Wurzelpetersilie ist ein wahres Multitalent im Gemüsegarten. Sie vereint den aromatischen Geschmack der Blattpetersilie mit der Vielseitigkeit einer Wurzelpflanze.
Die Wurzelpetersilie, botanisch Petroselinum crispum subsp. tuberosum oder auch Petersilienwurzel genannt, ist ein fast vergessener Schatz im Gemüsegarten. Dabei war sie früher ein fester Bestandteil der traditionellen Küche, insbesondere in Suppen und Eintöpfen. Ihre aromatische Wurzel, die an Pastinaken erinnert, kombiniert nämlich den typischen Petersiliengeschmack mit einer feinen Würze. Und das Beste: Auch das zarte, grüne Laub kann verwendet werden. Es lohnt sich also dieses in Vergessenheit geratene Gemüse selbst anzubauen. Wie genau das geht und auf was es bei der Pflege alles ankommt, erkläre ich Ihnen nachfolgend im Detail.
Inhalte
- 1 Herkunft, Verbreitung und Geschichte
- 2 Aussehen und Wuchs
- 3 Achtung, Verwechslungsgefahr: Wurzelpetersilie und Pastinake
- 4 Verwendung in der Küche
- 5 Steckbrief
- 6 Besonderheiten der Pflanze
- 7 Optimaler Standort
- 8 Der ideale Boden
- 9 Die besten Sorten für den Gartenanbau
- 10 Pflanzanleitung
- 11 Tipps zur Pflege
- 12 Ernte und Lagerung
- 13 Vermehrung
Herkunft, Verbreitung und Geschichte
Die Wurzelpetersilie stammt ursprünglich aus dem Mittelmeerraum, wo auch ihre nahen Verwandten, die Blattpetersilie und Sellerie, heimisch sind. Bereits die alten Griechen und Römer kannten Petersilienarten, nutzten diese jedoch hauptsächlich als Heil- und Gewürzpflanze. Erst im Mittelalter fand die Zucht von Formen mit verdickter Wurzel statt, wodurch sich die Wurzelpetersilie zu einem wichtigen Bestandteil der mitteleuropäischen Küche entwickelte. Besonders in Deutschland, Österreich und Osteuropa hat sie bis heute ihren festen Platz auf dem Speiseplan. Vor allem als Zutat in Suppen, Eintöpfen oder auch als aromatische Beilage zu Fleischgerichten.
Aussehen und Wuchs
Die Wurzelpetersilie gehört zur Familie der Doldenblütler (Apiaceae) und ist somit eng verwandt mit Karotten, Pastinaken und Sellerie. Sie ist eine zweijährige Pflanze, die im ersten Jahr ihre charakteristische Wurzel bildet und im zweiten Jahr zur Blüte kommt. Wurzelpetersilie erreicht eine Wuchshöhe von etwa 30 bis 60 Zentimetern und eine Breite von rund 20 Zentimetern.
Die Wurzel ist weißlich bis hellbeige, spitz zulaufend und erreicht eine Länge von bis zu 20 Zentimetern. Im Gegensatz zur Pastinake ist sie etwas schmaler und besitzt ein intensiveres, leicht pikantes Aroma. Die Blätter wiederum erinnern stark an die glatte Petersilie. Sie sind dunkelgrün, fein gefiedert und ebenfalls essbar.
Im zweiten Jahr bildet die Pflanze noch eine Blüte aus, die in großen Dolden erscheint und kleine, unscheinbare, gelblich-weiße Blüten trägt.
Autoren-Kommentar von M. Liebeskind
💡 Unterschied zwischen Wurzel- und Blattpetersilie:
Während die Blattpetersilie hauptsächlich wegen ihres frischen Grüns angebaut wird, liegt der Fokus bei der Wurzelpetersilie auf der unterirdischen Rübe. Ihre Blätter sind zwar essbar, aber weniger zart als die der Blattpetersilie. Der Geschmack der Wurzelpetersilie ist intensiver und erinnert leicht an Sellerie. Die Wurzeln sind das Hauptprodukt, während bei der Blattpetersilie die Wurzeln kaum ausgebildet werden.
Achtung, Verwechslungsgefahr: Wurzelpetersilie und Pastinake
Auf den ersten Blick können Wurzelpetersilie und Pastinake leicht verwechselt werden. Beide besitzen eine weiße, spitz zulaufende Wurzel. Doch es gibt deutliche Unterschiede: Die Pastinake ist meist dicker, rundlicher und hat eine hellere Schale. Im Geschmack ist sie zudem süßer und milder, während die Wurzelpetersilie ein würzigeres Aroma besitzt. Ein weiteres Erkennungsmerkmal: Der Blattansatz der Wurzelpetersilie ist deutlich schmaler und leicht eingesunken.
Verwendung in der Küche
Die Wurzelpetersilie ist ein echtes Allround-Talent in der Küche. Die aromatische Wurzel wird wie anderes Wurzelgemüse geschält, geschnitten und gekocht. Sie verleiht Suppen, Eintöpfen und Soßen eine angenehm würzige, leicht nussige Note. Aber auch als Ofengemüse, Püree oder Bestandteil eines Gemüsemixes macht die Wurzelpetersilie eine hervorragende Figur.
Doch nicht nur die Wurzel, sondern auch die Blätter können wie bei der krausen und der Blattpetersilie frisch gehackt und als Würzkraut verwendet werden. Besonders beliebt ist die Kombination aus beidem: Blätter für das frische Aroma, Wurzel für die Tiefe des Geschmacks.
Steckbrief
| Wurzelpetersilie (Petroselinum crispum subsp. tuberosum) | |
|---|---|
| Familie: | Doldenblütler (Apiaceae) |
| Wuchs: | zweijährig, krautig, 30 – 60 cm Höhe |
| Wurzel: | weißlich-beige, spitz zulaufend, aromatisch |
| Blüte: | kleine, gelblich-weiße Dolden im zweiten Jahr |
| Standort: | sonnig bis halbschattig |
| Boden: | humos, locker und nährstoffreich |
Besonderheiten der Pflanze
Eine Besonderheit der Wurzelpetersilie liegt in ihrer Vielseitigkeit. Sie liefert sowohl eine essbare Wurzel als auch schmackhaftes Grün. Zudem ist sie frostresistent und kann bei milder Witterung den ganzen Winter über im Beet verbleiben. Auch die Lagerfähigkeit ist beeindruckend. Richtig gelagert hält sich die Wurzel mehrere Monate. Darüber hinaus enthält sie viele Vitamine und Mineralstoffe, darunter Vitamin C, Kalium und Eisen.
Optimaler Standort
Die Wurzelpetersilie liebt sonnige bis halbschattige Lagen. Ein Platz mit mindestens fünf Stunden Sonne pro Tag fördert jedoch das Wurzelwachstum, weshalb es ratsamer ist, die Wurzelpetersilie an einem sonnigen Platz anzubauen. Das Tolle: die Pflanze ist relativ robust gegen Witterungseinflüsse. Windgeschützte Beete helfen ihr jedoch, die empfindlichen Keimlinge zu schützen, während eine gute Luftzirkulation Krankheiten vorbeugt.
Der ideale Boden
Der Boden sollte humos, locker und nährstoffreich sein. Lehmige und somit schwere Böden eignen sich daher nicht für den Anbau von Wurzelpetersilie. Einen derartigen Boden sollten Sie vor dem Pflanzen mit Sand oder Kompost verbessern, damit die Wurzeln ungehindert wachsen können. Ein pH-Wert zwischen 6,5 und 7,5 ist zudem optimal für das Gemüse. Achten Sie außerdem darauf, dass keine Staunässe entsteht, denn diese verträgt die Pflanze gar nicht. Eine gute Drainage ist daher Pflicht.
Die besten Sorten für den Gartenanbau
Für den Hobbygarten eignen sich besonders folgende Sorten:
- ‘Halblange‘: ertragreicher Klassiker mit aromatischer, gleichmäßiger Wurzel
- ‘Arat‘: Mittellange, schnell wachsende Wurzel mit feinem Geschmack
- ‘Eagle‘: Moderne Züchtung mit hoher Krankheitsresistenz
- ‘Berliner Halblange‘: Traditionssorte mit hervorragendem Aroma und guter Lagerfähigkeit
Pflanzanleitung

➜ Vorziehen:
Herkömmliche Petersilie sowie auch Wurzelpetersilie können Sie ab Februar auf der Fensterbank oder im Frühbeet vorziehen. Verwenden Sie dafür Anzuchterde und säen Sie die Samen etwa 1 cm tief aus. Die Keimung dauert anschließend relativ lange. Oft sogar bis zu 3 Wochen. In dieser Zeit ist es wichtig, auf eine gleichmäßige Feuchtigkeit zu achten. Der Boden darf aber nicht zu nass sein. Die vorgezogenen Pflanzen dürfen dann nach den letzten Frösten, also etwa ab Mitte April bis Anfang Mai, ins Freie gepflanzt werden.
➜ Direktaussaat im Beet:
Ab Ende März bis April können Sie die Wurzelpetersilie auch direkt ins Beet säen. Der Boden sollte hierfür feinkrümelig sein. Die Samen dann in Reihen mit 25 cm Abstand säen. Nach dem Auflaufen sollten Sie die Pflanzen auf 8 bis 10 cm Abstand vereinzeln.
➜ Anbau im Topf oder Hochbeet:
Auch im Topf oder Hochbeet lässt sich Wurzelpetersilie, wie auch die herkömmliche Petersilie anbauen. Verwenden Sie hierfür tiefe Gefäße (mindestens 25 cm), damit sich die Wurzeln ungestört entwickeln können. Eine gute Drainage und regelmäßiges, aber sparsames Gießen sind hier besonders wichtig. Lesetipp: Drainage im Blumentopf anlegen – Geeignete Materialien & Anleitung
Tipps zur Pflege
💧 Gießen:
Wurzelpetersilie braucht eine gleichmäßige Bodenfeuchtigkeit. Gießen Sie deshalb regelmäßig, aber nicht zu viel. Besonders in der Wachstumsphase sollte der Boden nie ganz austrocknen, aber auch nicht vernässen. An heißen Sommertagen ist es ratsam, frühmorgens oder am späten Abend zu gießen, um die Verdunstung zu vermeiden. Regenwasser ist zum Gießen übrigens ideal, da es kalkarm ist und den Boden nicht zusätzlich belastet. Lesetipp: Regenwasser auffangen und als Gießwasser nutzen – 3 Möglichkeiten vorgestellt
🪴 Düngen:
Eine Grunddüngung mit reifem Kompost vor der Aussaat reicht meist aus, um die Pflanzen gut zu versorgen. Während der Wachstumsphase können Sie bei Bedarf mit etwas organischem Flüssigdünger nachhelfen. Eine zusätzliche Gabe von Pflanzenjauche (zum Beispiel Brennnesseljauche) stärkt die Pflanze auf natürliche Weise und fördert die Bodenaktivität.
❄️ Überwinterung:
Wurzelpetersilie ist frosthart und kann im Beet überwintern. Sie kann im Beet bleiben und nach Bedarf geerntet werden. Sollten starke Fröste drohen, können Sie das Gemüse mit einer Mulchschicht schützen. In Regionen mit sehr kalten Wintern empfiehlt es sich, zusätzlich Reisig oder Laub über die Pflanzen zu legen. Alternativ können Sie die Wurzeln im Herbst ernten und in feuchtem Sand im Keller lagern, um sie bis ins Frühjahr frisch zu halten.
✂️ Schnitt:
Das Laub können Sie regelmäßig ernten. Wichtig ist, dass Sie es nicht komplett abschneiden, damit die Pflanze weiterhin Photosynthese betreiben kann. Entfernen Sie daher nur die äußeren Blätter und lassen Sie den inneren Herztrieb stehen.
🪱 Krankheiten und Schädlinge:
Gelegentlich tritt die Möhrenfliegen auf. Ein feinmaschiges Gemüseschutznetz hilft vorbeugend, insbesondere während der Hauptflugzeit der Möhrenfliege (von Ende April bis August, manchmal auch bis September). Pflanzen Sie die Wurzelpetersilie daher besser nicht direkt neben Möhren oder Pastinaken, um einen Kreuzbefall zu vermeiden. Hilfreich ist auch eine Mischkultur mit Lauch, Zwiebeln oder Knoblauch, da deren Duft die Schädlinge fernhält.
Pilzkrankheiten entstehen meist durch Staunässe oder eine zu dichte Pflanzung. Hier hilft es, die Pflanzen regelmäßig zu kontrollieren, abgestorbene Blätter zu entfernen und den Boden vorsichtig zu lockern, um die Belüftung zu verbessern. Zusätzlich können Sie durch die Beachtung der Fruchtfolge im Gemüseanbau und der Pflanzung einer Mischkultur (zum Beispiel mit Zwiebeln oder Lauch) die Anfälligkeit gegenüber Schädlingen deutlich reduzieren.
Ernte und Lagerung
Die Ernte erfolgt je nach Aussaat zwischen Oktober und März. Die Wurzeln dabei vorsichtig mit einer Grabegabel lockern und herausziehen. Nach dem Waschen und Trocknen lassen sie sich mehrere Wochen im Kühlschrank lagern. Für eine längere Lagerung eignet sich der Keller. Die Wurzelpetersilie sollten Sie dann jedoch in feuchtem Sand einschlagen.
Vermehrung

Die Wurzelpetersilie können Sie über Samen vermehren. Hierfür haben Sie zwei Möglichkeiten: entweder, Sie lassen im zweiten Jahr Pflanzen stehen und ernten eigene Samen, oder Sie kaufen Samen. Beide Varianten erkläre ich Ihnen nachfolgend etwas genauer:
➜ Samen ernten und neu säen:
Nach der Blüte bilden sich kleine Samen, die Sie ernte, trocknen und bis zur nächsten Saison aufbewahren können. Achten Sie dabei auf eine trockene, dunkle Lagerung, um eine Schimmelbildung zu verhindern. Besonders gut eignen sich Papiertüten oder kleine Gläser mit Belüftungslöchern, um die Feuchtigkeit fernzuhalten. Aussäen können Sie die Samen dann, wie unter dem Abschnitt „Pflanzanleitung“ beschrieben.
➜ gekaufte Samen säen:
Alternativ lassen sich gekaufte Samen jedes Jahr neu aussäen. Diese Methode ist unkompliziert und gewährleistet eine gleichmäßige Keimung. Für besonders gute Ergebnisse können Sie die Samen vor der Aussaat 12 bis 24 Stunden in lauwarmem Wasser einweichen. Dadurch wird die Keimung beschleunigt. Aussäen können Sie die Samen dann ebenfalls, wie unter dem Abschnitt „Pflanzanleitung“ beschrieben.





