Samen benötigen immer Wärme, um zu keimen. Falsch! Es gibt auch sogenannte Kaltkeimer. Worum es sich dabei handelt und wie sie gesät werden, erkläre ich hier.

Wenn Sie im Handel Samen kaufen, die Sie noch nie selbst ausgesät haben, werden Sie sich vor der Aussaat sicherlich auch immer die Pflanzanleitung durchlesen. In der Regel wird darin beschrieben, wann und wie die Samen richtig ausgesät werden. Also alles ziemlich gelingsicher. Anders sieht es hingegen aus, wenn auf der Verpackung der Begriff „Kaltkeimer“ zu finden ist. Dann befindet sich vor allem bei Gartenneulinge oftmals ein großes Fragezeichen über dem Kopf. Denn was versteht man denn unter einem Kaltkeimer und vor allem, wie wird er richtig ausgesät? Die kurzen Pflanzanleitungen auf den Samenverpackungen geben dazu meist nur wenige Informationen her. Deshalb erkläre ich Ihnen hier im Detail, was es mit Kaltkeimern auf sich hat.

Was versteht man unter einem Kaltkeimer?

Kaltkeimer, früher auch Frostkeimer genannt, sind Pflanzen, deren Samen eine Kälteperiode benötigen, um überhaupt keimen zu können. Denn dank der Kälte wird die sogenannte Keimruhe gebrochen und der Keimprozess angeregt. Diesen Prozess nennt man Stratifikation. Dabei werden die Samen kühlen Temperaturen ausgesetzt, die typischerweise zwischen 0 und 10 Grad Celsius liegen.

Diese Anpassung ermöglicht es den Samen, die Wintermonate unbeschadet zu überdauern und im Frühjahr, wenn die Bedingungen für das Wachstum günstig sind, zu keimen. Denn ohne diese Kälteperiode würden die Samen zu einem ungeeigneten Zeitpunkt keimen. Beispielsweise etwa im Herbst, wenn junge Pflanzen den bevorstehenden Winterbedingungen wahrscheinlich nicht standhalten würden. Die Kälteperiode sorgt also dafür, dass die Samen erst im Frühjahr keimen, wenn die Bedingungen für das Pflanzenwachstum optimal sind.

Wo werden Kaltkeimer am besten ausgesät?

Die Kälteperiode können Sie auf natürliche Art und Weise nutzen, indem Sie die Kaltkeimer einfach während der Winterzeit im Freien aussäen. Alternativ dazu können Sie die Samen auch in Anzuchtschalen geben und ins Gewächshaus stellen. So würden Sie die natürliche Kälte des Winters optimal ausnutzen, um neue Pflanzen heranzuziehen.

Sie können die Kälteperiode aber auch künstlich erzeugen. Und zwar, indem Sie die Samen für eine bestimmte Zeit, üblicherweise einige Wochen oder sogar Monate, im Kühlschrank lagern. Auf diese Weise werden die natürlichen Bedingungen nachgeahmt, unter denen die Samen im Winter einer Kälteperiode ausgesetzt wären. Das wiederum ist ein Signal für die Samen, dass es sicher ist zu keimen, sobald die Temperaturen wieder steigen.

So säen Sie Kaltkeimer richtig aus

Elfenspiegel
Säen Sie die Samen am besten in Anzuchtschalen aus – © Osterland / stock.adobe.com

Prinzipiell ist es ratsam immer zunächst auf den Samentütchen nachzuschauen, wie die Kaltkeimer ausgesät werden. Denn manchmal benötigen einige von ihnen eine „Extrabehandlung“. Generell werden Kaltkeimer jedoch folgendermaßen ausgesät:

• Schritt 1 – Vorbereitung:

Im Spätherbst von Oktober bis November können Sie die Kaltkeimer entweder direkt ins Beet oder in Aussaatgefäße, die ins Freie gestellt werden, säen. Befüllen Sie dazu eine Anzuchtschale gleichmäßig mit Erde. Ich empfehle hierfür Aussaaterde.

Bestseller Nr. 1
COMPO BIO Anzuchterde und Kräutererde – torffreie...
COMPO BIO Anzuchterde und Kräutererde – torffreie…
Lieferumfang: 1x COMPO BIO Anzucht- und Kräutererde (torffrei), 5 Liter, Art.-Nr.: 28224
7,49 €

• Schritt 2 – Samen verteilen:

Entnehmen Sie nun die gewünschte Menge an Samen aus dem Saattütchen und verteilen Sie diese gleichmäßig auf der Erde. Beachten Sie dabei die Empfehlungen bezüglich des Aussaatabstandes auf dem Samentütchen.

• Schritt 3 – Samen mit Erde bedecken:

Nehmen Sie ein feines Sieb zur Hand. Befüllen Sie es mit Aussaaterde und lassen Sie eine dünne Schicht auf die Samen rieseln. Nur etwa so viel, dass diese leicht bedeckt sind (2 – 3 mm). Anschließend die Erde noch leicht mit den Handflächen andrücken und mit einer Sprühflasche befeuchten.

• Schritt 4 – Anzuchtschale ins Freie stellen:

Sie können die Anzuchtschale anschließend entweder ins Freie stellen oder ins Gewächshaus. Wichtig ist nur, dass es darin kalt genug ist. Aber auch hier ist ein Blick auf das Samentütchen wieder hilfreich.

• Schritt 5 – Pflege:

Die Keimung der Samen erfolgt dann meist im Frühjahr, nachdem sie die notwendige Kälteperiode überstanden haben. Die zarten Pflänzchen sollten Sie dann am besten mit Gartenvlies vor strengen Frösten schützen. Lesetipp: Gartenvlies: 3 Tipps für die Verwendung.

• Schritt 6 – Vereinzeln:

Sind die Pflänzchen kräftig genug, können Sie diese vereinzeln und somit in Töpfe mit frischer Erde pflanzen. Sind sie kräftig genug, können sie aber auch einen Platz im Garten erhalten.

Ist eine Anzucht auch im Kühlschrank möglich?

Ja, die sogenannte Samenruhe kann auch im Kühlschrank stattfinden, sofern die Temperaturen darin zwischen 1 und 5 °C liegen. Da es jedoch nicht so schön ist eine Anzuchtschale zwischen die Lebensmittel zu stellen, sollten Sie lieber auf einen Gefrierbeutel zurückgreifen. Gehen Sie damit dann folgendermaßen vor:

  1. Füllen Sie in den Gefrierbeutel Anzuchterde und Sand im Verhältnis von 2:1.
  2. Verteilen Sie dann die Samen in der Erde und befeuchten Sie diese leicht. Die Erde sollte nur feucht, nicht nass sein.
  3. Entfernen Sie nun überschüssige Luft aus dem Gefrierbeutel und verschließend Sie diesen.
  4. Legen Sie den geschlossenen Gefrierbeutel jetzt für circa einen Monat in den Kühlschrank. Überprüfen Sie dabei regelmäßig, ob die Samen anfangen zu keimen.
  5. Sobald die Samen keimen, können Sie diese in Töpfe mit Anzuchterde pflanzen und bei Temperaturen von 5 bis 12 °C weiter kultivieren.

Liste mit Kaltkeimern

Unter den Kaltkeimern gibt es nur wenige Obst- sowie Gemüsesorten und Kräuter. Es sind eher Blumen und Stauden, die zu den Kaltkeimern zählen. Hier ein Überblick darüber:

Gemüse:
Kerbelrübe
Meerkohl

Obst:
Äpfel
Birnen
Haselnüsse
Heidelbeeren
Kirschen
Kornelkirsche
Mirabellen
Walnüsse
Zwetschgen

Kräuter:
Arnika
Bärlauch
Dill
Lavendel
Salbei
Schnittlauch
Waldmeister

Blumen und Stauden:
Adonisröschen
Bitterwurz
Duftveilchen
Echte Schlüsselblume
Echtes Seifenkraut
Eisenhut
Flammblume
Frauenmantel
Gänsefingerkraut
Geflecktes Lungenkraut
Gundermann
Guter Heinrich
Hopfen
Hundszahn
Königskerze
Kornblumen
Kornrade
Löwenmäulchen
Mohn
Phlox
Rosen
Rotbuche


Silberblatt
Steinsame
Sterndolden
Stieleiche
Süßdolde
Tränendes Herz
Veilchen
Vergissmeinnicht
Weißbuche

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Youtube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Mutter, Hundebesitzerin und leidenschaftliche Hobbygärtnerin. Schon als Kind habe ich gemeinsam mit meinen Eltern den heimischen Garten bewirtschaftet und mich für dessen Gestaltung interessiert. Jetzt besitze ich meinen eigenen Garten und zeige meiner Tochter, wie einfach es ist Obst, Gemüse und Blumen selbst zu züchten. Ein Garten bedeutet viel Arbeit - er belohnt uns dafür aber auch mit einer reichen Ernte, wunderschönen Blumen und dem tollen Gefühl aus eigener Kraft etwas geschaffen zu haben.

Antwort hinterlassen