Während Pflanzen ihre Nährstoffe in der Regel aus dem Boden beziehen, kommt die Hydrokultur ohne Erde aus. Wie genau das funktioniert, erkläre ich hier.

In der Welt des Gartenbaus gewinnt die Hydrokultur immer mehr an Bedeutung. Die Möglichkeit, Pflanzen ohne Erde anzubauen, bietet schließlich zahlreiche Vorteile, sowohl für Anfänger als auch für erfahrene Gärtner. In diesem Artikel werde ich mich deshalb ausführlich mit dem Thema „Hydrokultur“ befassen und eine Anleitung speziell für Anfänger vorstellen. Weiterhin werde ich die vielfältigen Vorteile dieser Anbaumethode präsentieren.

❔ Was versteht man unter dem Begriff „Hydrokultur“?

Hinter der Bezeichnung Hydrokultur verbergen sich das altgriechische Wort „hydor“ für Wasser und die lateinische Bezeichnung für Anbau oder Kultur „cultura“. Mag der Begriff auch etwas konstruiert klingen, die Methode dahinter ist jedenfalls uralt. Schon in den Hängenden Gärten von Babylon, einem der sieben Weltwunder der Antike, kultivierten Menschen Pflanzen, indem sie ihre Wurzeln direkt mit nährstoffreichem Wasser versorgten.

Justus von Liebig griff diesen Gedanken auf und wies 1860 nach, dass Pflanzen anorganische Nährstoffe, die wasserlöslich sind, verwerten. Wir haben es folglich mit einer „Wasserkultur“ zu tun. Die Deutsche Gesellschaft für Hydrokultur e.V. gibt eine etwas konkretere Definition heraus: „Hydrokultur ist die Haltung von Zierpflanzen in Blähton im Anstau-Verfahren.“

Pflanzen in Hydrokultur
Die Hydrokultur ist perfekt für Anfänger – © Firn / stock.adobe.com

Pflanzen, die in Hydrokultur wachsen, entwickeln sogenannte Wasserwurzeln, die sich stark von den in der Erde gewohnten Wurzeln unterscheiden. Wasserwurzeln sind feiner, weißlicher und hochspezialisiert darauf, Nährstoffe und Sauerstoff direkt aus der Flüssigkeit aufzunehmen. Dies ist allerdings ein Anpassungsprozess, der einige Wochen dauern kann. Besonders junge Pflanzen oder solche, die bereits in Hydrokultur gezogen wurden, lassen sich gut umstellen. Ältere, in Erde gewachsene Pflanzen tun sich dagegen oft schwer, ihre Wurzeln an die neue Umgebung anzupassen.

Wichtig: Hydrokultur ist nicht gleichzusetzen mit „Seramis“. Es handelt sich um komplett verschiedene Systeme. Seramis ist ein patentiertes System, welches ebenfalls mit einem Wasserstandsanzeiger ausgestattet ist. Seramis-Tongranulat ist jedoch für die Verwendung in Hydrokultur, wie hier beschrieben, nicht geeignet.

Was viele nicht wissen! Hydrokultur findet nicht nur im Hobbybereich Anwendung, sondern wird weltweit auch in der Landwirtschaft eingesetzt. Salat, Erdbeeren und andere Nutzpflanzen gedeihen unter optimalen Bedingungen in Hydroponischen Systemen und Hydrokulturen, die speziell für den Einsatz in Gewächshäusern entwickelt wurden. Daher kann die Methode wahrlich als erprobt angesehen werden.

✔ Die Vorteile von Hydrokultur im Überblick

Wer sich bisher mit der Kultivierung von Zimmerpflanzen schwertut, sollte sich mit der Hydrokultur anfreunden. Da keine Erde benötigt wird, ist die Gefahr von Schädlingen, Schimmel und Pilzbefall deutlich geringer. Die Anschaffung des notwendigen Zubehörs mag zunächst einiges kosten, aber im Laufe der Zeit werden die Vorteile überwiegen.

Hier ein Überblick:

  • es kann schneller und sauberer umgetopft werden
  • Wurzeln faulen selten, da sie besser mit Luft versorgt werden
  • es muss seltener gegossen werden
  • Schädlinge bleiben fern, da sie keinen Nährboden im Blähton finden
  • Wasserstandsanzeiger hilft, Gießverhalten anzupassen
  • Raumklima verbessert sich durch das aus dem Pflanztopf verdunstende Wasser
  • Zubehör ist wiederverwendbar (Substrat kann ausgekocht werden)
  • Pflegeaufwand ist gering
  • unkomplizierte Düngung
  • Überdüngung kommt kaum vor
  • langlebige Pflanzen rechtfertigen die höheren Kosten des Systems
  • Hydrokultur ist allergikerfreundlich

🌱 Was benötigt man, um eine Hydrokultur anzulegen?

Die Hydrokultur erfordert einige grundlegende Materialien, die aber alle leicht erhältlich sind. Der erste Schritt ist die Auswahl eines geeigneten Pflanzgefäßes.

Pflanzen in Hydrokultur
Bei der Hydrokultur verwendet man keine Erde – © Firn / stock.adobe.com

» Pflanzgefäß

Für die erfolgreiche Hydrokultur werden der eigentliche Topf für die Kultur und ein passender Übertopf gebraucht. Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten, von einfachen Kunststofftöpfen bis hin zu dekorativen Blumentöpfen aus Glas oder Keramik. Der Innentopf muss wasserdurchlässig sein und über entsprechende Wasserabzugslöcher verfügen. Der Übertopf muss den Innentopf wiederum komplett aufnehmen können.

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» Substrat

Die herkömmliche Pflanzerde entfällt, wie wir bereits wissen. Stattdessen hat sich Blähton bewährt, nicht nur, um eine Drainage im Blumentopf anzulegen. Dabei handelt es sich um Ton, der durch ein spezielles Brennverfahren sein Volumen erhöht und in Kugelform vorliegt. Blähton verwittert nicht und besitzt durch seine großporige Oberflächenstruktur gute Speichereigenschaften. Möchten Sie die Hydrokultur auch auf Balkon und Terrasse etablieren, hat sich mit Lecadan ein gebrochener Blähton bewährt. Ebenso können Lavasteine verwendet werden.

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» Wasserstandsanzeiger

Bei der Pflege von Pflanzen in Hydrokultur ist es manchmal gar nicht so leicht, den genauen Wasserbedarf jeder einzelnen Pflanze richtig einzuschätzen. Der Feuchtigkeitsbedarf variiert nicht nur zwischen den Pflanzenarten, sondern wird auch stark vom Raumklima beeinflusst. Ob zu viel oder zu wenig gegossen wurde, zeigt sich dann oft erst, wenn die Pflanze gelbe Blätter oder einen insgesamt schwachen, kränklichen Eindruck macht.

Ein Wasserstandsanzeiger ist hier ein kleiner, aber praktischer Helfer. Er zeigt auf einen Blick, ob die Pflanze Wasser benötigt oder nicht. Besonders für Anfänger, die oft unsicher sind, wie viel gegossen werden soll, ist ein Wasserstandsanzeiger Pflichtprogramm. Das Gerät wird senkrecht in den Pflanztopf eingeführt und sollte dabei bis zum Topfboden reichen. An einer übersichtlichen Skala kann dann abgelesen werden, wie der Wasserhaushalt der Pflanzen beschaffen ist.

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» Dünger

Blähton besitzt viele positive Eigenschaften, allerdings keinerlei Nährstoffe, von denen die Pflanzen profitieren könnten. Deshalb benötigen Pflanzen in Hydrokultur unbedingt den richtigen Dünger. Verwenden Sie jedoch nur einen speziellen Dünger, der für Hydrokulturen empfohlen wird.

Dünger, der für in Pflanzenerde kultivierte Arten gedacht ist, kann Salze enthalten, die sich am Blähton anlagern und den Pflanzen schaden können. Für die Hydrokultur sind organische und mineralische Düngemittel in flüssiger Form oder als Tabletten und Stäbchen erhältlich. Entscheiden Sie sich für organischen Hydrodünger, verschmutzen die Pflanzgefäße und müssen häufiger gesäubert werden.

🪴 Anleitung zum Anlegen einer Hydrokultur

Das Anlegen einer Hydrokultur erfordert nur wenige Schritte, aber sie sollten sorgfältig durchgeführt werden, um optimale Ergebnisse zu erzielen. Beginnen Sie mit der Auswahl einer geeigneten Pflanze. Beliebte Arten für Anfänger sind:

Diese Pflanzen sind robust, stellen keine hohen Ansprüche und wachsen gut unter den Bedingungen einer Hydrokultur. Bei Aufsitzerpflanzen wie Tillandsien erleichtert sich der Pflegeaufwand noch einmal erheblich und selbst Kakteen können in Hydrokultur kultiviert werden, wenn die Wasserstandsanzeige entsprechend niedrig gehalten wird. Gehen Sie einfach wie folgt vor:

  1. Wurzeln der Pflanzen gründlich von Substrat befreien
  2. Wurzeln mit lauwarmem Wasser abspülen
  3. Innentopf etwa zu einem Viertel mit Blähton füllen
  4. Wasserstandsanzeiger im Tongranulat platzieren
  5. Pflanze mittig in den Blähton setzen
  6. Pflanztopf mit Granulat auffüllen
  7. Alle Wurzeln sollten gut abgedeckt sein
  8. Pflanze angießen
  9. Wasserstandsanzeige sollte sich zwischen Minimum und Maximum einpendeln

Zuletzt sollten Sie der Pflanze etwas Zeit geben, sich an ihre neue Umgebung zu gewöhnen. In den ersten Wochen ist es empfehlenswert, die Pflanze an einem halbschattigen Standort zu platzieren. Vermeiden Sie direktes Sonnenlicht, da es die Umstellung unnötig erschweren kann.

👩🏻‍🌾 Tipps für die Pflege von Pflanzen in Hydrokultur

Pflanzen in Hydrokultur
Blähton eignet sich perfekt für die Hydrokultur – © Firn / stock.adobe.com

Der Pflegeaufwand ist bei Pflanzen in Hydrokultur ausnehmend gering. Daher werden sich auch weniger erfahrene Zimmergärtner über gut gedeihende Pflanzen freuen können.

» Bewässerung

Gießen Sie nicht nach einem festen Zeitplan, sondern orientieren Sie sich am Wasserstandsanzeiger. In der Regel sind diese Anzeiger in drei Stufen aufgebaut: Minimum, Optimum und Maximum. Sie werden das Gießverhalten natürlich entsprechend der Pflanze, dem Standort oder der Topfgröße anpassen müssen, bekommen aber immer einen Überblick, wie viel Flüssigkeit im Innentopf vorhanden ist. Übermäßiges Gießen ist in der Hydrokultur ebenso schädlich wie Austrocknung.

Wichtig: Exotische Pflanzen sollten Sie immer warm gießen, sprich mit 18 bis 20 Grad warmem Wasser, da kaltes Wasser die Wurzeln stressen kann.

» Rückschnitt

Wie bei der Kultur in Pflanzerde üblich, sollten auch Pflanzen in Hydrokultur regelmäßig von alten oder abgestorbenen Pflanzenteilen befreit werden. Auch der Rückschnitt ist nicht zu vernachlässigen, besonders wenn ein buschiger Wuchs gefördert werden soll oder die Größe der Pflanze allgemein zu begrenzen ist. Sie können aber auch einfach gesunde Triebe abschneiden und als Ableger benutzen, um weitere Hydrokulturen anzulegen.

» Düngen

Bei Pflanzen in Hydrokultur sollten Sie von Beginn an Dünger verabreichen. Dabei haben Sie die Wahl, ob Sie in regelmäßigen Abständen Flüssigdünger in die Gießkanne geben oder sich für einen Langzeitdünger entscheiden. Im Herbst und Winter benötigen die Pflanzen jedoch weniger Nährstoffe. Flüssigdünger ist für Anfänger am einfachsten zu dosieren, aber auch Stäbchen oder Tabletten können verwendet werden.

» Substratpflege

Blähton sollte alle ein bis zwei Jahre gründlich gereinigt werden, um Ablagerungen zu entfernen. Dazu können Sie den Blähton in kochendem Wasser ausspülen und abkühlen lassen, bevor Sie ihn wiederverwenden.

Mutter, Hundebesitzerin und leidenschaftliche Hobbygärtnerin. Schon als Kind habe ich gemeinsam mit meinen Eltern den heimischen Garten bewirtschaftet und mich für dessen Gestaltung interessiert. Jetzt besitze ich meinen eigenen Garten und zeige meiner Tochter, wie einfach es ist Obst, Gemüse und Blumen selbst zu züchten. Ein Garten bedeutet viel Arbeit - er belohnt uns dafür aber auch mit einer reichen Ernte, wunderschönen Blumen und dem tollen Gefühl aus eigener Kraft etwas geschaffen zu haben.

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