Umpflanzen ist das Gemeine Fettkraut einige Tage zu beobachten. Wächst es gut an, kann es wie üblich weiter kultiviert werden. Wachstumsprobleme können darauf hindeuten, dass es an Flüssigkeit oder Nährstoffen fehlt und das Gießverhalten entsprechend angepasst werden muss.

Gemeines Fettkraut richtig gießen

Im Sommer wird das Gemeine Fettkraut stets intensiv bewässert. Der Boden darf nicht austrocknen. Im Gegenzug darf die Pflanze auch nicht eingeschwemmt werden, denn das Gemeine Fettkraut verträgt keine Staunässe.

Achtung: Mit Leitungswasser sollte nicht gegossen werden. Verwenden Sie Regenwasser, Brunnenwasser oder destilliertes Wasser.

Im Winter benötigt das Gemeine Fettkraut weniger Wasser. Die Pflanzen dürfen aber nicht komplett austrocknen.

Gemeines Fettkraut richtig düngen

Kann sich das Gemeine Fettkraut auf der Fensterbank mit ausreichend Insekten versorgen, ist die Nährstoffversorgung gesichert und es muss nicht zusätzlich gedüngt werden. Im Freiland kultivierte Pflanzen finden ein reiches Insektenangebot vor und benötigen grundsätzlich keine Düngung.

Tipp: Auch im Winter ist keine Düngung notwendig. Die Pflanze versorgt sich in der insektenarmen Zeit über ihre dickfleischigen Blätter mit Nährstoffen.

Gemeines Fettkraut schneiden

Es sind keine Schnittmaßnahmen erforderlich. Auch verwelkte Blüten oder Stängel müssen nicht entfernt werden.

Pflanz- und Pflegetipps im Überblick

Tätigkeit Erläuterung
Standort auswählen • Freiland = Moorbeet
• Zimmer = West- oder Ostfenster
Substrat vorbereiten • nass
• sauer
• Spezialerde für Karnivoren
Gießen • regelmäßig gießen
• Staunässe vermeiden
• nicht mit Leitungswasser gießen
Düngen • nicht notwendig
• Pflanze versorgt sich durch Insekten mit Nährstoffen

Gemeines Fettkraut vermehren

Das Gemeine Fettkraut kann über Stecklinge und Samen vermehrt werden.

Vermehrung über Stecklinge

Die Stecklingsvermehrung kann im Spätsommer in Angriff genommen werden. Hierfür wird ein Blatt mit einem Stielansatz von der Mutterpflanze abgeschnitten.

Tipp: Scharfe Messer erzeugen gerade Schnittkanten und schützen die Pflanze vor Verletzungen.

Haben Sie einen Steckling gewonnen, gehen Sie wie folgt vor:

1Der Steckling wird in einen Pflanztopf mit feuchter Erde eingesetzt. Der Stielansatz sollte komplett im Substrat verschwinden und nur noch das Blatt bleibt sichtbar. Sorgen Sie für ausreichend Feuchtigkeit und besprühen die Stecklinge regelmäßig.

2Wird der Steckling mit einer kleinen Folientüte abgedeckt, entsteht ein wachstumsförderndes Treibhausklima. Vergessen Sie nicht, die Abdeckung täglich kurz zu lüften. Wird dies versäumt, kommt es zu einem Luft- und Wärmestau und es bildet sich Schimmel.

3Nach einigen Wochen wird der Steckling neue Wurzeln ausbilden. Der Hobbygärtner kann dies an frischen Trieben erkennen. Nach Entfernung der Plastiktüte muss die junge Pflanze weiterhin konstant bewässert werden. Etwas Fingerspitzengefühl ist nötig, da keine Staunässe entstehen darf.

4Die Pflanzen überwintern in jedem Fall im Haus. Im nächsten Frühling kann entschieden werden, ob das Gemeine Fettkraut ins Moorbeet umziehen soll oder im Blumenfenster seinen Platz findet. Die jungen Pflanzen erhalten neue Pflanzgefäße und spezielle Karnivorenerde.

Vermehrung durch Samen

Die Vermehrung durch Samen geschieht in Frühherbst. Die Samen können aus bereits vorhandenen Pflanzen entnommen werden oder sind im Gartenfachhandel erhältlich. Das Gemeine Fettkraut ist ein Lichtkeimer. Dies bedeutet für die Anzucht, dass die Samen lediglich leicht angedrückt aber nicht mit Erde bedeckt werden. Das Pflanzgefäß wird hell und warm aufgestellt und die Samen sind gleichmäßig feucht zu halten.

Auch hier vergehen einige Wochen, bis sich erste Keimlinge zeigen. Sind diese etwa fünf Zentimeter hoch gewachsen, werden die Jungpflanzen in eigene Pflanzgefäße umgesetzt. Wer Freilandpflanzen heranziehen möchte, muss mit der Auspflanzung bis zum nächsten Frühjahr warten.

 

Krankheiten am Gemeinen Fettkraut erkennen

Das Gemeine Fettkraut ist robust und selten von Krankheiten betroffen. Stehen die Pflanzen über einen längeren Zeitraum zu nass, kann sich Grauschimmel bilden. Der aufmerksame Zimmergärtner erkennt den Befall an braunen Blattflecken und weichen Trieben. Ist der Befall bereits stark fortgeschritten, zeichnet sich ein mausgrauer Film auf den Blättern ab. Befallene Pflanzenteile werden entfernt. Überprüfen Sie das Substrat.

Ist Staunässe entstanden, muss die Pflanze schnellstmöglich umgetopft werden. Beim Austopfen erkennt der Hobbygärtner den Zustand der Pflanze. Sind die Wurzeln durchnässt und weich, wird das Fettkraut kaum noch zu retten sein.

Vorbeugend ist das Gießverhalten entsprechend anzupassen. Gießen Sie das Wasser nie über die komplette Pflanze, sondern bewässern lediglich das Substrat. Es muss regelmäßig aber nicht übermäßig gegossen werden. Zur allgemeinen Stärkung der Pflanze bietet sich Ackerschachtelhalmbrühe an.

Tipp: In unseren Beitrag Video: Ackerschachtelhalm als Dünger nutzen – So verwenden Sie das Unkraut sinnvoll erfahren Sie, wie Sie eine Ackerschachtelhalmbrühe ansetzen.

Gemeines Fettkraut überwintern

Das Gemeine Fettkraut ist in Deutschland heimisch geworden und an die klimatischen Verhältnisse gut angepasst. Im Moorbeet kultivierte Pflanzen dürfen in der Regel im Freien überwintern. Sie können das Fettkraut auch in einen Pflanztopf setzen und im Haus überwintern.

Tipp: Im Winterquartier sollte die Temperatur nicht über fünf Grad ansteigen.

Ringo von Gartentipps.com

Gründer und Chef-Redakteur von Gartentipps.com. Hat auf dem Dorf (bei Oma) zwischen Stachelbeeren, Kirschbaum und Hühnerhof seine Leidenschaft fürs Gärtnern entdeckt.

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