Sie klingen oft verwirrend, doch botanische Pflanzennamen haben immer eine Bedeutung. Unsere Übersicht zeigt, was hinter den Begriffen steckt.

Botansiche Pflanzennamen
Wer soll bei den vielen botanischen Namen noch durchblicken? © phadventure / stock.adobe.com

Damit Botaniker und Pflanzenfreunde in aller Welt wissen, wovon die Rede ist, besitzt jede Pflanze einen eigenen wissenschaftlichen Namen. Pflanzen bestimmen zu können heißt, sich mit den teils fremd klingenden botanischen Bezeichnungen auseinanderzusetzen. Dies kann sich zu einer interessanten und lohnenden Tätigkeit entwickeln, denn botanische Pflanzennamen geben viel über die Herkunft, das Aussehen und die Lebensweise der verschiedenen Pflanzen Preis.

Warum gibt es botanische Pflanzennamen?

Die botanischen Pflanzennamen schaffen in der Fachwelt eine einheitliche Sprache. Weltweit wissen Botaniker, Wissenschaftler und Gärtner mit der Bezeichnung Taraxacum officinale etwas anzufangen. Der botanische Laie kennt für den Löwenzahn dagegen Bezeichnungen wie Pusteblume, Butterblume, Wiesenlattich oder Saublume. Dies ist nur ein Beispiel für zigtausende von Pflanzen, deren Benennung für allgemeine Ratlosigkeit und Verwirrung sorgen würde, wenn es keine einheitliche und allgemein verständliche Bezeichnung gäbe.

Ein Blick in die Geschichtsbücher

Als Pionier der botanischen Pflanzennamen kann Carl von Linné bezeichnet werden. Der Botaniker verfasste im Jahr 1753 seine bahnbrechende Arbeit „Species Plantarum“. Wissenschaftliche Pflanzenbezeichnungen existierten bereits weit früher. Linné verlieh der Nomenklatur mehr System und führte Gattungsnamen und die Gliederung der Pflanzen nach Arten, Gattungen und Familien ein. Diese Systematik wird als binäre Nomenklatur bezeichnet.

Bei der Vergabe von botanischen Pflanzennamen griffen Linné und seine Nachfolger auf alte und teilweise bis in die Antike zurückreichende Nennungen zurück oder vergaben neue Bezeichnungen. Bei der Namensgebung kommen verschiedene Aspekte in Betracht. Diese werden im Folgenden näher erläutert.

Botanische Pflanzennamen nach Lebensräumen

Zaunwinde
Die Zaunwinde macht ihrem Namen alle Ehre | © Mushy / stock.adobe.com

Die bevorzugten Lebensräume finden sich häufig als Teil der Pflanzenbezeichnung. So werden bestimmte Gattungen durch verschiedene Standortansprüche nochmals in einzelne Arten unterteilt.

Beispiele:

gebräuchlicher Pflanzennamebotanischer PflanzennameWortursprung
ZaunwindeCalystegia sepiumSaepes = Zaun (lateinisch)
Bach-NelkenwurzGeum rivaleRivus = Bach (lateinisch)
Wiesen-StorchschnabelGeranium pratensePratum = Wiese (lateinisch)
Sumpf-StorchschnabelGeranium palustrePalus = Sumpf (lateinisch)
Fluss- und Teich-SchachtelhalmEquisetum fluviatileFluvius = Fluss (lateinisch)

Botanische Pflanzennamen nach Wuchsform

Kriechender Hahnenfuß
Kriechender Hahnenfuß wächst auf dem Boden | © Otto Durst / stock.adobe.com


Viele botanische Pflanzennamen lassen auch Ableitungen auf die Wuchsform der Gewächse zu.

Beispiele:

gebräuchlicher Pflanzennamebotanischer PflanzennameWortursprung
SilberdistelCarlina acauliskaulos = Stängel (griechisch)
Stängellose KratzdistelCirsium acauleAkaulos = stängellos (griechisch)
WindeConvolvulusConvolvere = winden (lateinisch)
Kriechender HahnenfußRanunculus repensRepens = kriechend (lateinisch)
EfeuHedera helixHelix = Windung (griechisch)

Botanische Pflanzennamen nach Blütenform

Sternmiere Blüte
Die sternförmige Blüte verleiht der Sternmiere ihren Namen | © Maxal Tamor / stock.adobe.com

Auch ein Hinweis auf die Blütenform ist oft im botanischen Namen enthalten.

gebräuchlicher Pflanzennamebotanischer PflanzennameWortursprung
MargeriteChrysanthemum leucanthemumChrysos = Gold (griechisch)
FrauenschuhCypripediumCypris = Venus (lateinisch)
TaubnesselLamiumLamos = Schlund (griechisch)
SternmiereStellariaStellaris = Sternförmig (lateinisch)
AsterAsterStella = Stern (lateinisch)

Botanische Pflanzennamen nach Personen

Viele Pflanzennamen wurden zu Ehren von Personen vergeben, welche diese Spezies entdeckten, züchteten oder näher beschrieben. Dabei handelt es sich meist um Botaniker, Gärtner oder Forschungsreisende.

Schon gewusst?

Von Personen abgeleitete Pflanzennamen sind an den Endungen „ii“, „ianus“ oder „ianum“ erkennbar.

Beispiele:

  • heldreichii – Theodor von Heldreich (Direktor Botanischer Garten Athen)
  • ledebourii – C.F. von Ledebour (Direktor Botanischer Garten Dorpat)
  • fortunei – R. Fortune (englischer Botaniker und Fachschriftsteller)
  • sieboldianus – P.F. von Siebold (deutscher Botaniker Asienforscher)

Botanische Pflanzenbezeichnungen nach Sagengestalten

In verschiedenen Pflanzennamen verstecken sich Bezeichnungen von Sagengestalten.

Beispiele:

  • Schafgarbe (Achillea) – griechischer Sagenheld Achilles
  • Adonisröschen (Adonis flammea) – Adonis, Geliebter der Venus
  • Bingelkraut (Mercurialis) – griechischer Gott Merkur
  • Seerose (Nymphaea) – Nymphe, weibliche Naturgottheit

Botanische Pflanzennamen nach Ländern und Regionen

Finden sich in den Pflanzenbezeichnungen geografische Namen, lässt dies einen Rückschluss auf das Verbreitungsgebiet zu. So tragen viele Alpenpflanzen die Bezeichnungen alpina oder montana.

Beispiele:

gebräuchlicher Pflanzennamebotanischer PflanzennameVerbreitungsgebiet
Kanaren-WolfsmilchEuphorbia canariensisKanarische Inseln
Alpen-LeinkrautLinaria alpinaAlpenraum
GoldmohnEschholzia californicaKalifornien
Kanadische GoldruteSolidago canadensisKanada

Botanische Bezeichnungen nach Eigenschaften

Beispiele:

  • aculcatus – stachelig
  • acutifolius – spitzblättrig
  • baccatus – beerentragend
  • brachhypodus – kurzstielig
  • alatus – geflügelt
  • acuminatus – lang und zugespitzt

Botanische Pflanzennamen nach Farbe

Beispiele:

  • album – weiß
  • argenteum – silbrig
  • aureum – golden
  • azureus – blau
  • flava – gelb
  • rubra – rot
  • rosea – rosa
  • variegata – bunt

Botanische Fachbegriffe am Beispiel von Orchideen

Orchidee Baum
Epiphyt: Orchidee wächst auf einem Baum | © Oliver / stock.adobe.com

Hybride

Als Hybride wird die Kreuzung zwischen zwei Arten oder Gattungen bezeichnet. Bei Orchideen kommen Kreuzungen auch zwischen den Gattungen vor. Man spricht dann von Mehrgattungshybriden.

Epiphyt

Diese Pflanzen wachsen auf der Rinde anderer Gewächse. Neben den Orchideen trifft dies auch auf Moose oder Farne zu.

Lithophyt

Dabei handelt es sich um Pflanzen, die auf Steinen und Felsen wachsen.

Monopodial

Dies ist eine Wuchsform, bei der die Orchidee aus einem Stamm heraus immer weiter nach oben wächst.

Bulbe

Diese Bezeichnung tragen die verdickten Sprossknollen der Orchideen, welche als Speicherorgan dienen.

Auswahl von Pflanzennamen bei Neuzüchtungen

Neben dem botanischen Namen werden Zuchtpflanzen mit einem Sorten- oder Handelsnamen versehen. Bei alten Sorten wurden dafür ebenfalls botanische Bezeichnungen verwendet und die Wuchsform, die Blütenfarbe oder das Verbreitungsgebiet umschrieben.

Heute wählen die Züchter den Sortennamen selbst aus. Viele Pflanzenliebhaber lassen ihrer Kreativität freien Lauf. So finden sich neben dem jeweiligen Artnamen die verschiedensten Sortennamen hinten angestellt. Dabei kann es sich um Fantasienamen, um Prominente und Persönlichkeiten oder um die Nennung von Sponsoren handeln. Die Züchter lassen sich ihre Kreationen urheberrechtlich schützen. Dabei setzt sich der Trend englischer Sortennamen wie, Rose „Queen Anne“ oder „Aspirin Rose“, durch. Diese sind wohlklingender und finden auf dem internationalen Markt mehr Beachtung.

Dagmar von Gartentipps.com

Seit über 14 Jahren ist Dagmar Dittfeld als Online-Redakteurin für Gartentipps.com aktiv. Auf dem Land aufgewachsen, weiß sie die Vorzüge eines Selbstversorger-Gartens auch heute noch zu schätzen. Ihre ganz besondere Leidenschaft gilt der Gestaltung von Garten, Balkon und Terrasse. Mit ihren Ideen zum Dekorieren, Do-It-Yourself und Upcycling hat Dagmar schon viele Leser zum Nachmachen inspiriert.

Antwort hinterlassen