Damit sich Jungpflanzen nicht gegenseitig im Wachstum behindern, sollten sie pikiert werden. Wie Sie das richtig machen, erklären wir Ihnen hier.

Jungpflanzen in Anzuchttöpfen
Durch das Pikieren behindern sich die Jungpflanzen nicht gegenseitig im Wachstum | © Petra Schueller / stock.adobe.com

Jedes Jahr aufs Neue erfreuen sich Hobbygärtner und Pflanzenliebhaber am Wachstum ihrer Sprösslinge im heimischen Garten. Von der Aussaat bis zur Ernte sind sie beschäftigt mit dem Anbau verschiedener Gemüsepflanzen und das oft über die gesamten Sommermonate hinweg.

Damit die Ernte ertragreich ist und die Pflanzen gut gedeihen, ist die richtige Anzucht unerlässlich. Dazu gehört auch, die Sämlinge rechtzeitig zu pikieren. Erfahren Sie hier, wie Sie richtig pikieren und für welche Pflanzen dieser Schritt wichtig ist.

Was ist pikieren und warum ist es wichtig?

Unter dem Begriff „pikieren“ versteht man das Vereinzeln der jungen Keimlinge. Genauer gesagt, stammt der Begriff Pikieren vom französischen Wort „piquer“ ab, was so viel wie „stechen“ bedeutet. Entstanden ist der Begriff etwa im 16. Jahrhundert und beschreibt den Vorgang, Keimlinge mittels eines spitzen Stabs (dem sogenannten Pikierstab) zu vereinzeln.

Je kleiner die Samen, desto mehr werden diese nicht einzeln, sondern zu mehreren entweder in Reihen direkt ins Beet oder in Töpfe gesät. Dadurch stehen die Keimlinge nach der Aussaat dicht beieinander und sind einserseits mit den Fingern nur schwer zu fassen. Andererseits konkurrieren sie stark um Licht, Platz und Nährstoffe.

Mithilfe eines Pikierstabs werden sie sachte vereinzelt und anschließend mit einem größeren Abstand zueinander oder in separate Töpfen wieder eingepflanzt.

Welche Pflanzen müssen pikiert werden?

Nicht alle Pflanzen müssen pikiert werden. Dazu zählen vor allem Gemüsesorten wie Karotten oder Radieschen, die an ihrem endgültigen Standort ausgesät werden. Wachsen diese zu dicht, werden sie lediglich vereinzelt. Grundsätzlich nämlich vertragen viele der sogenannten Wurzelpflanzen das Pikieren nicht.

Achtung: Folgende Pflanzen sollten aufgrund ihrer empfindlichen Wurzeln auf keinen Fall pikiert werden: Rüben, Mais, Möhren, Erbsen, Kürbis.

Auch Pflücksalate sowie Pflanzen, die von vornherein einzeln ausgesät werden, wie Gurken, Kürbis, Mais oder Zucchini, gedeihen ohne das Pikieren problemlos.

Doch nicht nur Gemüse, auch Kräuter und Blume können pikiert werden.

Die folgende Tabelle gibt einen Überblick:

GemüseKräuterBlumen
• Tomaten
• Paprika
• Chili
• Spinat
• Kohlpflanzen
• Sellerie
• Lauch
• Physalis
• Aubergine
• Kopfsalat
• Thymian
• Oregano
• Petersilie
• Basilikum
• Rosmarin
• Salbei
• Petunie
• Tagetes
• Zinnie
• Verbenen
• Rittersporn
• Glockenblume

Vor- und Nachteile des Pikierens

Besonders, wer sein Gemüse selber vermehren möchte, sollte sich mit dem Pikieren auseinandersetzen. Denn damit kann man Gemüsepflanzen auch gezielt aussortieren. So werden schwache oder kränkliche Sämlinge nicht weiter vermehrt, die übrig gebliebenen dafür umso gesünder und widerstandsfähiger.

Wer regelmäßig viele Gemüsesorten aussät und pikiert, hat natürlich einen gewissen Aufwand damit. Er muss eine Menge Zeit investieren, aber auch mit Kosten für ausreichend viele Töpfe rechnen. Darüber hinaus wächst auch nicht jede pikierte Pflanze weiter. Nachteile gibt es also auch, wie der folgende Überblick zeigt. Diese können aber durch Erfahrung und Geschicklichkeit minimiert werden.

Die Vor- und Nachteile zusammengefasst

VorteileNachteile
+ Verbesserung des Wachstums
+ Stärkung der Pflanzengesundheit
+ gezielte Selektion möglich
– Stress für die Pflanzen
– Beschädigung der Wurzeln möglich
– erhöhter Zeit- und Arbeitsaufwand
– erhöhter Platzbedarf für die einzelnen Töpfe

Wie werden Pflanzen pikiert?

Pflanzen werden pikiert
Tomaten sollten beispielsweise immer pikiert werden | © cobaltstock / stock.adobe.com

❍ Der richtige Zeitpunkt:

In den Anzuchtschalen können sich die Jungpflanzen die Nährstoffe der Erde teilen. Zu allererst zeigen sich die Keimblätter. Sobald die Keimlinge das erste echte Blattpaar ausgebildet hat, ist es an der Zeit, sie zu pikieren.

Wird zu früh pikiert, kann dies Nachteile für die Pflanzen mit sich bringen. Zum einen sind sie noch sehr klein, sodass sie beim Vereinzeln beschädigt werden können. Zum anderen ist das Wurzelwerk noch sehr zart. Die junge Pflanze ist noch zu schwach, um diesen Vorgang zu verkraften und geht im schlimmsten Fall ein.

Aber auch zu spätes Pikieren kann die Pflanze schwächen. Haben sie nämlich schon viele Blätter ausgebildet, kann über diese zu viel Wasser verdunsten und die Pflanze überlebt das Pikieren nicht.

Wachsen einzelne Pflanzen in den Anzuchttöpfen, kann das Umtopfen zeitlich nach hinten geschoben werden, da die Keimlinge ausreichend Platz und Nährstoffe haben, um länger in den ersten Töpfen zu bleiben.

Wichtig:
Achten Sie darauf, die Anzuchterde bereits vor dem Pikieren regelmäßig zu düngen und feucht zu halten.

❍ Utensilien:

  • Aussaat- oder Pikiererde
  • Pikierstab
  • Kleiner Blumentopf (5 bis 8 Zentimeter hoch) mit Löchern am Boden
  • Gießkanne mit Brauseaufsatz
  • Kleines Sieb
  • Wasser zum Angießen
Bestseller Nr. 1
Windhager Pikierset aus Pikierstab und Pikiergabel für...
Windhager Pikierset aus Pikierstab und Pikiergabel für…
BRUCHFESTES WERKZEUG – aus langlebigem Kunststoff, grün, Länge: 15 cm
3,12 €

❍ Anleitung:

1. Blumentopf zu zwei Dritteln mit Aussaat- oder Pikiererde füllen und leicht festdrücken.
2. Weitere Erde in den Topf sieben, bis er befüllt ist. Erde dann glatt streichen.
3. Mit dem Pikierstab ein Loch mittig in die Erde bohren.
4. Jungpflanze vorsichtig mit dem Pikierstab aus dem Anzuchttopf hebeln.
5. Pflanze nun quer über das Loch im neuen Pflanzgefäß legen.
6. Mit dem Pikierstab oder den Fingern die Pflanze sanft in das Loch ziehen.

Wichtig:
Die Wurzel muss komplett unter der Erde verschwinden! Falls die Jungpflanzen sehr lange Wurzeln haben, ist es möglich, die Wurzel mit dem Fingernagel auf eine Länge von circa zwei Zentimetern zu kürzen. Dies regt das Wachstum von Seitenwurzeln an, sodass die Pflanze einen kräftigen Wurzelballen ausbildet, der sie mit Nährstoffen versorgt.

7. Erde um die Pflanze herum leicht andrücken und glätten.
8. Die pikierte Pflanze gründlich angießen.
9. Pflanze an einen warmen Ort stellen.

Für Gemüse ist eine Temperatur von 15 bis 18 Grad Celsius optimal. Zimmerpflanzen benötigen 20 Grad Celsius für ein gutes Wachstum und tropische Pflanzen fühlen sich bei 22 Grad Celsius wohl. Achten Sie auch darauf, die Pflanzen keiner direkten Sonneneinstrahlung auszusetzen. Ein Gewächshaus mit einer möglichst konstanten Temperatur ist der ideale Standort für die Jungpflanzen.

❍ Nach dem Pikieren:

Damit die frisch pikierte Pflanze in ihrem neuen Topf gut angeht, gießen Sie diese regelmäßig. Dies hilft den Wurzeln dabei, den Kontakt zur Erde herzustellen. Solange die Wurzeln noch nicht gefestigt sind, können sie keine Nährstoffe aus dem Boden ziehen. Daher ist regelmäßiges Gießen – am besten zwei bis drei Mal in der Woche – unerlässlich, um den jungen Sprösslingen durch die erste Zeit des Anwachsens zu helfen.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Youtube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Mutter, Hundebesitzerin und leidenschaftliche Hobbygärtnerin. Schon als Kind habe ich gemeinsam mit meinen Eltern den heimischen Garten bewirtschaftet und mich für dessen Gestaltung interessiert. Jetzt besitze ich meinen eigenen Garten und zeige meiner Tochter, wie einfach es ist Obst, Gemüse und Blumen selbst zu züchten. Ein Garten bedeutet viel Arbeit - er belohnt uns dafür aber auch mit einer reichen Ernte, wunderschönen Blumen und dem tollen Gefühl aus eigener Kraft etwas geschaffen zu haben.

Antwort hinterlassen