Manche schimpfen sie Unkraut, andere feiern sie als Heilkraut: Die Kleine Braunelle. Fakt ist, dass die kleine Wiesenblume so einiges kann, außer im Rasen zu stören. Das gilt nicht nur für ihre Heilwirkung, sondern auch für ihre dekorativen Zwecke.

Kleine Braunelle
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Die Kleine Braunelle (Prunella vulgaris) fällt bereits durch ihre eigensinnigen Blütenstände auf. Ihre schuppigen Knospen erinnern im geschlossenen Zustand stark an Hopfen. Sobald sich die quirligen Blüten aber während der Blütezeit von Juni bis Oktober öffnen, verwandeln sich die Knospen in leuchtend blauviolette Lippenblüten, die auf der Wiese unwahrscheinlich ziervoll wirken.

Trotz ihres Zierwerts wird Prunella vulgaris aber oft als Unkraut definiert. Grund hierfür ist die wuchsfreudige Art der Wildblume, denn sie bildet rasch oberirdische Ausläufer, die sich leicht teppichartig und bis zu 80 cm breit am Standort ausbreiten können. Für Rasenbesitzer eine unliebsame Eigenschaft. Für Liebhaber von Naturambiente im Garten, ebenso wie für Kräuterkundige, eher zu verschmerzen.

Kleine Braunelle als Heilkraut

Im Grunde ist die Kleine Braunelle ein altes Heil- und Gewürzkraut, das in Europa spätestens seit dem Mittelalter als solches genutzt wird. Namhafte Heilkundige wie der italienische Arzt und Botaniker Pietro Andrea Mattioli lobten schon damals die gute Heilwirkung von Braunellenwasser oder Braunellenwein gegen Diphtherie. Die Krankheit wurde damals auch als Bräune-Krankheit bezeichnet, weil sie an den Mandeln einen bräunlich-gelblichen Belag hinterließ. Als nützliches Heilkraut gegen diese krankheitsbedingte “Mandelbräune” erhielt die Braunelle letztendlich auch ihren deutschen Namen.

Kleine Braunelle Heilpflanze
Wertvolle Heilpflanze | © FotoHelin / stock.adobe.com

In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) ist Prunella vulgaris dagegen als Xia Ku Cao bekannt. Auch hier ist die Heilpflanze schon seit dem Altertum in Gebrauch, allerdings eher gegen Augenentzündungen und Schilddrüsenerkrankungen. Dazu verwendet die TCM maßgeblich die Blüten der Kleinen Braunelle, wie sie auch für Braunellenwein üblich ist. Für die Herstellung von Braunellenwasser sind dagegen die Blätter der Pflanze interessant. Insgesamt kann Kleine Braunelle bei folgenden Gesundheitsbeschwerden helfen:

  • Angina
  • Bluthochdruck
  • Hals- und Rachenentzündungen
  • Haut- und Schleimhautentzündungen
  • Magen-Darm-Beschwerden
  • Menstruationsbeschwerden
  • Wechseljahrsbeschwerden
  • Wunden und Verletzungen
  • Wurm- und Parasitenbefall

Übrigens: Als Gewürzkraut kommt Kleine Braunelle auch in der Volksküche zum Einsatz. Ob Suppen, Eintöpfe, Kartoffelpüree, Pesto, Frischkäse, Kräuterquark oder Kräuterbutter – die Einsatzmöglichkeiten sind vielseitig. Gerne wird das Kraut hier auch mit anderen Wildkräutern wie Gundermann, Schnittlauch, Petersilie oder Sauerampfer kombiniert.

Dass Prunella vulgaris so eine gute Wirkung gegen Entzündungen und Infektionen zeigt, hat einen Grund. Denn die Pflanze enthält große Mengen an pflanzlichen Gerbstoffen (sog. Tanninen). Gerbstoffe erhielten ihren Namen, weil sie bis heute zum Gerben und somit zum Desinfizieren von Leder in Gebrauch sind. Und auch medizinisch werden die desinfizierenden Gerbstoffe seit jeher zur Behandlung von Infektionen und Entzündungsvorgängen verwendet.

In der Kleinen Braunelle tummeln sich aber noch weitere heilsame Inhaltsstoffe. Beispielsweise wirken ihre Bitterstoffe verdauungsfördernd und helfen bei Verdauungsbeschwerden wie Blähungen oder Magenschwäche. Das ß-Sitosterol in Prunella vulgaris ist außerdem ein wertvolles Pflanzenhormon das gerade in der Frauenheilkunde gerne zur Behandlung von menopausalen Beschwerden eingesetzt wird. Die Kleine Braunelle hat medizinisch also eine große Wirkung.

Kleine Braunelle im Garten

Es ist wohl unnötig zu erwähnen, dass die Kleine Braunelle in zahlreichen Apotheker- und Kräutergärten gerne gepflanzt wird. Allerdings gibt es noch deutlich mehr schöne Pflanzideen für das vermeintliche Unkraut. Immerhin ist Prunella vulgaris, neben Westasien, in ganz Europa heimisch und damit auch hierzulande fester Bestandteil der natürlichen Flora.

Vor allem auf Rasen- und Wiesenflächen ist sie häufig anzutreffen. Als Futterpflanze für Nutzvieh und Kleintiere gedeiht sie außerdem auf Weideflächen sehr üppig. Das sogar mitunter bis in Höhenlagen von 2.000 m, wie es in den Alpen der Fall ist. Ebenso suchen Nützlinge wie Bienen und Hummeln die Braunelle gerne auf. Im Garten eignet sich die Kleine Braunelle daher hervorragend für naturnahe Gestaltungskonzepte wie

Im Waldgarten eignet sich die Kleine Braunelle unter anderem als Unterpflanzung lichter Sträucher. Als Bodendecker zur Dachbegrünung macht sich Prunella vulgaris ebenfalls gut. Da die Pflanze nur ca. 20 cm groß wird und rasch blickdichte Teppiche ausbildet, kann man hier ganze Dachflächen wunderbar und schmuckvoll mit der Wildblume begrünen.

» Tipp: Eine Kultur im Kübel ist bei Kleiner Braunelle ebenfalls denkbar. Da die Pflanze aber bis zu 80 cm Wuchsbreite erreicht, sollten die Pflanzgefäße eher breit und flach gewählt werden. Auf diese Weise hat der Bodendecker ausreichend Platz, um seinen Pflanzenteppich ungestört auszubilden.

Kleine Braunelle – Standort und Aussaat

Die Kleine Braunelle gehört zur natürlichen Blumengesellschaft auf sogenannten Fettwiesen. Damit sind äußerst nährstoffreiche („fette“) Naturwiesen gemeint, die einen hohen Feuchtigkeitsgehalt aufweisen. Wegen ihrer guten Nährstoffversorgung sind Fettwiesen äußerst artenreich. Neben der Braunelle sprießen hier auch andere Wildblumen wie Flockenblumen, Gänseblümchen, Glockenblumen, Hahnenfuß, Kornblumen, Löwenzahn, Mohn, Pippau, Spitzwegerich oder Wegwarten sehr zahlreich. Entsprechende Blumen sind daher auch ideale Pflanzpartner für die Kleine Braunelle.

Wer keine Fettwiese im Garten hat, kann Prunella vulgaris aber dennoch kultivieren. Denn auch mit Magerwiesen und Halbtrockenrasen kommt das Blümchen gut zurecht. Voraussetzung ist, dass das Substrat tonig bis lehmig, gut durchlässig sowie mäßig trocken bis frisch ist. Grundsätzlich sollte der Standort auch sonnig bis absonnig sein, damit die Pflanze genügend Licht abbekommt.

Mit Blick auf Kalk ist die Pflanze zwar tolerant, jedoch magert der Boden bei zu hohem Kalkgehalt schnell ab. Für den hohen Nährstoff- und Humusbedarf der Pflanze ist das nicht wünschenswert. Halten Sie das Substrat daher lieber kalkarm mit schwach alkaklischen bis neutralen Boden-pH-Werten zwischen 7,5 und 8.

Aussaat in 3 Schritten

  1. Die beste Zeit für eine Aussaat von Prunella vulgaris ist der Frühling. Sie können hier von März bis April problemlos aussäen, auch wenn die Temperaturen noch verhältnismäßig kühl sind. Denn die Kleine Braunelle ist ein Kaltkeimer und benötigt zur Keimung moderate Temperaturen um die 6 °C. Alternativ ist eine Aussaat im Herbst denkbar, wobei hier eine Vorkultur der Samen im Kühlschrank stattfinden sollte.
  2. Wichtig ist es, den Standortboden für die Bedürfnisse der Kleinen Braunelle gut vorzubereiten. Zu sandige Böden sollten vorab mit torffreier Blumenerde oder Kompost optimiert werden. Zur Grunddüngung ist eine Handvoll Kompost oder Humus empfehlenswert.
  3. Braunellen sind nicht nur Kalt- sondern auch Lichtkeimer. Das Saatgut darf deshalb nur leicht angedrückt werden, damit es genügend Sonne zur Keimung bekommt. Sobald die Keimlinge eine Höhe von 10 bis 15 cm erreicht haben, können Sie sie auf einen finalen Pflanzabstand von 25 cm vereinzeln.

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Kleine Braunelle gießen und düngen

Da es sich bei Prunella vulgaris um eine heimische Wildpflanze handelt, ist sie eigentlich bestens an hiesiges Klima angepasst. Dementsprechend gut kommt sie auch mit natürlichem Niederschlag aus. Selbst längere Trockenphasen werden ohne größere Probleme überstanden. In besonders heißen Sommern tut aber hin und wieder ein kräftiger Schauer aus der Gießkanne gut.

Wer den Freilandstandort der Kleinen Braunelle vorab mit einer guten Grunddüngung versehen hat, muss in den ersten Standjahren nicht zusätzlich düngen. Nur alle drei Jahre sind im Frühling kleinere Nährstoffgaben notwendig, wobei Sie hier bitte organischen Dünger (z.B. Vogelguano oder Komposterde) oder Kräuterdünger ausgeben. Anders verhält es sich bei Topfkulturen. Hier sollte man schon im zweiten Standjahr düngen.

Kleine Braunelle schneiden und vermehren

Ein Schnitt kann an der Kleinen Braunelle aus mehreren Gründen notwendig werden. Zur Ernte der heilsamen Pflanzenteile kann man beispielsweise im Sommer die Schere oder Sichel ansetzen. Auch in Wildblumensträußen machen sich die Blutentriebe der Braunelle gut, weshalb man sie ggf. auch als Schnittblume nutzen kann.

Rasenbesitzer mähen die Stauden der Prunella vulgaris dagegen gerne vor der Blüte ab, um eine Vermehrung durch Selbstaussaat im Rasen zu vermeiden. Auch kann man den Rasen im Frühling vertikutieren oder die Pflanzen per Hand ausrupfen. Dabei sollte aber dringend darauf geachtet werden, dass man auch restlos alle Wurzeln mit auszieht. Ansonsten kommt es nämlich zur weiteren Vermehrung der Pflanze durch Ausläufer.

Vermehrung durch Ausläufer

Die einfachste Art der Vermehrung ist bei Kleiner Braunelle die über Ausläufer. Die sogenannten Stolonen bilden sich recht eifrig an der Staude und können im Frühjahr nach dem Austrieb unkompliziert von der Pflanze abgenommen werden.

Vermehrung durch Wurzelteilung

Ältere Pflanzen der Prunella vulgaris könnten von einer Teilung des Wurzelstocks profitieren. Dadurch lässt sich nicht nur die stolze Wuchsbreite von fast 1 m im Zaum halten, sondern die Pflanze auch gleich vermehren. Graben Sie die Staude hierzu einfach im Frühjahr oder Herbst aus und stechen Sie mit einem Spaten zwei gleich große Teile ab.

Vermehrung durch Aussaat

Kleine Braunelle Samen
Im Herbst können Sie die Samen absammeln | © stock.adobe.com

Im Herbst bildet die Kleine Braunelle kleine Klausenfrüchte aus. Diese zerfallen nach der Fruchtreife in vier Klausen, die sich ohne Gegenmaßnahmen munter im Gartenbeet oder auf der Wiese verteilen. Um die Selbstaussaat zu unterbinden, schneiden Sie welke Blütenstände am besten zeitnah ab. Das Saatgut können Sie später für eine kontrollierte Aussaat verwenden.

Krankheiten und Schädlinge

Eigentlich ist Prunella vulgaris von Haus aus recht robust gegenüber Schädlingen. Gelegentlich kann es zu einem Befall durch Zikaden kommen. Sie verursachen jedoch selten größere Schäden an der Pflanze und lassen sich durch ein ausgiebiges Abbrausen mit dem Gartenschlauch leicht vertreiben.

Wesentlich problematischer können dagegen Pflanzenkrankheiten an der Kleinen Braunelle werden. Sie treten vor allem bei unsachgemäßer Pflege oder stark schwankenden Witterungsverhältnissen auf. Denkbar ist dann zum Beispiel ein Pilzbefall durch Echten Mehltau. Er fällt durch mehlig-weißen Belag an der Blattoberseite betroffener Pflanzen auf und ist meist zu trockenen oder lichtarmen Standorten geschuldet.

Ein sofortiges Entfernen befallener Pflanzenteile ist bei Echtem Mehltau äußerst wichtig. Entsorgen Sie die kranken Blätter und Stängel separat im Hausmüll und nicht auf dem Kompost, damit sich die Pilzkrankheit nicht weiter im Garten ausbreitet. Zur Nachbehandlung kann eine Sprühung mit Ackerschachtelhalmsud helfen. Auch hat es sich bewährt, Pflanzen wie Basilikum, Kerbel oder Schnittlauch zwischen mehltauanfällige Pflanzen zu setzen. Denn der Pilz meidet besagte Pflanzen, die folglich eine natürliche Schutzbarriere gegen den Echten Mehltau bilden.

Schwieriger gestaltet sich eine Behandlung bei der Stängelkrankheit. Die fällt durch schwarzbraune Blattnekrosen an der Kleinen Braunelle auf. Befallene Pflanzen sollten umgehend aus dem Beet bzw. der Wiese entfernt werden. Das zur Sicherheit am besten inklusive Nachbarpflanzen.

Dagmar von Gartentipps.com

Seit über 14 Jahren ist Dagmar Dittfeld als Online-Redakteurin für Gartentipps.com aktiv. Auf dem Land aufgewachsen, weiß sie die Vorzüge eines Selbstversorger-Gartens auch heute noch zu schätzen. Ihre ganz besondere Leidenschaft gilt der Gestaltung von Garten, Balkon und Terrasse. Mit ihren Ideen zum Dekorieren, Do-It-Yourself und Upcycling hat Dagmar schon viele Leser zum Nachmachen inspiriert.

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