Wenn Vögel auf dem Balkon brüten, freut das nicht gerade jeden. Wie Sie sich in diesem Fall richtig verhalten und welche Regelungen gelten, erkläre ich hier.
Wenn sich ein Vogel auf dem Balkon einnistet, um dort seinen Nachwuchs großzuziehen, ist dies für viele ein Ärgernis. Für andere wiederum ist es eine willkommene Gelegenheit, um heimische Vögel zu beobachten. Ist ersteres der Fall, stellt sich die Frage, ob man das Nest einfach entfernen darf bzw. wie man sich am besten verhält, wenn Vögel auf dem Balkon nisten. Darüber informiere ich nachfolgend im Detail.
Inhalte
Warum sich Vögel auf den Balkon verirren
Dass Vögel ihre Nistgelegenheit auf einem Balkon suchen, ist gar nicht so unüblich. Denn sie wollen ihren Nachwuchs geschützt aufwachsen sehen, fernab aller Gefahren. Zwar ist auf dem Balkon stets ein Mensch in der Nähe, in den meisten Fällen stellt dieser jedoch für die Vögel keine Gefahr dar. Vor Raubtieren ist das Gelege hier jedoch bestens geschützt. Gerade im Frühling kommt es daher relativ häufig dazu, dass Vögel auf Balkonen nisten.
Vögel suchen sich übrigens nicht nur den Balkon als ungewöhnliche Nistmöglichkeit aus. Ebenso findet man sie auf manchen Spielplätzen oder an anderen Stellen im Garten.
Wann ist die Entfernung des Nestes gesetzlich verboten?
Finden Sie ein Nest im Blumenkasten auf Ihrem Balkon vor, dürfen Sie dieses nicht ohne Weiteres entfernen. Hierfür gibt es sogar ganz klare gesetzliche Regelungen, an die Sie sich halten müssen. Festgelegt sind diese vom Bundesnaturschutzgesetz. Sie besagen Folgendes:
➡ Ist das Nest leer, darf es versetzt werden. Es sollte jedoch nicht allzu weit vom Ursprungsort entfernt versetzt werden, da die Vögel es sonst nicht mehr wiederfinden.
➡ Es ist auch immer erlaubt, die Vögel fortzuscheuchen, wenn man sie beim Nestbau erwischt. Dabei gibt es allerdings keine Garantie, dass sie dem gewählten Platz auch fernbleiben.
➡ Liegen bereits Eier im Nest, muss das Nest an Ort und Stelle belassen werden, bis die Kleinen es in flugfähigem Zustand selbstständig verlassen können.
➡ Beim Brüten dürfen die Vögel nicht gestört werden, da es andernfalls dazu kommen kann, dass sie ihr Nest aufgeben.
Übrigens:
Aufgrund dieser gesetzlichen Regelungen ist es zwischen dem 1. März und 30. September auch verboten, Hecken zu schneiden. Denn diese dienen den Vögeln ebenso häufig als Nistplatz. Wer gegen diese Regelungen verstößt, muss laut Umwelt-Bußgeld-Katalog mit einer hohen Strafe rechnen. Hier deshalb mein Lesetipp: Hecke schneiden: Was ist wann erlaubt?
✅ Diese Umstände rechtfertigen eine Entfernung
Es gibt natürlich auch stets Sonderfälle, bei denen ein Nest auch dann entfernt werden darf, wenn bereits Eier in ihm liegen. Diese Regelungen sind ebenfalls im Bundesnaturschutzgesetz verankert. Hierbei gilt:
➡ Ist die Anzahl der Vogelnester am Gebäude zu hoch, dürfen Nester entfernt werden, da sie eine starke Störung für die Bewohner darstellen.
➡ Liegt bei den Bewohnern eine gesundheitliche Beeinträchtigung vor, welche sich durch die Anwesenheit der Vögel verschlechtern könnte, ist ebenfalls eine Entfernung gerechtfertigt.
➡ Liegen am Gebäude etwaige Schäden vor, bietet dieses den Vögeln keine sichere Grundlage zur Aufzucht ihrer Jungen. Aus diesem Grund dürfen die Nester entfernt werden.
In erster Linie ist es jedoch vor der Entfernung stets erforderlich, die Naturschutzbehörde zu verständigen. Diese bewertet dann die Sachlage. Der Bewohner wird in diesem Fall dazu aufgefordert, Fotos aufzunehmen, welche die eigene Situation unterstützen. Zudem muss ein Antrag auf Entfernung gestellt werden. Anschließend entscheidet die Behörde, wie mit dem Nest weiterhin zu verfahren ist.
🥚 Was tun, wenn bereits Eier im Nest liegen?
Wenn erst einmal Eier im Nest liegen und nichts für eine Entfernung von diesem spricht, sollte der Vogel die Gelegenheit dazu bekommen, die Eier auszubrüten. Die Vogeleltern werden ihr Gelege ausbrüten und die Jungen großziehen, was für viele eine schöne Gelegenheit ist, um sie dabei zu beobachten. Es gibt jedoch ein paar Grundregeln, die Sie hier keinesfalls missachten sollten. Dazu zählen:
➡ Die Vogeleltern sollten während der Brut möglichst nicht gestört werden. Daher ist es empfehlenswert, stets eine gewisse Distanz zu wahren, wenn sie sich im Nest befinden.
➡ Die Vögel müssen nicht zugefüttert werden, sind jedoch für eine naheliegende Wasserstelle sehr dankbar. Diese sollte regelmäßig gereinigt und nachgefüllt werden.
➡ Wenn ein Vogeljunges aus dem Nest gefallen ist, können Sie es einfach zurücklegen, ohne dass die Mutter es verstößt. Zu lange sollten Sie es jedoch nicht in der Hand halten.
➡ Die Vögel sind dankbar dafür, wenn die naheliegenden Fenster mit Folien oder Mustern beklebt werden, damit sie, und später ihre Kleinen, nicht dagegen fliegen und sich verletzen.
➡ Die Pflanzen auf dem Balkon können wie gewohnt gegossen werden. Hierbei sollten Sie jedoch den richtigen Zeitpunkt abwarten und das Gießen möglichst dann vornehmen, wenn die Vogeleltern gerade nicht im Nest sitzen.
Übrigens:
Vögel brüten über einen Zeitraum von etwa zwei bis vier Wochen. Die Länge ist abhängig von der jeweiligen Vogelart. Insgesamt kann es bis zu sechs Wochen dauern, bis die Kleinen schließlich das Nest verlassen.
💡 Zum Schluss noch ein Tipp:
Es gibt die Möglichkeit, die Vögel auf dem Balkon aktiv beim Nestbau zu unterstützen und gleichzeitig zu vermeiden, dass sie sich in einem der Blumenkästen niederlassen. Der Handel bietet hierfür unterschiedliche Nistkästen an, die sich einfach aufhängen lassen und den Vögeln gleichzeitig die besten Voraussetzungen zum Nisten bieten. Welcher Kasten für die Vögel in Ihrem Garten am besten geeignet ist, erfahren Sie in unserem Artikel Welcher Nistkasten für welchen Vogel?
