Das Schneiden von Sträuchern ist nicht immer so einfach, wie das bei Stauden der Fall ist. Hier können Sie nicht einfach die Schere ansetzen und drauf los schneiden.

Gerade Sträucher mit einem stabilen Gerüsttrieb brauchen eine andere Behandlung. Einen solchen Strauch erkennen Sie daran, dass er kräftig aus dem Boden wächst und kompakte Triebe bildet, an denen dann jährlich Blütentriebe wachsen. Zu diesen Sträuchern zählen vor allem der Schneeball (Viburnum), die Scheinquitte (Chaenomeles), die Haselnuss (Corylus avellana) und die Berberitze (Berberis). Hier sollten Sie beim Schnitt besonders Acht geben.

Gerüsttriebe gar nicht schneiden?

Haselnussstrauch mit stark verzweigtem Gerüst im Vorgarten.
Der Haselnussstrauch mit starkem Gerüst benötigt besondere Pflege beim Schnitt. | © Christian / stock.adobe,com

Was Sie auf alle Fälle schneiden dürfen und auch sollten, sind die Jungtriebe nach der Blüte. Wenn der Strauch zu groß werden sollte, können Sie auch die älteren Triebe, also das Gerüst, kappen, allerdings nicht mehr als ein Fünftel. Am besten ist es, wenn Sie die Gerüsttriebe gar nicht schneiden. Belässt man auch die Jungtriebe am Strauch, dann läuft man Gefahr, dass die Pflanze an den jungen Trieben Knospen bildet, was dem Strauch zu viel Kraft kostet.

Was sind Gerüsttriebe und Jungtriebe?

Gerüsttriebe sind die älteren, kräftigen Haupttriebe, die aus dem Boden wachsen und die Struktur des Strauchs bilden. Diese Triebe sind oft mehrere Jahre alt und tragen die Hauptlast der Pflanze.

Jungtriebe sind die neuen, einjährigen Triebe, die nach der Blüte entstehen. Sie sind weicher und weniger stark als die Gerüsttriebe und tragen im ersten Jahr meist keine Blüten oder Früchte.

Warum Jungtriebe selektiv entfernen?

Wenn zu viele Jungtriebe vorhanden sind, konkurrieren sie mit den älteren Trieben um Nährstoffe und Energie. Das kann die älteren Triebe schwächen und zu einer geringeren Blüten- und Fruchtproduktion führen. Ein dichtes Wachstum von Jungtrieben kann zudem die Luftzirkulation behindern und Krankheiten sowie Schädlingsbefall fördern.

Ein gutes Beispiel hierfür sind Rispenhortensien: Durch einen jährlichen Rückschnitt der Rispenhortensie (Hydrangea paniculata) können Sie die Anzahl der Blütenrispen verdoppeln. Um außerdem eine kompakte Wuchsform zu erhalten, ist es ratsam, ab dem fünften Standjahr einen Auslichtungsschnitt durchzuführen. Dieser Schnitt unterstützt nicht nur die Gesundheit der Pflanze, sondern fördert auch ihre ästhetische Erscheinung.

Wann und wie Jungtriebe schneiden?

Der ideale Zeitpunkt für den Rückschnitt hängt von der jeweiligen Strauchart ab. Sträucher gehören verschiedenen Pflanzenfamilien an, können immergrün oder sommergrün sein und blühen zu unterschiedlichen Zeiten. Manche Sträucher profitieren von einem Rückschnitt im Herbst, da dies das Wachstum im nächsten Jahr fördert. Andere hingegen könnten durch einen Herbstschnitt im Winter beschädigt werden oder im Frühjahr weniger blühen.

Grundlegend gilt: Jungtriebe werden nah am Boden oder direkt an der Basis des Strauchs abgeschnitten. Damit behält der Strauch seine schöne Form, man fördert ein gesundes Wachstum und eine gute Verzweigung.

Unterschiedliche Sträucher und ihre Schnittzeiten

  • Frühjahrsblühende Sträucher schneiden:
    Frühjahrsblüher schneiden Sie direkt nach der Blüte. Mit einem späteren Schnitt würden Sie die Blütenknospen des nächsten Jahres entfernen.
  • Sommerblühende Sträucher schneiden:
    Diese Sträucher sollten zwischen Dezember und März geschnitten werden. Der Schnitt dient zum Auslichten, Anregen neuen Wachstums und zur Verjüngung, was oft kräftigeres Blühen fördert.

Gesetzliche Regelungen zum Schneiden

Laut dem Bundesnaturschutzgesetz sind schonende Formschnitte und Pflegeschnitte ganzjährig erlaubt. Starke Rückschnitte ins alte Holz und das Herunterschneiden bis kurz über dem Boden sind jedoch nur zwischen dem 1. Oktober und dem 28./29. Februar zulässig. Dies schützt brütende Vögel und andere Tiere, die die Sträucher als Lebensraum nutzen.

Pflege und Kappen von Gerüsttrieben

Gerüsttriebe sind das Rückgrat des Strauchs und sollten daher nur sparsam geschnitten werden. Ältere Gerüsttriebe tragen die Blüten und Früchte, daher sollten nicht mehr als ein Fünftel der Gerüsttriebe in einem Jahr geschnitten werden. Schneiden Sie die Triebe knapp über einer Verzweigung oder einem nach außen gerichteten Knospenansatz.

Fazit

Durch eine ausgewogene Pflege und Schnitttechnik bleiben Ihre Sträucher gesund und tragen reichlich Blüten sowie Früchte. Daher ist es ratsam, nicht alle Jungtriebe immer zu entfernen oder alle älteren Triebe stehen zu lassen. Je nach Wachstum entfernen Sie schwache und unvorteilhaft positionierte Jungtriebe, um die stärkeren Triebe und deren Blüten- sowie Früchtebildung zu fördern. Schneiden Sie ältere Gerüsttriebe, wenn überhaupt, nur gezielt, um Platz für neues Wachstum zu schaffen und die Struktur des Strauchs zu erhalten.

Gartentipp des Tages!

Ringo von Gartentipps.com

Gründer und Chef-Redakteur von Gartentipps.com. Hat auf dem Dorf (bei Oma) zwischen Stachelbeeren, Kirschbaum und Hühnerhof seine Leidenschaft fürs Gärtnern entdeckt.

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