Nicht immer gelingt die Stecklingsvermehrung wie gewünscht. Bewurzelungshormone können da helfen. Wie Sie diese selbst herstellen, erkläre ich hier.

Bewurzelungshormon für Stecklinge selber machen
Bewurzelungshormone sind in Pulverform, als Lösung oder Tabletten erhältlich – © svehlik / stock.adobe.com

Die Stecklingsvermehrung ist eine beliebte Methode, um schnell und einfach zu neuen Pflanzen zu gelangen. Doch nicht immer gelingt die Vermehrung wie erwartet. Wer seinen trägen Baby-Pflanzen auf die Sprünge helfen will, kann zu Bewurzelungshormonen greifen. Dieser Extra-Schub an Nährstoffen sorgt für eine bessere Ausbildung des Wurzelsystems und damit für gesunde und kräftige Pflanzen. Dabei müssen Bewurzelungshormone nicht aus dem Chemielabor stammen, sondern lassen sich mit einfachen Hausmitteln selbst herstellen.

Was sind Bewurzelungshormone?

Bewurzelungshormone sind in Pulverform, als Lösung oder Tabletten erhältlich und besitzen ihre Berechtigung, wenn Pflanzen vegetativ vermehrt werden sollen. Der Gedanke dahinter: Eine sortenreine Vermehrung ist bei vielen Pflanzen nicht oder nur schwer möglich, die vegetative Vermehrung dagegen schon. Bekommen die Stecklinge eine Behandlung mit Pflanzenhormonen, kann die Wurzelbildung deutlich verbessert werden.





Chemische Produkte enthalten in der Regel folgende Stoffe:

  • IAA = Indol-3-Essigsäure
  • IBA = Indol-3-Buttersäure
  • NAA = 1-Naphthylessigsäure
  • Füllstoffe (Talkum)

Welche Arten von Bewurzelungshormonen gibt es?

Es sind einige verschiedene Bewurzelungshormone im Handel erhältlich. Dazu zählen:

➭ Bewurzelungshormon als Gel:

Dieses Hormon wird nicht für Setzlinge gebraucht, sondern für Klone verwendet. Die frisch geschnittenen Klone werden erst in die Erde gesteckt, wenn das Bewurzelungshormon auf das Stielende aufgetragen wurde.

➭ Bewurzelungshormon als Pulver:

Die Hormone in Pulver und Gel sind identisch. Hormone in Pulverform wirken weniger intensiv wie Gele, lassen sich aber vielseitiger nutzen. Ein Nachteil ist, dass Bewurzelungspulver weniger gut haftet als Gel und sich damit beim Einsetzen der Pflanzen vom Stiel lösen kann.

➭ Bewurzelungshormon als Spray:

Bewurzelungshormone als Spray sind weniger gebräuchlich. Der Auftrag kann zwar einfach und zielgerichtet erfolgen, die Wirkung bleibt aber hinter Gelen und Pulver zurück.

So können Sie Bewurzelungshormone selber herstellen

Stecklinge Bewurzelungshormone
Durch Pflanzenhormone kann die Wurzelbildung verbessert werden – © svehlik / stock.adobe.com

Sie müssen keine Bewurzelungshormone kaufen. Diese müssen auch nicht aus chemischen Stoffen bestehen. Bewurzelungshormone lassen sich günstig und kinderleicht selbst herstellen. Ich habe hier einige Rezepte für kräftiges Wurzelwachstum und den entscheidenden Wachstumsvorsprung für Gewächse, Rosen und andere Pflanzen zusammengestellt.

1️⃣ Weidenwasser als effektivste Alternative

Die erste Wahl, wenn es um natürliche Mittel zur Förderung des Wurzelwachstums geht, stellt Weidenwasser dar. Der Auszug aus den Weidenzweigen fördert nicht nur das Wachstum, sondern wirkt auch antibakteriell. Denn die Äste der Weide enthalten das auch in chemischen Bewurzelungshormonen vorkommende Hormon Indol-3-Buttersäure. Weiterhin ist Salizylsäure enthalten. Dieser kann das Faulen der Stecklinge verhindern.

Anleitung zur Herstellung von Weidenwasser:

Weidenwasser können Sie kinderleicht aus frischen Weidentrieben herstellen. Dabei können alle der Gattung „Salix“ angehörenden Weidenarten verwendet werden. Umso mehr Äste in Wasser eingelegt werden, umso kräftiger wird der spätere Sud. Empfehlenswert ist es, auf fünf Liter Wasser ein bis 1,5 Kilogramm Weidentriebe zu geben.

  1. 20 cm lange Weidentriebe schneiden (ohne verholzte Rinde)
  2. Blätter von den Trieben komplett entfernen
  3. Rinde von den Trieben abziehen
  4. Triebe aufrecht in ein Gefäß stellen
  5. Triebe mit heißem Wasser übergießen
  6. Sud einen Tag lang ziehen lassen
  7. Sud abgießen

Tipp:
Die Flüssigkeit kann sofort verwendet werden. Alternativ können Sie den Sud in ein Glas füllen und dieses, fest verschlossen, bis zu acht Wochen im Kühlschrank lagern.

Weidenwasser richtig anwenden:

Die Stecklinge werden über Nacht in ein mit Weidenwasser gefülltes Glas gestellt. Am nächsten Tag können die Stecklinge der Flüssigkeit entnommen und wie gewohnt verpflanzt werden. Die Reste des Weidenwassers können Sie dann in den nächsten Tagen zum Gießen der Stecklinge verwenden.

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2️⃣ Mit Apfelessig das Wurzelwachstum anregen

Auch Apfelessig kann als natürliches Bewurzelungshormon dienen. Geben Sie dafür einen halben Teelöffel Essig auf drei Tassen Wasser. Die Stecklinge werden dann nur kurz in den Sud getaucht.

Wichtig:
Halten Sie die Dosierung möglichst genau ein. Denn zu hohe Dosen an Apfelessig können die Stecklinge abtöten.

3️⃣ Honig als Nährstoff-Booster

Der Auftrag von Honig auf die Schnittstelle des Stecklings kann Bakterien oder Pilze abtöten und die Pflanze mit Nährstoffen versorgen. Die Schnittstellen können dazu unmittelbar vor der Pflanzung dünn mit Honig bestrichen werden. Alternativ dazu können Sie einen Sud aus einem Esslöffel Honig und 400 Milliliter Wasser herstellen. Das Wasser wird erhitzt und der Honig im Wasser aufgelöst. Die Stecklinge können dann über Nacht in der Honig-Wasser-Mischung belassen werden.

4️⃣ Zimt als Bewurzelungshormon für Eilige

Zimt ist für seine antibakteriellen und pilztötenden Eigenschaften bekannt. Auch Schädlinge machen um das besonders in der Weihnachtszeit beliebte Gewürz einen weiten Bogen. Zimt ist in beinahe jedem Haushalt vorhanden und die Anwendung als Bewurzelungshormon könnte einfacher nicht sein. Die frischen Schnittstellen der Stecklinge werden einfach in Zimtpulver getaucht und anschließend sofort eingepflanzt.

5️⃣ Aloe Vera für schnelle Wurzelbildung

Auch das Gel der Aloe Vera Pflanze kann die Wurzelbildung von Stecklingen fördern. Besitzen Sie selbst eine Pflanze, entfernen Sie ein Blatt, schneiden Sie es auf und kratzen Sie das wertvolle Gel heraus. Mit etwas Wasser gemischt, entsteht eine Lösung, in welcher die Stecklinge vor dem Einpflanzen bis zu einer Woche verbleiben können. Dabei ist darauf zu achten, dass den Trieben immer ausreichend Wasser zur Verfügung steht. Nach etwa sieben Tagen sollte die Wurzelbildung eingesetzt haben und die Stecklinge können eingepflanzt werden.

Tipp:
Wem diese Methode zu zeitraubend erscheint, der kann die Stecklinge auch wie gewohnt einpflanzen und das Gel-Wasser-Gemisch zum Gießen verwenden.

6️⃣ Aspirin als Fitmacher

Aspirin Bewurzelungshormon
Aspirin enthält Acetylsalicylsäure – © Victor Moussa / stock.adobe.com

Aspirin nimmt nicht nur auf das Wurzelwachstum Einfluss, sondern kann auch gegen Pilze und Bakterien wirken. Der Wirkstoff Acetylsalicylsäure ist für seine antibakteriellen Eigenschaften bekannt und kann den Nährstofftransport von Pflanzen ankurbeln.

Für die Anwendung geeignet sind lediglich unbeschichtete Tabletten. Geben Sie ein Aspirin auf ein Glas Wasser. Hat sich die Tablette aufgelöst, können die Stecklinge drei bis vier Stunden in der Lösung verbleiten. Anschließend wird sofort gepflanzt.

7️⃣ Kartoffeln als Wachstumshilfe für Freilandpflanzen

Kartoffeln stecken voller wertvoller Nährstoffe und die enthaltenen Enzyme fördern das Pflanzenwachstum. Folgende Methode eignet sich nur für das Pflanzen von Stecklingen ins Freiland. Beispielsweise könnten Sie eine Rose in Kartoffeln pflanzen. Dazu wird in eine Kartoffel ein Loch gebohrt. Darin wird der Steckling dann platziert und mit der Kartoffel eingepflanzt. Diese gibt ihre Nährstoffe an den Steckling ab und verrottet anschließend im Boden.

8️⃣ Hefe sorgt für Wachstumsschub

Trockenhefe kann ebenfalls als Bewurzelungshormon dienen. Hierfür werden 100 Gramm Trockenhefe in warmem Wasser aufgelöst. Der Steckling kann auch hier für einige Stunden in der Lösung verbleiben und wird anschließend wie gewohnt eingepflanzt.

Mutter, Hundebesitzerin und leidenschaftliche Hobbygärtnerin. Schon als Kind habe ich gemeinsam mit meinen Eltern den heimischen Garten bewirtschaftet und mich für dessen Gestaltung interessiert. Jetzt besitze ich meinen eigenen Garten und zeige meiner Tochter, wie einfach es ist Obst, Gemüse und Blumen selbst zu züchten. Ein Garten bedeutet viel Arbeit - er belohnt uns dafür aber auch mit einer reichen Ernte, wunderschönen Blumen und dem tollen Gefühl aus eigener Kraft etwas geschaffen zu haben.

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