Ohrenkneifer sind trotz ihres etwas unheimlichen Namens harmlos und leisten im Garten sogar wertvolle Dienste. Wie diese aussehen und noch mehr, erfahren Sie hier.

Wer schon einmal an einem lauen Sommerabend im Garten gesessen hat, kennt vermutlich diese kleinen Insekten mit den auffälligen Zangen am Hinterleib: Das sind Ohrenkneifer, im Volksmund auch Ohrwürmer genannt. Oft haftet ihnen ein etwas unheimlicher Ruf an, nicht zuletzt wegen des Namens, der vermuten lässt, die Tiere würden uns in die Ohren kriechen und das Trommelfell zerstören. Doch stimmt das wirklich? Wer einmal weiß, wie nützlich und spannend diese Insekten tatsächlich sind, der sieht sie mit anderen Augen. Lernen Sie die kleinen Tiere hier etwas genauer kennen und erfahren Sie, wie nützlich Ohrenkneifer im Garten sein können.

Was sind Ohrenkneifer eigentlich?

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Der Ohrenkneifer (wissenschaftlich Forficula auricularia) gehört zur Ordnung der Dermaptera, zu Deutsch „Hautflügler“. Weltweit gibt es mehrere hundert Arten, in Europa sind vor allem der Gemeine Ohrwurm und einige wenige weitere Arten verbreitet. Charakteristisch sind ihre kurzen Vorderflügel, die wie kleine Schuppen aussehen, sowie die auffälligen Zangen (Cerci) am Hinterleib.

Obwohl sie auf den ersten Blick bedrohlich wirken, sind Ohrenkneifer völlig ungefährlich für den Menschen. Sie kneifen zwar mit ihren Zangen, wenn sie sich bedrängt fühlen, aber das ist schmerz- und vor allem auch harmlos. Ihr Name hat also eher etwas mit alten Mythen und der Fantasie der Menschen zu tun als mit realen Gefahren.

Der Name: Ohrwurm oder Ohrenkneifer?

Warum heißen diese Tiere eigentlich Ohrwürmer? Ganz einfach: Schon im Mittelalter glaubte man, dass sie nachts in die Ohren von Menschen kriechen und dort Schaden anrichten könnten. Solche Geschichten hielten sich hartnäckig, obwohl es keine Belege dafür gibt. In Wirklichkeit haben Ohrenkneifer keinerlei Interesse daran, in menschliche Ohren zu gelangen.

Der Zusatz „Kneifer“ wiederum bezieht sich auf die Zangen am Hinterleib, die ein wenig an kleine Kneifzangen erinnern. Diese Cerci nutzen die Tiere sowohl zur Verteidigung als auch bei der Jagd und manchmal sogar beim Falten ihrer Flügel.

Aussehen von Ohrenkneifern

Ohrenkneifer
Das Auffälligste am Ohrenkneifer sind seine Zangen – © Revilo Lessen / stock.adobe.com

Ohrenkneifer sind relativ kleine Insekten und erreichen eine Körperlänge von etwa 10 bis 16 Millimetern. Ihr Körper ist länglich und flach gebaut, wodurch sie sich gut in schmale Ritzen und Spalten zurückziehen können. Die Grundfarbe ist meist braun bis rotbraun, während die Zangen am Hinterleib dunkler gefärbt sind.

Ein interessantes Detail ist, dass sich Männchen und Weibchen an der Form ihrer Zangen unterscheiden lassen. Bei den Männchen sind die Zangen stark gebogen und deutlich kräftiger, während sie bei den Weibchen eher gerade und schlanker ausfallen. Diese Unterschiede lassen sich sogar gut mit bloßem Auge erkennen.

Lebensweise und Lebensraum

Ohrenkneifer sind nachtaktive Tiere. Tagsüber verstecken sie sich in dunklen, feuchten Spalten, unter Steinen, in Baumrinden oder in welkem Laub. Erst in der Dämmerung werden sie aktiv und gehen auf Nahrungssuche. Ihr Lebensraum erstreckt sich von naturnahen Gärten über Felder bis hin zu städtischen Grünanlagen – eigentlich überall dort, wo es Rückzugsorte und ein ausreichendes Nahrungsangebot gibt. Und ihre Nahrung ist durchaus sehr vielseitig: Sie ernähren sich sowohl von tierischer Kost wie Blattläusen oder Milben als auch von pflanzlicher wie weichen Pflanzenteilen, Pollen und Früchten. Dadurch können sie je nach Situation sowohl als Nützlinge als auch als Schädlinge auftreten.

Der Lebenszyklus

Ohrenkneifer
Ohrenkneifer leben etwa 1 Jahr – © gartentipps.com

Der Lebenszyklus des Ohrenkneifers ist besonders interessant, da er zu den wenigen Insekten gehört, bei denen Brutpflege eine große Rolle spielt. Im Herbst sucht das Weibchen einen geschützten Ort im Boden auf, wo es eine kleine Erdhöhle anlegt. Dort legt es im Winter etwa 30 bis 60 weiße Eier ab.

Besonders bemerkenswert ist das Verhalten der Mutter: Sie bleibt bei den Eiern, putzt sie regelmäßig und verteidigt sie gegen Eindringlinge. Auch nach dem Schlüpfen der Larven, die zunächst wie kleine, weiße Miniaturausgaben ihrer Eltern aussehen, kümmert sich das Weibchen noch eine Zeit lang um die Jungen. Diese Brutpflege ist im Insektenreich selten.

Die Jungtiere durchlaufen mehrere Häutungen, bis sie schließlich nach etwa 3 bis 4 Monaten erwachsen sind. Erwachsene Tiere können bis zu einem Jahr alt werden, was für Insekten vergleichsweise lang ist.

Sind Ohrenkneifer Nützlinge oder Schädlinge?

Die Einschätzung, ob Ohrenkneifer nützlich oder schädlich sind, hängt stark von der jeweiligen Situation ab. Einerseits sind sie begeisterte Blattlausjäger und helfen so, Schädlingspopulationen auf natürliche Weise zu regulieren. Auch Milben, kleine Raupen und andere Schädlinge stehen auf ihrem Speiseplan. Damit sind sie ein willkommener Helfer im Garten.

Andererseits können Ohrenkneifer auch an Obst und Zierpflanzen knabbern, wenn ihr Hunger groß ist oder andere Nahrungsquellen fehlen. Besonders in reifen Pfirsichen, Aprikosen oder Trauben lassen sie sich gelegentlich blicken. Im Gemüsebeet können sie zudem an zarten Pflänzchen Schäden verursachen. Solche Vorfälle sind jedoch eher die Ausnahme und treten meist dann auf, wenn ein Ungleichgewicht im Garten herrscht.

So können Sie Ohrenkneifer in den Garten locken

Ohrenkneifer
Aus einem Blumentopf können Sie einen Unterschlupf für Ohrenkneifer bauen – © gartentipps.com

Wenn Sie die positiven Seiten der Ohrenkneifer nutzen möchten, können Sie gezielt Lebensräume für die Tiere schaffen und sie so in Ihren Garten locken. Das klappt z.B. folgendermaßen:

➜ Ohrenkneifer-Häuschen aus Tontopf aufhängen:

Besonders beliebt sind zum Beispiel sogenannte Ohrenkneifer-Häuschen, die Sie mit wenig Aufwand selbst bauen können. Füllen Sie dazu einfach einen umgedrehten Blumentopf mit Holzwolle, Heu oder Stroh und hängen Sie ihn an einem geschützten Ort im Garten auf. Die Tiere nutzen diese Verstecke tagsüber als Unterschlupf und gehen nachts auf die Jagd.

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➜ Insektenhotel:

Sie können aber auch ein Insektenhotel aus einem Baumstamm bauen. Dazu einfach den Baumstamm aushöhlen und mit verschiedenen Materialien befüllen, um möglichst viele verschiedene Insekten in den Garten zu locken. Für Ohrenkneifer ist zum Beispiel ein Regenrohr mit Holzwolle ideal, Schilf für Schwebfliegen und markhaltige Zweige für Wildbienen.

Sie können aber auch ein Insektenhotel aus Dosen bauen oder einfach ein klassisches Insektenhotel kaufen.

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➜ Laubhaufen, Totholz oder Steinspalten:

Auch das Belassen von Laubhaufen, Totholz oder Steinspalten bietet den Insekten wertvolle Rückzugsorte. Je naturnaher Ihr Garten gestaltet ist, desto wohler fühlen sich Ohrenkneifer und desto besser können sie als Nützlinge dienen.

Was, wenn Ohrenkneifer zur Plage werden?

Trotz aller Vorzüge kann es vorkommen, dass sich die Population der Ohrenkneifer stark vermehrt und sie zur Plage werden. In solchen Fällen knabbern sie auffällig oft an Obst oder zarten Pflänzchen. Bevor Sie jedoch zu drastischen Maßnahmen greifen, sollten Sie bedenken, dass sie wichtige Aufgaben im ökologischen Gleichgewicht erfüllen. Möchten Sie die Tiere dennoch loswerden, sollten Sie sie am besten umzusiedeln. Hängen Sie ihre Verstecke wie die gefüllten Blumentöpfe dafür gezielt an Stellen im Garten, an denen die Tiere keinen Schaden anrichten können, und transportieren Sie sie bei Bedarf an einen neuen Ort. Sie sollten keine Chemie im Garten einsetzen, da Sie so auch andere Nützlinge schädigen.

Mutter, Hundebesitzerin und leidenschaftliche Hobbygärtnerin. Schon als Kind habe ich gemeinsam mit meinen Eltern den heimischen Garten bewirtschaftet und mich für dessen Gestaltung interessiert. Jetzt besitze ich meinen eigenen Garten und zeige meiner Tochter, wie einfach es ist Obst, Gemüse und Blumen selbst zu züchten. Ein Garten bedeutet viel Arbeit - er belohnt uns dafür aber auch mit einer reichen Ernte, wunderschönen Blumen und dem tollen Gefühl aus eigener Kraft etwas geschaffen zu haben.

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