Sträucher, Stauden und Blühpflanzen lassen sich durch Stecklinge vermehren. Mit unseren Tipps gelingt Ihnen die Aufzucht neuer Pflanzen ganz einfach.
Schon einmal darüber nachgedacht, Ihre Lieblingspflanze zu vermehren? Das ist oft einfacher als gedacht! In diesem Artikel erfahren Sie, welche Pflanzen sich für die Vermehrung mit Stecklingen eignen, wie die Methode genau funktioniert und welche praktischen Tipps dabei helfen.
Inhalte
Stecklinge und ihre Vermehrung einfach erklärt



Die Stecklingsvermehrung ist eine bewährte und einfache Methode, um Pflanzen zu vermehren. Im Unterschied zu Ablegern, die bereits an der Mutterpflanze Wurzeln bilden, handelt es sich bei Stecklingen um abgeschnittene Pflanzenteile, wie Triebe, Blätter oder Zweige, die zunächst noch keine Wurzeln besitzen. Das Ziel ist, dass die Stecklinge mithilfe eines geeigneten Substrats oder in Wasser Wurzeln bilden und mit der richtigen Pflege zu einer eigenständigen Pflanze heranwachsen.
» Geeignete Pflanzen für die Stecklingsvermehrung
Nicht jede Pflanze lässt sich über Stecklinge vermehren, da manche Arten keine Wurzeln aus abgeschnittenen Pflanzenteilen bilden. Obstbäume werden beispielsweise durch Veredelung vermehrt und einjährige Pflanzen eher aus Samen gezogen.
Dennoch gibt es viele Pflanzen, die sich leicht über Stecklinge vermehren lassen. Dazu zählen hauptsächlich Zimmerpflanzen, Gartenpflanzen und Heckenpflanzen. Ein guter Indikator sind Pflanzen, die nach einem Rückschnitt kräftig wieder austreiben. Klassiker wie Fuchsien, Lavendel, Liguster und der beliebte Buchsbaum haben sich dabei besonders bewährt.
» Der richtige Zeitpunkt um Stecklinge zu schneiden
Die meisten Pflanzen, die sich für die Stecklingsvermehrung eignen, können im Frühling oder Sommer während der Wachstumsphase geschnitten werden. In dieser aktiven Zeit bilden Balkonpflanzen, Kräuter und sommergrüne Sträucher besonders leicht Wurzeln.
Für verholzende Pflanzen wie Rosen bietet hingegen der Herbst ideale Bedingungen. Während der kühleren Monate entwickeln die Stecklinge robuste Wurzeln, die ihnen einen guten Start in den nächsten Frühling ermöglichen.
» Die richtige Länge eines Stecklings

Bei kleinwüchsigen Pflanzen wie dem Sand-Thymian reichen schon wenige Zentimeter Stecklingslänge aus, da die Pflanze selbst nur etwa 10 Zentimeter hoch wächst. Bei größeren Gewächsen wie dem Maulbeerbaum eignen sich Stecklinge aus kräftigen Zweigen oder Trieben. Mit einer Länge von 15 bis 30 Zentimetern haben sie genügend Reserven, um erfolgreich auszutreiben.
Aufgepasst! Wichtig für eine erfolgreiche Vermehrung ist, dass der Steckling mindestens ein bis zwei Knoten aufweist. Das sind die kleinen Verdickungen entlang des Triebs, an denen normalerweise Blätter wachsen und aus denen dann später die Wurzeln austreiben.
» Methoden zum Vermehren durch Stecklinge
Für die Vermehrung mit Stecklingen gibt es gleich mehrere Möglichkeiten. Welche Methode die beste ist, hängt von der Pflanze – Na, wer hätte es gedacht? 🙂 – und den persönlichen Vorlieben ab.
➡️ Stecklinge im Wasser ziehen
Die Wassermethode ist denkbar einfach. Die Stecklinge werden nach dem Schneiden in ein Glas Wasser gestellt. Zimmerpflanzen wie Efeutute, Glücksbambus, Philodendron oder Einblatt schlagen dann schnell neue Wurzeln aus. Und das Beste daran? Man kann den Wurzelbildungsprozess direkt beobachten!
➡️ Stecklinge in Anzuchterde ziehen
Für viele Gartenpflanzen ist das Setzen in Anzuchterde die bessere Wahl. Die nährstoffarme Erde fördert die Wurzelbildung, ohne die jungen Stecklinge zu überfordern. Kräuter wie Thymian oder Salbei gedeihen auf diese Weise besonders gut und entwickeln sich schnell zu kräftigen Pflanzen.
➡️ Stecklinge direkt ins Beet pflanzen
Robuste, verholzende Pflanzen, wie Weidenröschen, Holunder oder Kirschlorbeer, lassen sich direkt ins Beet setzen. Diese Methode ist ideal für alle Gewächse mit einer starken Regenerationsphase, also für Pflanzen, die nach dem Rückschnitt wieder kräftig aus dem alten Holz austreiben.
Pflanzen vermehren mit Stecklingen
» Materialien und Werkzeuge
- Eine gesunde, kräftige Pflanze
- Messer (Stecklingsmesser) / Gartenschere
- Anzuchterde / Glas Wasser
- Plastiktüte oder Mini-Gewächshaus
- Bewurzelungshormon (optional)
» Schritt-für-Schritt-Anleitung mit Bildern
➡️ Schritt 1: Steckling schneiden

Ein gesunder Trieb wird knapp unter oder über einem Blattknoten oder Knospenpaar abgeschnitten. Genau dort sitzt besonders viel Teilungsgewebe, das die Wurzelbildung fördert.

Tipp: Ein Bewurzelungspulver fördert die Wurzelbildung vom Steckling und erhöht die Erfolgschancen. Sie können das Bewurzelungshormon ganz einfach selbst herstellen.
➡️ Schritt 2: Blätter entfernen

Um zu verhindern, dass die unteren Blätter im Boden faulen, sollten sie sorgfältig entfernt werden. Am oberen Teil des Stecklings bleiben idealerweise zwei bis drei Blätter erhalten, damit die Pflanze weiterhin Energie durch Fotosynthese gewinnen kann.
➡️ Schritt 3: Stecklinge einpflanzen

Setzen Sie den Steckling entweder in ein Wasserglas oder direkt in leicht feuchte Anzuchterde. Achten Sie darauf, die Erde vorsichtig um den Steckling herum festzudrücken; sitzt er zu locker, kann er keine Wurzeln bilden.
➡️ Schritt 4: Stecklinge ins Gewächshaus setzen
Ein Mini-Gewächshaus ist für die Stecklings-Anzucht ideal, da es ein angenehmes Mikroklima schafft.
Aber keine Sorge, falls keins zur Hand ist. Eine Alternative lässt sich einfach selber basteln! Stellen Sie den Topf mit den Stecklingen in eine ausreichend große Plastiktüte, wobei die Öffnung nach oben gerichtet bleibt. Wichtig ist, die Tüte nicht vollständig zu verschließen, um eine zu hohe Feuchtigkeit und damit Schimmelbildung zu vermeiden.
Tipps für die Stecklingsvermehrung:
- Wichtig ist, den Schnitt mit einem scharfen Werkzeug sauber auszuführen, um Quetschungen und Verletzungen an der Pflanze zu vermeiden.
- Bei Pflanzen mit großen Blättern, wie bei der Vermehrung von Hortensien, lohnt es sich, die Blätter zu halbieren. So wird die Verdunstung reduziert und die Pflanze kann ihre Energie gezielt in die Wurzelbildung stecken.
- Pflanzen wie die Buntnessel wurzeln im Wasser besonders schnell, während Rosmarin in der Erde besser anwächst.
Besonderheiten bei Kakteen und Sukkulenten
Bei Kakteen und Sukkulenten ist ein bisschen Geduld gefragt. Nach dem Schneiden sollten die Blattstecklinge erst ein paar Tage an der Luft trocknen, damit die Schnittstellen nicht in feuchter Erde faulen. Anders als bei anderen Pflanzen ist hier keine Abdeckung nötig! Im Gegenteil: Zu hohe Luftfeuchtigkeit kann das Risiko von Fäulnis sogar erhöhen.
» Stecklinge pflegen
Damit Stecklinge kräftige Wurzeln bilden und gut wachsen, brauchen sie Wärme, Feuchtigkeit und Licht. Ein heller Platz, zum Beispiel auf der Fensterbank ohne direkte Sonne, ist perfekt. Die Temperatur sollte konstant über 20 °C liegen.
Da die Stecklinge noch keine Wurzeln haben, wird die Erde immer leicht feucht gehalten, aber Staunässe ist zu vermeiden. Wenn die Stecklinge abgedeckt sind, lüften Sie diese täglich kurz, um Schimmelbildung zu verhindern.
➡️ Wurzelbildung
Während Kräuter wie Basilikum oft schon nach einer Woche erste Wurzeln zeigen, benötigen verholzende Sträucher wie Johannisbeeren deutlich länger, manchmal sogar mehrere Monate bis zu einem Jahr. Ein Wurzelaktivator kann den Prozess beschleunigen. Trotzdem lohnt es sich, geduldig zu sein.
➡️ Umtopfen

Sobald ein Steckling kräftige Wurzeln gebildet hat und gut angewachsen ist, kann er in einen größeren Topf oder ins Beet umziehen. Ein klares Zeichen dafür ist, wenn der Steckling fest in der Erde sitzt und sich beim leichten Bewegen nicht mehr löst. Auch ein Blick auf die Unterseite des Topfes hilft: Wachsen die Wurzeln aus den Drainagelöchern heraus, ist es höchste Zeit, den Steckling umzutopfen.
Von Blatt bis Wurzel: Die verschiedenen Arten von Stecklingen
Bei der Pflanzenvermehrung durch Stecklinge wird ein Teil der Pflanze abgeschnitten. Je nachdem, welcher Teil der Pflanze abgeschnitten wird, entscheidet, wie der Steckling genannt wird.

Blattstecklinge bestehen aus einzelnen Blättern, die Wurzeln und Triebe bilden. Diese Methode eignet sich besonders für Pflanzen wie Sedum oder Usambaraveilchen.

Kopfstecklinge sind Triebspitzen mit zwei bis drei Blattpaaren, die knapp unter einem Blattknoten abgeschnitten werden. Aus diesen Trieben lassen sich Pflanzen wie Rosmarin oder Geranien vermehren.
Tipp: Kopfstecklinge eignen sich auch perfekt, um eine Pflanze zu einem Hochstämmchen zu ziehen, da ihr Trieb gerade weiterwächst.

Teilstecklinge stammen aus dem mittleren Abschnitt eines Triebs und besitzen mindestens einen Blattknoten. Sie sind ideal für die Vermehrung von Hortensien oder Jasmin.

Stammstecklinge sind eine spezielle Form der Teilstecklinge, bei der ein Abschnitt des Hauptstamms verwendet wird. Sie eignen sich besonders für verholzte Pflanzen wie dem Gummibaum oder Drachenbäumen.

Basalstecklinge werden aus bodennahen Trieben geschnitten oder abgerissen. Sie enthalten eine Ansatzstelle mit viel Wuchskraft. Bei Gehölzen wie Lebensbaum oder Scheinzypresse werden kleine Seitentriebe vorsichtig abgerissen, sodass die Rindenzunge erhalten bleibt.

Steckhölzer sind verholzte Triebabschnitte von Sträuchern oder Bäumen, die im Herbst oder Winter geschnitten werden. Sie sind meist unbelaubt, mit mehreren Austriebspunkten (Augen). Diese Methode eignet sich für Pflanzen wie Johannisbeeren, Rosen oder Weiden.
Durch das Ziehen von Stecklingen lassen sich viele Pflanzen einfach und kostengünstig vermehren. Jede Stecklingsart bringt dabei ihre eigenen Vorteile mit und ist perfekt auf bestimmte Pflanzenarten abgestimmt. Mit der richtigen Methode wird die Steckling-Anzucht auch garantiert zu einem Erfolg und macht sogar richtig Spaß. Und ganz nebenbei können Sie so Ihren Pflanzenbestand auf ganz natürliche Weise erweitern.
Welche Pflanzen haben Sie schon erfolgreich mit Stecklingen vermehrt? Teilen Sie Ihre Erfahrungen und Tipps mit anderen Gärtnern, so profitieren alle von Ihrem grünen Daumen!








2 Kommentare
Die Anleitung gefällt mir!
Herzlichen Dank für diese tolle Anleitung !