Wenn man Erdbeeren betrachtet, denkt man sofort an Früchte. Doch sind Erdbeeren überhaupt Früchte bzw. Beeren? Oder sind sie, wie viele meinen, sogar Nüsse?
Wenn im Frühling die ersten Erdbeeren reifen, beginnt für viele die schönste Zeit des Jahres. Ob pur, als Konfitüre, in Kuchen oder Desserts – Erdbeeren gehören einfach zu den beliebtesten Obstsorten der Deutschen. Doch bei aller Begeisterung stellt sich eine spannende Frage: Sind Erdbeeren eigentlich Beeren? Oder vielleicht sogar Nüsse? Die Antwort darauf ist überraschend und wird Sie bestimmt staunen lassen. Doch bevor ich Sie darüber aufkläre, was denn nun Erdbeeren überhaupt sind, möchte ich Ihnen zunächst einmal verraten, woher die leckeren „Früchte“ überhaupt kommen.
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Herkunft der Erdbeere und Anbaugebiete
Die Erdbeere, wie wir sie heute kennen, ist das Ergebnis einer jahrhundertelanger Züchtung. Die moderne Gartenerdbeere (Fragaria × ananassa) entstand nämlich im 18. Jahrhundert in Frankreich durch die Kreuzung der nordamerikanischen Scharlach-Erdbeere (Fragaria virginiana) mit der Chilenischen Erdbeere (Fragaria chiloensis). Daraus ging eine besonders großfruchtige, aromatische und ertragreiche Sorte hervor, die bald in ganz Europa und später weltweit angebaut wurde.

In Deutschland ist die Erdbeere mit rund 120.350 Tonnen Jahresernte eine der wichtigsten Obstarten (Quelle: Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung). Im Wirtschaftsjahr 2023/24 lag der durchschnittliche Pro-Kopf-Verbrauch von Erdbeeren bei etwa 3,3 Kilogramm. Damit liegt die Erdbeere auf Platz 4 der beliebtesten Obstsorten in Deutschland, hinter Äpfeln, Bananen und Trauben. Hauptanbaugebiete sind Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Hessen, Bayern und Baden-Württemberg. Die Erntezeit beginnt je nach Wetterlage Ende Mai und reicht bis in den Juli hinein.
Die Erdbeere in der deutschen Esskultur
Ob als selbstgepflückte Delikatesse vom Feld, im Fruchtjoghurt, in Torten oder als sommerliche Erfrischung in Bowlen – die Erdbeere ist ein fester Bestandteil der heimischen Küche. Ihre Beliebtheit hat auch damit zu tun, dass sie mit dem Frühling und Sommer assoziiert wird. Die ersten regionalen Erdbeeren markieren für viele Menschen nämlich den Beginn der warmen Jahreszeit. Doch Erdbeeren schmecken nicht nur gut. Durch ihren hohen Wasseranteil (rund 90 Prozent) sind sie auch besonders erfrischend, gleichzeitig kalorienarm und reich an wertvollen Vitaminen. Besonders hervorzuheben ist ihr Gehalt an Vitamin C, der höher ist als bei Orangen.
Aber auch im Garten erfreut sich die Erdbeere großer Beliebtheit. Sie ist relativ pflegeleicht und bringt über mehrere Jahre hinweg Ertrag. Außerdem können Sie Erdbeeren im Topf auf dem Balkon und der Terrasse anbauen. Wer eines besitzt, kann auch Erdbeeren im Hochbeet anbauen. Und auch nicht nur eine einzige Sorte. Neben der klassischen Gartenerdbeere gibt es schließlich noch zahlreiche Wild- und Monatserdbeeren. Besonders interessant ist zum Beispiel die Weiße Ananas-Erdbeere, die ein weißes Fruchtfleisch besitzt und tatsächlich nach Ananas schmeckt.
Was sind Erdbeeren? Beeren, Früchte oder Nüsse?
Wer gerne Erdbeeren isst, sollte auch wissen, was er da eigentlich zu sich nimmt. Denn Erdbeeren, wie der Name es vermuten lässt, sind botanisch betrachtet weder Beeren im eigentlichen Sinne noch klassische Früchte wie Äpfel oder Kirschen. Sie gehören nämlich zur Familie der Rosengewächse (Rosaceae) und sind sogenannte Scheinfrüchte. Scheinfrucht (auch Pseudokarp genannt) deshalb, weil der Fruchtkörper nicht aus dem Fruchtknoten der Blüte, sondern aus anderen Teilen der Blüte hervorgeht. Im Falle der Erdbeere ist es der Blütenboden, der sich nach der Befruchtung stark vergrößert, fleischig wird und die rote, saftige Masse bildet, die wir als „Erdbeere“ kennen.
Die eigentlichen Früchte der Erdbeerpflanze sind also nicht die roten, köstlichen Fruchtkörper, sondern die kleinen gelblichen Punkte auf der Oberfläche der Scheinfrucht – die sogenannten „Nüsschen“ oder „Achänien“. Jedes dieser Nüsschen ist eine eigenständige Frucht, die aus einem befruchteten Fruchtknoten hervorgegangen ist und jeweils einen Samen enthält. Damit gehören Erdbeeren aus botanischer Sicht zu den Sammelnussfrüchten.
Aufbau der Erdbeere im Detail

Die Erdbeere ist ein faszinierendes Beispiel für die Vielfalt der Fruchtformen im Pflanzenreich. Ihr Aufbau unterscheidet sich deutlich von dem, was wir als „Frucht“ bezeichnen. Der rote, aromatische Teil, den wir essen, ist wie bereits erwähnt kein echtes Fruchtfleisch, sondern der aufgewölbte und verdickte Blütenboden. Dieser entwickelt sich besonders stark, wenn die Blüte erfolgreich bestäubt wurde. Die dort sitzenden Fruchtknoten bilden die eigentlichen Früchte: winzige, harte Nüsschen.
Diese Achänien liegen auf der Oberfläche und sind über den gesamten Blütenboden verteilt. Jedes dieser Nüsschen ist eine abgeschlossene Frucht mit einer harten, schützenden Schale, in deren Innerem sich der Samen befindet. Für das Pflanzenwachstum entscheidend ist also nicht der rote Teil der Scheinfrüchte, sondern die Samen in den Nüsschen. Bei der Aussaat von Erdbeeren müssen daher diese Samen isoliert und keimfähig gemacht werden.
Die Form der Erdbeere ist ebenfalls das Ergebnis züchterischer Bemühungen. Wildformen der Erdbeere sind nämlich deutlich kleiner, oft nur kirschgroß, und besitzen ein deutlich intensiveres Aroma. Moderne Sorten hingegen zeichnen sich durch ihre Größe, ihre Saftigkeit und ihre Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten aus. Außerdem lassen sie sich deutlich besser transportieren, da sie sich länger frisch halten lassen.
Warum die Erdbeere keine echte Beere ist
Der Begriff „Beere“ ist weit verbreitet, wird jedoch meist ganz anders definiert. Eine echte Beere ist eine Frucht, die aus einem einzigen Fruchtknoten hervorgeht und deren gesamtes Fruchtfleisch aus dem Fruchtknoten entsteht. Typische Beispiele für echte Beeren sind die Tomate, die Weintraube oder die Johannisbeere. Bei diesen Früchten ist die Samenanlage direkt in das Fruchtfleisch eingebettet.
Die Erdbeere hingegen entwickelt ihren Fruchtkörper aus dem Blütenboden, während die Früchte (die Achänien) auf der Außenseite sitzen. Aus diesem Grund gilt die Erdbeere nicht als echte Beere. Sie ist eine Sammelnussfrucht auf einem fleischigen Blütenboden. Das ist eine botanische Besonderheit, die sie mit nur wenigen anderen Pflanzen teilt.
Zusammenfassung
- Erdbeeren gehören zur Familie der Rosengewächse (Rosaceae).
- Erdbeeren sind Scheinfrüchte, weil der Fruchtkörper nicht aus dem Fruchtknoten der Blüte hervorgeht.
- Erdbeeren sind Sammelnussfrüchte, weil jedes Nüsschen eine eigenständige Frucht ist.
Übrigens:
Nicht nur die Erdbeere ist eine sogenannte Scheinfrucht. Zu den Scheinfrüchten zählen auch Äpfel, Feigen, Hagebutten und Ananas.







